Ein Thriller nach wahren Begebenheiten

Ein Thriller nach wahren Begebenheiten

Martin Maurer, Terror. Erschienen im Januar 2011 im DUMONT-Buchverlag, 384 Seiten, 19,95 Euro

Buchtipp: „TERROR“ von Martin Maurer

Unter den zahllosen Krimi-Neuerscheinungen dieses Frühjahrs ist Martin Maurers Thriller ein echter Tipp. „Bis vor ein paar Jahren“, so der Autor im Nachwort, „wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen, dass die Geschichte des Terrorismus in Deutschland eine andere sein könnte als die, die ich aus den Geschichtsbüchern und den Medien kannte. Das änderte sich, als mich ein befreundeter Drehbuchautor im Herbst 2005 auf das Thema ,Gladio‘ hinwies.“

„Gladio“ lässt ihn nicht mehr los. Den Haupterzählstrang seines Krimis „TERROR“ bilden daher die Recherchen von Marc Buhr, der der Gesundheit seiner Tochter wegen in ein kleines italienisches Bergdorf gezogen ist. Durch Zufall stößt er auf Spuren eines geheimen Netzwerks („Strategie der Spannung“), in das höchste bundesdeutsche Politikkreise verstrickt sind und das unter anderem zum Bombenanschlag auf das Oktoberfest im Jahr 1980 in München führt. Das Prinzip der „Strategie der Spannung“ funktioniert so: Man lässt Attentate einfach geschehen oder inszeniert sie selbst und schiebt sie dann dem politischen Gegner in die Schuhe, um die Ideen des Gegners zu diskreditieren, ihren Rückhalt in der Bevölkerung zu zerstören und einen „starken Staat“ zu proklamieren.
In einem weiteren Erzählstrang, der zeitversetzt zu Marcs Entdeckungen verläuft und sich später damit durchdringt, erfährt Carla die Skrupellosigkeit des staatlichen Gewaltapparats und entwickelt sich von der überzeugten Pazifistin zur individuellen Rächerin.  
„Genua, Feitag, 20. Juli 2001. Genua brennt. Schwarze Rauchwolken stehen über dem Hafenviertel und versperren den Blick aufs Meer. Hubschraubergeknatter ist über ihr, es müssen mehrere Hubschrauber sein, aber Carla kann sie nicht sehen. … Daniele, Giulia und sie waren am Donnerstag von Padua aus losgefahren, um auf dem G8-Gipfel friedlich für eine gerechtere Welt zu demonstrieren, und waren im Bürgerkrieg gelandet. … Die Polizisten rennen auf sie zu. Sie halten die Gummiknüppel hoch über ihren Köpfen, bereit, auf alles einzuschlagen, was sich ihnen in den Weg stellt. Sie muss mit ihnen reden, denkt sie, muss versuchen, ihnen klarzumachen, dass sie Carla Vazzoler aus Padua ist, dass ihre Eltern Lehrer sind und sie hier ist, weil sie gegen Gewalt, für Frieden und Gerechtigkeit ist … und dann sieht sie die Gesichter der Polizisten, die auf sie zustürmen, und versteht, dass diese Männer sich im Krieg befinden.“
Im Gefängnis werden Carla und ihre Freunde brutal misshandelt und gedemütigt. Sie muss sich unter dem Bild des Duce nackt ausziehen, wird als Hure beschimpft und mit Vergewaltigung bedroht. Sie müssen skandieren: Eins, zwei, drei, hoch lebe Pinochet, vier, fünf, sechs, Tod den Juden. Wer sich weigert, wird niedergeknüppelt.
Neun Jahre später trifft Carla in dem besagten ligurischen Bergdorf auf einen ihrer Peiniger …


„Terror“ ist ein spannender Thriller, der den Leser fesselt und einen Beitrag zur Aufklärung über die Hintergründe leistet. Die Hintermänner des Staatsterrorismus sind nicht einzelne unverbesserliche Altfaschisten. Es ist der Staat der herrschenden Klasse, der sich ihrer bedient, um seinen Terror zur Aufrechterhaltung seiner Macht zu entwickeln.

Inszenierter Terror und verdeckte Kriegführung
Die Anregung zu diesem Krimi erhielt Martin Maurer durch die Forschungsarbeit des Schweizer Autoren und Friedensforschers Daniele Ganser, der über seine schockierenden Forschungsergebnisse auch auf zwei Veranstaltungen des „Arbeiterbildungszentrums“ im Sommer 2010 berichtete.
Im neuen Buch von Stefan Engel, „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“, wird ein Interview der „Basler Zeitung“ vom 16. Dezember 2004 mit Daniele Ganser zitiert, in dem er die NATO-Geheimorganisation „Gladio“ charakterisiert:
„Wie stark richteten sich diese Untergrundarmeen auch gegen ,innere Feinde‘, also gegen die eigene Bevölkerung?
Dieser Kampf gegen den inneren Feind war in einigen Ländern Teil des Konzeptes. Er basierte auf der sogenannten ,Strategie der Spannung‘ und war auf Terror aufgebaut. In Italien und der Türkei wurde diese schon fast teuflische Strategie wohl am erfolgreichsten umgesetzt: mit Bombenanschlägen und Massakern gegen die eigene Bevölkerung, die man anschließend dem politischen Feind, also den Linken, in die Schuhe schob. Man versetzte die Menschen mit blutigen Anschlägen in Furcht und Schrecken, um politische Ziele zu erreichen. In Griechenland ging das 1967 bis zum Militärputsch, an dem die ,LOK‘-Geheimarmee beteiligt war. In der Türkei, wo die Geheimarmee auch an Folterungen beteiligt war, richtete sich der Kampf gegen die Kurden.

Kam es auch in anderen Ländern zu verdeckten Terrorakten?
Für die Anschläge 1980 am Münchner Oktoberfest mit 13 Toten und über 200 Verletzten wurde Waffenmaterial aus den Lagern der Geheimarmee verwendet. In Belgien wurde die Geheimarmee Mitte der 80er Jahre verdächtigt, in die Brabant-Anschläge verwickelt zu sein, bei denen wahllos Menschen in Geschäften niedergeschossen und 28 getötet wurden. Die Untersuchungen liefen in beiden Fällen ins Leere, weil die Geheimdienste sich weigerten, zu kooperieren.“
(„Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“, S. 236/237).

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