„Mich würde interessieren, wer der zweite Täter war“

„Mich würde interessieren, wer der zweite Täter war“

Dr. phil. Daniele Ganser ist Schweizer Historiker und Friedensforscher. foto: Basile Bomand

Interview mit Daniele Ganser, Autor des Buches „Nato-Geheimarmeen in Europa“

Was ist davon zu halten, wenn der Verantwortliche für das Massaker in Norwegen als „Einzeltäter“ hingestellt wird, der angeblich „aus dem Nichts“ auftauchte, so dass der Staatsapparat keine Chance hatte, sich auf solch einen Anschlag vorzubereiten?
In der „Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag“ vom 24. Juli wurde gemeldet, dass mehrere Augenzeugen berichtet haben, dass es einen zweiten Täter auf der Insel gegeben habe. Mich würde interessieren, wer diese zweite Person war, was man über sie weiß. Es wäre der vernünftige nächste Schritt, das mal auszuloten.

Kann ein Einzelner überhaupt ein derart umfassendes Attentat wie im Regierungsviertel von Oslo mit einer solchen Sprengstoffmenge anrichten?
Ja, meiner Meinung nach kann das ein Einzelner. Es ist eben gar nicht so schwierig, so viel Schaden anzurichten. Das ist das Groteske. Das kann man, wenn man die böse Absicht dazu hat. Gemäß den gegenwärtig vorliegenden Daten ist der Täter ein nationalistischer, rassistischer Christ, der sehr  davon überzeugt ist, dass seine Analyse stimmt, dass Überfremdung bzw. die Muslime das Problem sind. Und dass Gewalt die Antwort sein muss. Dieses Denken wird leider seit Jahren auch durch die Massenmedien geschürt.

Die verfolgen damit doch einen Zweck, nämlich zu spalten und abzulenken von den tatsächlichen Ursachen der gesellschaftlichen Probleme …
Genau. Jetzt machen sie einen auf „entsetzt“, aber letzten Endes wird dieses spaltende Denken geschürt. Da heißt es wieder: hier haben wir einen „bösen Menschen“, es ist „unverständlich“, dass so etwas passiert. Aber dieser „böse Mensch“ ist davon überzeugt, dass eine gewisse Gruppe von Menschen weniger lebenswert ist. Das ist seine Grundüberzeugung. Und diese Denkrichtung wird von den Medien leider seit Jahren unterstützt. Aus Sicht der Friedensforschung, in der ich mich engagiere, wäre es hingegen wichtig einzusehen, dass alle Menschen lebenswert sind, die Opfer von Oslo, die Afghanen gleich wie die Iraker, und dass wir versuchen sollten, wenn immer möglich, Probleme ohne Waffen zu lösen.


Wäre es für Sie vorstellbar, dass auch bei diesem Attentat eine Einbindung in ein Netz der Geheimdienste vorliegt wie bei früheren faschistischen Attentaten unter anderem in Bologna oder München?
Es ist wirklich noch zu früh, darüber etwas zu sagen, aber vorstellbar ist alles.

Vielen Dank für das Interview!

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