Dramatische Umweltkatastrophe in Japan - Schluss mit dieser Atompolitik!

11.03.11 - Etwa 382 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio und etwa hundert Kilometer von der Präfektur Miyagi entfernt ereignete sich heute Morgen ein Erdbeben mit katastrophalen Folgen. Es ist eines der fünf stärksten jemals gemessenen Beben. Ausgerechnet in diesem als erdbebengefährdet bekanntes Gebiet stehen elf Atomkraftwerke, von denen zwei erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Zahlreiche Fabriken, Büros und Raffinerien sind in Brand geraten, in der Millionenstadt Tokio ist der Stadtverkehr zusammengebrochen. Tausende Menschen, die im näheren Umfeld des Reaktors wohnen, wurden evakuiert. In Japan wurde der atomare Notfall ausgerufen. Allein bis heute Mittag wurden hunderte von Toten gemeldet. Wir trauern um die Opfer und hoffen heute mit den Millionen Menschen in Japan, dass die schlimmsten Befürchtungen eines atomaren GAUs nicht eintreten mögen.

Bei einem der größten Atomkraftwerke der Welt, dem AKW Fukushima, ist an einem der sechs Reaktoren die Kühlung ausgefallen. Vier weitere Kernkraftwerke wurden sofort automatisch abgeschaltet. In einem Turbinengebäude des Atomkraftwerks Onagawa in der Provinz Miyagi brach ein Feuer aus. Der Brand im Reaktor soll inzwischen gelöscht worden sein. Nach bisherigem Stand heute am späten Nachmittag dürfte Japan knapp einer atomaren Katastrophe entronnen sein, allerdings ist die Gefahr nicht gebannt. In einer ersten Stellungnahme gab der Greenpeace-Reaktorexperte Heinz Smital bereits zu bedenken: "Selbst ein abgeschaltetes Atomkraftwerk kann noch zum GAU führen." Nämlich dann, wenn die Kühlung ausgefallen ist und die Nachwärme aus dem stillgelegten Betrieb zu einer Kernschmelze führen kann. Einige Stunden später, gegen 17 Uhr, unterstrich das der Sprecher der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS), Sven Dokter, in Köln unter Verweis auf japanische Angaben. Da die Notbatterien nur noch wenige Stunden reichen, droht "im allerschlimmsten Fall dann eine Kernschmelze".

Dennoch gaben die japanischen Behörden bereits mittags um 12 Uhr (MEZ) Entwarnung, die nach Erfahrung internationaler Experten allerdings auch schon in früheren Fällen Unfälle an AKWs herunter gespielt hatten. „So eine Situation, dass so viele Reaktoren gleichzeitig betroffen sind, hatten wir noch nie“, sagt Rüdiger Rosenthal vom Bund für Naturschutz Deutschland (BUND) gegenüber der WAZ. „Das zeigt mal wieder, welches Risiko wir mit der Atomkraft eingehen.“

25 Jahre nach dem bisher größten GAU in Tschernobyl wird deutlich, welches unvorstellbare, das Leben von Millionen Menschen bedrohende Risiko die Atomkraftwerke darstellen. Ausgerechnet in Japan, wo heute noch Tausende Menschen um Hiroshima und Nagasaki an den Folgen der atomaren Verstrahlung durch Atombombenabwürfe vor 66 Jahren leiden und 270.000 Todesopfer aus dieser Katastrophe zu beklagen sind. Allein im letzten Jahr starben noch 5.500 an den Spätfolgen. Die aktuelle Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit, konsequent, entschlossen und kompromisslos gegen die herrschende Atompolitik vorzugehen: Sie ist eines der widerwärtigsten Beispiele, wie der krisenhafte Imperialismus bereit ist, für seine Maximalprofite auch die Lebensgrundlagen der Menschheit aufs Spiel zu setzen. Japan, das als das Land der sichersten Kernenergiebetreiber gehandelt wird, zeigt mit aller Deutlichkeit: Die Atomenergie ist nicht beherrschbar.

Für den Stopp und die sofortige Abschaltung aller Atomenergieanlagen auf Kosten ihrer Betreiber!

Auch die deutsche Bundesregierung hat unter Kanzlerin Angela Merkel im Herbst 2009 als eine ihrer ersten Amtshandlungen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke in Deutschland durchgesetzt. Der einzige Zweck war, den betreibenden Energiekonzernen dadurch Milliarden Extraprofite zu garantieren. Dabei wäre eine Kreislaufwirtschaft und die Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien nach den technischen Möglichkeiten heute längst zu realisieren.

Stefan Engel, der Vorsitzende der MLPD, hat Ende 2010 in seinem Interview in der Roten Fahne darauf aufmerksam gemacht, welche Schlussfolgerungen aus dem bereits eingeleiteten Umschlag in eine globale Umweltkatastrophe zu ziehen sind:

"Der bereits eingeleitete Umschlag in eine globale Umweltkatastrophe wird von einer wachsenden Masse von Menschen zunehmend als existenzielle Be­drohung empfunden. Seit dem 24. April beteiligten sich in Deutschland allein 400.000 Menschen, darunter viele Junge, an Protestaktionen gegen die Atompolitik. Der Beschluss der Bundesregierung zur Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke erfolgte gegen den ausdrücklichen Mehrheitswil­len von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung. Wir sehen wichtige Ansätze einer neu ent­stehenden Umweltbewegung, die eine wachsende Politi­sie­rung und Systemkritik be­inhaltet. Zugleich ist das noch lange nicht die internationale Widerstandsfront, die notwen­dig ist, um in dieser dramatischen Situation wirklich eine Wende zu erzwingen. Auf der heutigen Stufe des Kapitalis­mus, der Neuorganisation der internationalen Produktion, hat sich die Zerstörung der Umwelt von einer Begleit­erscheinung zu einer neuen gesetzmäßigen Erscheinung des Imperialismus gewandelt. Das heißt, dass heute die Zerstörung der Umwelt untrennbar mit der gesamten kapitalistischen Produktions- und Verteilungsweise durchdrungen ist. Dieses Problem kann nur gelöst werden, wenn der Imperialismus beseitigt und durch den Sozialismus ersetzt wird. Das bedeutet, dass der aktive Volkswiderstand zur Rettung der natürlichen Umwelt sich immer stärker mit dem Klassenkampf der Arbeiterklasse und seinem gesellschaftsverändernden Kampf für den So­zialismus durchdringen muss."

Die Solidarität mit den betroffenen Menschen in Japan und der entschlossene Kampf zur Durchsetzung der dringendsten Maßnahmen zur Rettung der Umwelt vor der Profitgier muss und wird an diesem Wochenende zum Thema gemacht und die Kräfte für die dringend notwendige Widerstandsfront gestärkt werden: Bei den vielfältigen Aktivitäten der Umweltbewegung, wie unter anderem der geplanten Menschenkette zwischen Stuttgart und Neckarwestheim (siehe Korrespondenz), in der Kleinarbeit der MLPD wie an morgigen Informationsständen und bei den Wahlkämpfen in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Hessen, sowie bei allen anderen politischen Anlässen.

  • Rettet die Umwelt vor der Profitgier!
  • Sofortige Stilllegung aller Atomanlagen auf Kosten der Betreiber!
  • Förderung umweltschonender Energien!

rf-news wird je nach Entwicklung weiter berichten.

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