„Durst nach wirklicher Demokratie“

„Durst nach wirklicher Demokratie“

Das griechische Protestplakat („Haut ab! Jeden Tag hier, wir werden nicht gehen, wenn sie nicht gehen“) zeigt den Hubschrauber, den der argentinische Präsident de La Rua bei seiner Flucht vor dem Volksaufstand Argentinazo (im Dezember 2001) benutzte.

„Rote Fahne“-Interview mit Errikos Finalis von der Kommunistischen Organisation Griechenlands (KOE)

Die KOE ist eine in den Kämpfen und Protesten in Griechenland, besonders unter der Jugend, verankerte revolutionäre, marxistisch-leninistische Organisation. Die MLPD arbeitet mit der KOE seit langem eng zusammen. KOE und MLPD sind Gründungsorganisationen der ICOR (Internationale Koordinierung revolutionärer Parteien und Organisationen).

Wie sieht das Leben nach einem Jahr harter Kürzungen aus?

Die Mehrheit der Bevölkerung erlebt eine rasche Verschlechterung des Lebensstandards. Die Arbeitslosigkeit hat sich in diesem letzten Jahr fast verdoppelt. Und viele, die noch Arbeit haben, haben einen großen Teil ihres monatlichen Einkommens eingebüßt. So können viele nicht mehr für die Bildung ihrer Kinder aufkommen, wie sie es bis vor kurzem noch konnten. Andere können Medizin- und Arztkosten nicht mehr tragen. Immer mehr Menschen sind mit tiefer Armut konfrontiert, und sogar der Hunger ist nach vielen Jahrzehnten zurückgekehrt. Im Moment verhindert das soziale und familiäre Netz eine weitere Ausbreitung des Hungers. Aber die Möglichkeiten der Familien, ihren ärmsten Mitgliedern zu helfen, schwinden sehr schnell. Die Massen haben unterschiedliche Gefühle: Ärger, Angst, Sorge … und all dies ist in den letzten zwei Wochen in einem breiten Volksprotest über ganz Griechenland aufgebrochen. Viele „normale“ Menschen haben durch den Kampf ihr Lächeln und die Hoffnung zurückgewonnen. Das ist etwas Neues nach einem Jahr der „Depression“.

Was sind die Besonderheiten dieser Massenproteste?

Diesen Sonntag, am 5. Juni, hat ein Strom des Volkes das Zentrum Athens gefüllt. Es war der 12. Tag der Proteste in Folge auf dem Syntagma (Verfassungs-)Platz in Athen und in den Zentren von mehr als 35 Städten in Griechenland. Hunderttausende (die Schätzungen reichen von 250.000 bis 500.000) demonstrierten mehr als sechs Stunden vor dem Parlament und im ganzen Zentrum der Stadt. Und Zigtausende in den anderen großen Städten.
Die Kommunistische Organisation Griechenlands (KOE) hat vom ersten Tag an, dem 25. Mai, ununterbrochen an dieser Bewegung teilgenommen. Wir  haben die Einschätzung, dass es eine große Radikalisierung in der griechischen Gesellschaft gibt. Die Hauptforderung dieser Bewegung ist, dass das ganze politische System geändert werden muss, aus dem Leben des Landes herausgeworfen werden muss zusammen mit dem Übereinkommen der Troika von IWF, EU und EZB. Hauptmerkmale dieser Bewegung mit ihrer großen Beteiligung der Jugend sind: der Durst nach wirklicher Demokratie, sozialer Gerechtigkeit, Würde, Respekt für die Unabhängigkeit des Landes, die nicht mehr existiert. IWF und EU entscheiden. Und  gleichzeitig setzt eine zutiefst korrupte politische Klasse ihre zerstörerische Politik fort. Deswegen fordern die Massen auf den Straßen und Plätzen, dass diese antidemokratische und durch nichts legitimierte Regierung fallen muss – zusammen mit dem Übereinkommen mit IFW, EU und EZB. „Wir gehen nicht von den Plätzen, bevor ihr nicht weg seid!“ – diese Resolution haben die Volksversammlungen, die jede Nacht auf allen zentralen Plätzen in Griechenlands Städten stattfinden, angenommen. Die KOE rief in ihrem Flugblatt vom 30. Mai auf: „Weg mit der Regierung, der Troika und dem Übereinkommen! Stürzt das politische System des Bankrotts und der Korruption!“

Gibt es gegenseitige Unterstützung mit den Massenbewegungen in den anderen Mittelmeerländern?

Es gibt direkte Verbindungen zu den Protesten in verschiedenen spanischen Städten, außerdem mit den Protestierenden auf den Tahrir Platz in Kairo usw. Die Menschen verstehen, dass die anderen Völker unsere besten Verbündeten sind. Einer der beliebtesten Sprüche lautet: „Von Griechenland bis Spanien werden wir das ganze Mittelmeer in einen großen Platz verwandeln“ oder: „Unsere Heimat ist Griechenland, unsere Heimat ist die Erde, die Völker der Welt werden nicht für die Krise zahlen.“ Die ICOR kann sicher eine Rolle spielen, indem sie an den Massenprotesten in ganz Europa teilnimmt und Solidaritätsaktionen in der ganzen Welt organisiert, z.B. vor den griechischen Botschaften.

Kommt ihr zum Pfingstjugendtreffen?

Wir versuchen alles, um zu kommen, trotz den aktuellen Aufgaben, die alle unsere Kräfte in Anspruch nehmen. In der Vergangenheit haben wir an diesen großen Jugendtreffen teilgenommen und wir hoffen, dass wir auch diesmal da sein werden, um unsere Erfahrungen und Hoffnungen zu teilen.

Das würde uns sehr freuen – herzlichen Dank für das Interview!

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