Weltmarktoffensive auf dem Rücken der Daimler-Beschäftigten

Weltmarktoffensive auf dem Rücken der Daimler-Beschäftigten

Kundgebung beim Aktionstag der IG Metall

Die selbständige Aktion von zirka 40 Kollegen aus der C-Klasse im Daimler-Werk Sindelfingen, die am 2. März zum Betriebsrat marschierten und gegenüber der Werksleitung in kürzester Zeit eine Taktzeitverlängerung von 72 auf 82 Sekunden (bedeutet zirka 100 Autos weniger) durchsetzten, wirft ein Schlaglicht auf die brodelnde Stimmung angesichts der ständig steigenden Arbeitshetze im Gesamtkonzern. Sie ist Ausdruck des bereits seit längerer Zeit begonnenen Stimmungsumschwungs gegen Regierung und Monopole und deren Politik der Abwälzung der Krisenlasten.

Der für diese verschärfte Ausbeutung verantwortliche Daimler-Vorstand unter Führung von D. Zetsche ist gegenwärtig dabei, eine beispiellose Weltmarktoffensive auf dem Rücken der Beschäftigten zu organisieren. Dabei fürchtet er „Unruhe-Herde“ wie in Sindelfingen und versucht sie so schnell wie möglich zu löschen, sowohl durch schnelle Zugeständnisse, aber auch durch Repressionsmaßnahmen gegen kämpferische und klassenkämpferische Kräfte. Nach den selbständigen Kämpfen der Daimler-Kollegen in den Jahren 2004 und 2009 reift die Zeit für einen neuen Kampf der Automobilarbeiter heran, denn auch andere Autokonzerne wie VW ringen mit ihren imperialistischen Konkurrenten um die Weltmarktspitze und stehen dabei kampferfahrenen Belegschaften gegenüber.

Hauptschlachtfeld China
Daimler stellte bereits 2010 einen neuen Produktionsrekord gegenüber dem Vorjahr auf mit weltweit 1,2 Millionen produzierten Pkw. Mit dieser Strategie versucht er aus der Wirtschaftskrise zu kommen und hat den Vorkrisenstand fast erreicht. 2011 soll nun ein weiterer Produktionsrekord aufgestellt werden, wobei sich der Hauptzuwachs des Pkw-Absatzes in China abspielt: Nach zirka 70.000 dort verkauften Pkw im Jahre 2009 waren es 2010 147.000 und sie sollen bis 2014 auf 300.000 noch mal verdoppelt werden. Diese Weltmarktoffensive der Daimler-Bosse mit dem Hauptschlachtfeld China trifft aber unter anderem auf zwei erhebliche Probleme:

Verlagerung und verschärfte Ausbeutung
Die deutschen Produktionsstandorte sind bereits seit längerer Zeit voll ausgelastet und die zulässige Leiharbeiter-Quote von 8 Prozent fast überall schon erreicht oder gar überschritten. Erst letztes Jahr war sie mit Zustimmung der reformistischen Spitze des Gesamt-Betriebsrates von damals noch 4 Prozent glattweg verdoppelt worden.
Der Absatz in China kann nur weiter gesteigert werden, wenn zunehmend auch die Produktion dorthin verlagert wird. Dazu heißt es in einem Artikel des Magazins „Der Spiegel“ unter dem Titel „Deutsche Autobauer schwelgen im China-Rausch“, dass von den geplanten 300.000 Mercedes-Autos in China „200.000 in China gefertigt werden sollen. Dafür investiert der Konzern in den nächsten drei Jahren drei Milliarden Euro in China. Erstmals in der Firmengeschichte baut Mercedes dann Motoren außerhalb von Deutschland.“ (16. 1. 2011)

Personalabbau mit Hintergedanken
Eine verstärkte Fertigung in China und anderen Ländern wird aber mittelfristig zahlreiche Produktionsstandorte in Deutschland infrage stellen, wie im Stamm- und Motorenwerk Stuttgart-Untertürkheim. Vor diesem Hintergrund fährt der Vorstand eine Doppeltaktik:
Zum einen sollen die gegenwärtig voll ausgelasteten Produktionskapazitäten im wesentlichen ohne feste Neueinstellungen bewältigt werden, sondern durch Zusatzschichten und Samstagsarbeit usw. sowie durch weitere Zunahme des Leiharbeiter-Anteils. Zum anderen soll die Belegschaftsstruktur dadurch Schritt um Schritt so verändert werden, dass immer mehr langjährige und damit auch kampferfahrene Kollegen mit Festverträgen ausscheiden. Mittelfristig entsteht dann eine Situation, wo der Daimler-Vorstand hofft,
seine Verlagerungspläne ge-
gen Belegschaften durchsetzen zu können, denen aufgrund
des Personalabbaus wichtige Kampferfahrungen fehlen und die infolge von zunehmender Leiharbeit rechtloser und besser aufspaltbar sind.
Gerade im Dezember 2009 hatte der Daimler-Vorstand ja bereits erfahren, auf welche explosionsartigen selbständigen Streikausbrüche seine Pläne zur Verlagerung der C-Klasse aus Sindelfingen führten. Nur auf den letzten Drücker konnte er damals mit der reformistischen BR-Spitze einen Kompromiss durchsetzen, wonach sowohl die Verlagerung bis 2014 durchgezogen werden soll als auch angeblich die Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Peter Borgwardt, Landesleitung MLPD Baden-Württemberg

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