25.07.2010: Tiefe Trauer und Wut über die Toten und Verletzten bei der Loveparade in Duisburg - vollständige öffentliche Aufklärung und Bestrafung der Verantwortlichen!
Die Bevölkerung in Duisburg und weit darüber hinaus ist tief bewegt und wütend über die tragischen Ereignisse bei der Loveparade. 19 Menschen wurden getötet, 45 schwer und insgesamt 350 Teilnehmer verletzt. Unser tiefes Mitgefühl und unsere Trauer gelten den Angehörigen und Freunden der Opfer.
Hunderte Menschen haben bereits Blumen an der Unglücksstelle niedergelegt. Als OB Sauerland am Sonntagabend mit einem Blumenstrauß auftauchte, wurde er von den Menschen sofort zur Rede gestellt: „Für sie wird es Ernst – Sie haben das zu verantworten.“ „Wir wollen, dass alles offen gelegt wird“. Rufe wurden laut: „Zurücktreten!“, woraufhin Sauerland eilig die Flucht ergriff.
Die 1,4 Millionen überwiegend jugendlichen Teilnehmer waren gekommen, um gemeinsam zu feiern. Die ganze Organisation durch die Veranstalter und Verantwortlichen der Stadt war bereits im Vorfeld davon geprägt, die Besucher als Problem zu behandeln und sie „unter Kontrolle zu halten“. Eine empörte Anruferin bei Radio Duisburg: „Zwischen Absperrgittern sollten die Menschen eingesperrt werden wie Hühner. Es gab nur einen einzigen Ein- und Ausgang. Das konnte nicht gut gehen.“ Das Gelände war nur für 500.000 Menschen ausgelegt und das Risiko wurde vor allem im Drogen- und Alkoholmissbrauch gesehen. Insgesamt war die Loveparade bis zum Unglück jedoch geprägt von einer Volksfeststimmung und gegenseitiger Rücksichtnahme.
Die MLPD und ihr Jugendverband REBELL treten für den entschiedenen Kampf gegen den Drogensumpf ein, während die Loveparade-Veranstalter dies als „normal“ kultivieren.
Die Duisburger Stadtspitze um Oberbürgermeister Sauerland wollte die Loveparade durchziehen, um sich im Kulturhauptstadtjahr 2010 in der Öffentlichkeit zu profilieren. Offensichtlich ohne Rücksicht auf Verluste. Unter der Bevölkerung, in den Betrieben bis hin zu bekannten Loveparade-Repräsentanten wie DJ Motte, wird breit diskutiert, dass die ganze Veranstaltung zur
reinen Profitmacherei verkommen ist. Alle Warnungen und Hinweise der Teilnehmer auf die Zuspitzung der Lage vor Ort wurden lapidar in den Wind geschlagen. Warum wurde überhaupt nur ein Zugang ermöglicht, der zugleich Ausgang war? Wollten sich Veranstalter und die Stadtspitze das Geld für weitere Sicherheitseinrichtungen und einen geordneten Zu- und Ablauf sparen? Warum konnten zum Schutz der Aufmärsche von NPD und Pro NRW im März mehr als 3.500 Polizisten eingesetzt werden, aber bei 1,4 Millionen Besuchern lediglich 1.700 Sicherheitskräfte? Im Vorfeld gab es kaum konkrete Information zum Ablauf für die Bevölkerung und die Teilnehmer. Vollends desorganisiert wurde die Situation in der Innenstadt und am Hauptbahnhof am Samstagabend. Da wurden 15-jährige mitten in der Nacht einfach in Busse nach Düsseldorf gepfercht und dort abgesetzt, obwohl sie ganz woanders hin mussten und keine Züge mehr fuhren. Bis zum Schluss der Parade gab es keine klaren Ansagen der Veranstalter auf dem Platz, sondern wurde einfach um 23 Uhr die Musik abgestellt.
Oberbürgermeister Sauerland und dem Leiter des Krisenstabs Rabe fiel bei der Pressekonferenz am Sonntag nichts Besseres ein, als die Opfer zu Tätern zu machen und „individuelle Fehler einzelner“ als Ursache zu erklären, „das Sicherheitskonzept habe gegriffen“. Es ist an Zynismus und Menschenverachtung kaum zu überbieten, so über diese Tragödie und die eigene Inkompetenz hinweg zu gehen. Er hatte sich persönlich vehement eingesetzt für dieses Vorzeigeprojekt und offensichtlich die Gefährdung von Menschen billigend in Kauf genommen.
Die Durchführung der Parade ging völlig an den Bedürfnissen und dem Solidaritätsgefühl der Leute vorbei. Eine Woche zuvor haben 3 Millionen Teilnehmern am „Still-Leben“ auf der A 40 bewiesen, dass es wunderbar funktioniert, wenn eine Masse von Menschen zusammen kommt und sich ihre Initiativen entfalten können.
Ohne die Hilfe hunderter Leute wäre die Versorgung der Verletzten nicht so gut möglich gewesen. In Kliniken nahmen sich Patienten auf den Stationen bewusst zurück, um die Versorgung der ankommenden Verletzten zu gewährleisten. Hunderte ehrenamtliche Sanitäter und Helfer waren bis weit in die Nacht im Einsatz. Anwohner in den Stadtteilen halfen orientierungslosen Loveparade-Besuchern, um nach Hause zu kommen.
Nicht die Menschen sind das Problem, sondern die Profitgier der Veranstalter und die Profilierungssucht bürgerlicher Politiker!
Wir fordern:
- Vollständige öffentliche und unabhängige Aufklärung der Vorgänge!
- Bestrafung aller Verantwortlichen!
- OB Sauerland muss sofort zurücktreten!