„Wir wollen mit den Triumph-Arbeiterinnen und -Arbeitern in Deutschland gemeinsam kämpfen“

„Wir wollen mit den Triumph-Arbeiterinnen und -Arbeitern in Deutschland gemeinsam kämpfen“

Demo von Triumph-Arbeiterinnen, Hongkong 2009

Interview mit Melona Veclan von der Kampagne „Defend Job Philippines“

Anlässlich des Gründungskongresses der IWA („International Women’s Association“) im Juni 2011 in Manila (die „Rote Fahne“ berichtete darüber) führte Monika Gärtner-Engel das folgende Interview.

Vielleicht stellst du dich vor …

Mein Name ist Melona Veclan. Ich bin von den „Defend Job Philippines“ („Arbeitsplätze sichern auf den Philippinen“).

Unsere Kampagne wurde von Arbeiterinnen von Triumph International auf den Philippinen eingerichtet, nach deren illegaler und ungerechter Entlassung im Juni 2009. Triumph International nutzt die globale Krise, um die Massenentlassungen zu rechtfertigen. Sie sagen, dass sie die Fabrik hier auf den Philippinen schließen wollen. 1.660 Leute, vor allem Arbeiterinnen, haben ihre Arbeit verloren. Später haben wir gehört, dass sie die Fabrik an einem anderen Ort neu eröffnen wollen, aber diesmal mit Leih­arbeitern.

Im Jahr 2009 haben die Arbeiterinnen und Arbeiter gestreikt gegen die illegalen Entlassungen und die Schließung des Unternehmens. Der Streik hat mehr als ein Jahr gedauert. Wir haben verschiedene Massenaktionen durchgeführt. Arbeiterführerinnen von Triumph International sind auch nach Europa gefahren, nach Deutschland, sie waren in Frankfurt und Berlin, in der Schweiz, in Dänemark, in den Niederlanden und auch in Österreich. Sie haben eine Aufklärungskampagne darüber gemacht, was mit den Arbeitern geschieht. Sie wollten ihre Solidarität mit den europäischen Völkern zum Ausdruck bringen und für den Kampf gegen Entlassungen, gegen die Politik der multi­nationalen Unternehmen eintreten.

Bis dahin hatte die Firma rohe Gewalt angewendet. Sie haben viele Male unsere Streikposten gewaltsam auseinan­der­getrieben. Dabei haben sie Schusswaffen eingesetzt und Regierungstruppen haben ihnen beigestanden, um die Streikposten auseinanderzutreiben. Nach einem Jahr sahen sich die Arbeiter und die Gewerkschaft gezwungen, die Streikposten aufzugeben, aber sie führen den Kampf um die Arbeitsplätze dennoch fort. Gegenwärtig sind die Arbeiter nicht mehr bei Triumph angestellt, sie sind arbeitslos. Viele von den älteren Frauen sind arbeitslos und die jüngeren arbeiten als Leiharbeiterinnen in anderen Unternehmen.

Was bedeutet „Defend Job Philip­pines“?

„Defend Job Philippines“ bedeutet, Arbeitsplätze zu schützen, für anständige Arbeitsplätze zu kämpfen – auf den Philippinen und auf der ganzen Welt. Denn wir glauben, dass das, was den Arbeiterinnen von Triumph International geschehen ist, überall passiert wegen der Globalisierungspolitik. Deshalb haben wir das Solidaritätszentrum gegründet, um uns zu vergrößern und uns mit anderen Arbeiterinnen und Arbeitern zu solidarisieren. Daneben haben wir auch eine Arbeiterinnenkooperative, ein Arbeiterinnenkollektiv gegründet. Hier schließen sich hauptsächlich Textilarbeiterinnen von Triumph International zusammen, aber es kommen auch immer mehr Textilarbeiterinnen von andern Unternehmen. Diese Arbeiterkooperative hat für die General­versammlung des ILPS („International League of People’s Struggle“ – Anm. der Red.) Taschen hergestellt.

Kennst du die Namen der deutschen Unternehmen, die mit diesem Prozess zu tun haben? Was glaubst du, könnten wir konkret tun?

In unserer Kampagne geht es in erster Linie um Triumph International. Markus Spiesshofer ist geschäftsführender Gesellschafter. Er ist Deutscher und der Konzernsitz ist in der Schweiz. Es gab große Triumphfabriken in Deutschland und wir haben von unseren deutschen Freundinnen und Freunden erfahren, dass Triumph auch in Deutschland insgesamt Tausende entlassen hat.

Konkret wollen wir Verbindungen mit deutschen Organisationen knüpfen: Arbeitern, Gewerkschaften, besonders Arbeiterinnen und Solidaritätsgruppen, um den Kampf der Arbeiterinnen fortzusetzen. Wir wollen auch die Verbindung herstellen zu den politischen Bestrebungen in den imperialistischen Ländern wie Deutschland oder den USA.

Was sind die konkreten Forderungen der Frauen?

Die konkreten Forderungen der Triumph-Arbeiterinnen sind ihre Wiedereinstellung, wenn sich bestätigt, dass das Unternehmen wirklich Fabriken auf den Philippinen wie­dereröffnet. Auch wenn sie die Fabrik nicht wiedereröffnen, denn ihr Büro ist noch offen, das Warenverteilungszentrum funktioniert weiterhin.

Wo befindet sich das?

Das befindet sich in Makati City auf den Philippinen.

