Arbeitshetze und immer weniger Lohn – was tun?

In den letzten Wochen gab es mehrere kämpferische Aktionen in Betrieben und Gewerkschaften, so bei Airbus in Hamburg oder bei Ford in Köln, gegen verschärfte Ausbeutungsprogramme.

Am bundesweiten Aktionstag der IG Metall am 1. 10. in Köln, für die unbefristete Übernahme der Azubis, nahmen 20.000 Jugendliche teil. Der Unmut über gesteigerte Arbeitshetze und zu niedrige Löhne ist ein Dauerthema im betrieblichen Alltag.

Wo man hinhört, sind die Berichte aus den Betrieben ähnlich: Die Produktion „brummt“, aber überall fehlen Leute. Das Arbeitstempo ist unerträglich, ständig wechseln die Mannschaften und es ist kaum Zeit, Leiharbeiter richtig einzulernen.
Der Hintergrund für die gesteigerte Ausbeutung ist das, was die Konzerne „die Krise als Chance nutzen“ nennen. Dabei geht es um nichts anderes als einen verschärften Konkurrenzkampf, vor allem unter den internationalen Übermonopolen, sich gegenseitig Weltmarktanteile abzujagen. Ford will bis 2015 50 Prozent mehr Autos verkaufen, bei Airbus soll die Produktivität ab sofort um 8 Prozent jährlich gesteigert werden und bis 2020 sollen 1,2 Milliarden Euro mehr aus der Belegschaft herausgepresst werden, um dem Konkurrenten Boeing Marktanteile abzujagen. Daimler strebt 10 Prozent mehr Rendite an. Ähnlich sieht es bei vielen Firmen aus. Das ist ein Grund dafür, dass die offizielle Arbeitslosigkeit auf 2,796 Millionen, dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren, fiel. Allerdings: 40 Prozent der unter 40-Jährigen sind in Praktika, Teilzeitjobs oder in Leiharbeit und keine Vollzeitbeschäftigten.
Die großen Töne von der „Krise als Chance“ bleibt den Herren in den Konzernetagen immer mehr im Hals stecken. Mehr und mehr wird deutlich, dass der „Aufschwung XXL“ in weiten Teilen rein spekulativ war. Der Auftragseingang als wichtiger Indikator ging im
Juli um 2,8 Prozent gegenüber dem Vormonat zurück, allein aus dem Ausland um 7,4. Der Auftragsbestand lag aber noch um 9,1 Prozent über dem Vorjahr. All das macht die Situation sehr kompliziert, zumal in den bürgerlichen Medien ein Wechselbad von Beruhigung und Panikmache verbreitet wird.
Aus einem großen Metallbetrieb wird berichtet: „Es sind ganz grundlegende Fragen auf dem Tisch. Die Widersprüche entfalten sich, was auch zeitweise zu schlechter Stimmung, heftigen Diskussionen und der Suche nach dem individuellen Ausweg als scheinbar einfachere Lösung einhergeht. Die Situation muss verarbeitet werden, Geduld, Überzeugungsarbeit und Fingerspitzengefühl sind gefragt.“
Wo offensiv gekämpft wird, gibt es Erfolge im Kampf der Belegschaften gegen die Ausbeutungsprogramme der Konzerne. Bei Opel in Bochum musste die Geschäftsleitung 75 Kündigungen zurücknehmen – aus lauter Angst vor der zunehmend kampfbereiten Stimmung in der Belegschaft. Bei der schwäbischen Firma Allgaier ging der Plan der Geschäftsleitung nicht auf, Kollegen an die Luft zu setzen, die sich weigerten, sich in eine Auffanggesellschaft abschieben zu lassen. Da, wo in den letzten Wochen den Kollegen der Kragen platzte und sie eigenständige Aktionen begannen, wurden die Geschäftsleitungen nervös und ruderten zurück bzw. boten eilig Ausgleichszahlungen an, wie zum Beispiel bei Ford. Als sich dort herausstellte, dass sich entgegen aller Beteuerung die Einführung von ERA als Lohnabbau entpuppte, gab es dort in mehreren Abteilungen Protest- und Streikaktionen. Die Hauptauseinandersetzung geht jetzt darum, ob man sich durch diese Zugeständnisse ERA einhandeln lässt und damit langfristig die Lohndrückerei vor allem für neu eingestellte Kollegen akzeptiert. Zunehmend vertreten die Kollegen, dass man sich nicht spalten lassen darf!