Die Arbeiterinnen waren geschockt und überrascht. Triumph sagte, die Fabrik wird geschlossen und das haben sie auch tatsächlich wahr gemacht. Keine Vorankündigung, keine Kündigungsfristen für die Arbeiter. Auf den Philippinen ist die Kündigungsfrist 30 Tage. Aber nicht einmal das hat Triumph eingehalten!

Triumph arbeitet mit der Regierung zusammen, mit dem Arbeitsministerium, mit dem Sekretär für Arbeitsfragen. Die Schließung wurde legalisiert wegen dieser engen Verbindung zur Regierung. Wir kennen Triumph International als Unternehmen gut. Es war schon in Burma tätig und es gibt auch eine Kampagne gegen Triumph in Burma. Ebenso in Thailand, dort haben sie auch 1.959 Arbeiter entlassen. Und jetzt eröffnen sie eine neue Fabrik in einer anderen Provinz von Thailand und stellen dazu Leiharbeiter ein.

Du hast über eine Kooperative gesprochen, deren Mitarbeiterinnen nähen. Was kann man da zum Beispiel bestellen?

Also, wir haben den ILPS auf den Philippinen angesprochen, ob wir die Taschen nähen könnten. Sie sagten ja, da sie die Eigeninitiative und den Kampf der Triumph-Arbeiterinnen unterstützen. Also hat der ILPS ein Budget zur Verfügung gestellt, um die Materialien zu kaufen. Die Arbeiterinnen haben ja nur ihre Arbeitskraft und ihre Nähmaschinen. Die Arbeiterinnen verdienen also mit jeder produzierten Tasche etwas für sich. Ein Teil davon geht auch an die Kampagne für Arbeitsplätze. Ein weiterer Teil geht auch an andere Arbeiter, nicht nur für die von „Defend Job“, einfach an diejenigen, die unsere Solidarität und Unterstützung brauchen.

Im Moment nähen also die Arbeiterinnen bei sich zu Hause, denn wir können keine Räume mieten, das ist hier auf den Philippinen zu teuer. Wir halten ein Treffen ab und planen gemeinsam die ganze Sache. Unsere Hauptverbündeten sind Gewerkschaften und Solidaritätsgruppen, die den Kampf der Arbeiter unterstützen. Es ist sehr schwierig, für den allgemeinen Markt zu produzieren und um Profite zu konkurrieren. Unser Produkt übermittelt die Botschaft, dass wir den Kampf fortsetzen. Das ist die wichtigste Botschaft dieser Kooperative.

Wir möchten gerne noch mehr über dich wissen! Bist du eine der Arbeiterinnen oder bist du Organizerin im Rahmen der gewerkschaftlichen Arbeit?

Ich bin Organizerin der Arbeiterinnen von Triumph International seit 2008. Ich war in der Gewerkschaft mit Bildungsfragen beschäftigt. Ich hatte mich dazu freiwillig gemeldet. So hat sich die Beziehung entwickelt. Seit der Zeit bis zur Schließung und bis heute führen wir gemeinsam die Kampagne fort für die Arbeiterinnen und die Sicherung von Arbeitsplätzen.

Während unseres Besuches im Dezember 2009 im Zuge unserer Aufklärungskampagne in Europa sprachen wir auch mit Mitgliedern der Menschenrechtskommission des Deutschen Bundestags, die ein Interview mit uns gemacht haben. Die Kommission hat ihre Unterstützung für den Kampf der Triumph-Arbeiter zum Ausdruck gebracht. Sie hat die Triumph-Angelegenheit als einen Punkt einer Untersuchung aufgenommen, die sich mit der Unterdrückung von Gewerkschaftsaktivitäten auf den Philip­pinen befasst. Allerdings haben wir auf den Philippinen sehr oft auf der deutschen Botschaft vorgesprochen, die unser Anliegen nicht unterstützt hat. Von Seiten der Botschafter wurden jegliche Gespräche mit uns abgelehnt. Als wir schließlich selbst zur Botschaft gingen, um einen Termin zu vereinbaren, bekamen wir vom Wachpersonal zu hören, dass wir nicht vorgelassen würden. Letztes Jahr sagte uns der Chef des Wachdienstes der deutschen Botschaft auf den Philippinen einfach: „Wir können nicht mit Ihnen sprechen.“

Wir erfuhren aber, dass sie verbreiten, wir seien keine rechtmäßigen Arbeiterinnen und unser Streik sei illegal. Sie sagten, dass wir aus den Medien nicht bekannt seien. Daraus schlossen wir, dass nicht das Urteil der Menschenrechts­kommission, sondern diese Reaktion die offizielle Position der deutschen Regierung ist. Deshalb setzen wir jetzt unsere Hoffnungen in unsere Kollegen und Kolleginnen in Deutschland. Wir hoffen, dass sie unseren Kampf für Gerechtigkeit unterstützen. Bitte, verbreitet das in Deutschland!

Anmerkung der Redaktion:

Das bundesweite Vorbereitungstreffen zum 10. Frauenpolitischen Ratschlag hat beschlossen, die Kampagne der Textilarbeiterinnen von Triumph zu unterstützen, insbesondere im Zusammenhang mit dem 25. November, dem Tag gegen Gewalt an Frauen. Diese haben sich sehr darüber gefreut und im Moment läuft die Planung gemeinsamer Aktivitäten.

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