Die Lohnsituation der Arbeiter und Angestellten hat sich unterdessen weiter verschlechtert. Seit 2000 bis 2009 ist in Deutschland das Lohnniveau preisbereinigt um 4,5 Prozent gesunken, hatte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) berechnet. In der Lohnentwicklung steht Deutschland am unteren Ende in Europa. Für die Arbeiter war die „Krise als Chance“ aus Unternehmersicht natürlich nie gedacht.
Die Kampferfolge zeigen, wer kämpft, kann gewinnen. Sie sind alle auch mit einer intensiven Auseinandersetzung um die Zukunftsfragen verbunden, in der auch noch viel Verunsicherung mitschwingt.
Mit der Bekanntmachung und Verankerung der ICOR- Spendensammlungen vor den Toren und unter den Kollegen trägt die MLPD dazu bei, die Debatte zu führen, dass sich hier eine dem überlebten Kapitalismus überlegene Kraft formiert. Die muss gestärkt werden. So nehmen Debatten über die internationale Situation, vor allem in Europa, zu.
Hier mischte sich der DGB mit einer Werbeanzeige am 27. September ein und forderte die Annahme des Rettungsschirmes im Bundestag. „Ohne gemeinsame Anstrengungen aller Länder der Eurozone droht der Zerfall der gemeinsamen Währung mit weit reichenden Folgen für Wohlstand und Beschäftigung.“ Als ginge es der Regierung hier wie dort in Griechenland um unsere Einkommen und Arbeitsplätze!? Diese drastisch abzubauen fordert Frau Merkel doch von der griechischen Regierung, um die Profite der Banken zu retten!
Wer von der Illusion eines sozial reformierbaren Kapitalismus befangen ist, kann keine Lösung erkennen. Und auch der nicht, der nur die scheinbar unüberwindbare Macht des internationalen Finanzkapitals sieht.
Der Kapitalismus hat nicht nur Destruktivkräfte hervorgebracht, die seine Überlebtheit kennzeichnen. Vor allem sind in seinem Schoß Produktivkräfte entstanden und Lösungen, wie weltweit die Bedürfnisse nach Arbeit, Ernährung, Bildung, Gesundheit, Kultur, sauberer Umwelt im echten Sozialismus befriedigt werden können.
Das spiegelt sich heute schon in den Kämpfen der internationalen Arbeiterbewegung und in den demokratischen Aufstandsbewegungen wider, aber auch in fortschrittlichen Produktionsmethoden, die von den herrschenden Monopolen aus Profitgier unterdrückt werden.
Zur Überwindung der Verunsicherung beitragen, heißt:
•  Sich Klarheit verschaffen über die kommende Entwicklung: Das ist allein aus dem persönlichen Erfahrungshorizont unmöglich. Dazu braucht man die Erfahrungen der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung. Die stützt sich auf wissenschaftliche Analysen der Gesellschaft und deckt die Schwächen des allmächtig auftretenden allein herrschenden internationalen Finanzkapitals auf. Das von der MLPD herausgegebene Buch „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ von Stefan Engel hilft nicht nur hinter die Kulissen zu blicken, sondern entwickelt auch die Methode, wie die Arbeiterklasse weltweit eine überlegene Kraft gegen die Herrschaft des Imperialismus aufbauen kann. An über 40 Orten gibt es Studiengruppen und Diskussionsrunden, die Einsteigern bei der Beschäftigung mit diesem Buch helfen.
•  Den Antikommunismus offensiv angreifen. Dieser ist doch ein einziges Eingeständnis der Herrschenden, dass der Kapitalismus der Menschheit keine vernünftige Alternative bieten kann. Indem sie die Hetze gegen den Sozialismus zum Dauerthema machen, bieten sie aber auch massenhafte Diskussion darüber, wie die sozialistische Perspektive ohne Ausbeutung und Unterdrückung aussehen kann. Die MLPD hat diesen Fehdehandschuh aufgegriffen. Antikommunistische Ausgrenzungen, wie die Extremismus-Klauseln der Bundesregierung und auch die unseligen Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegenüber der MLPD in der IGM müssen fallen.
•  Allein kann man in der komplizierten Situation mit all den  geschürten Vorbehalten, Manipulationen und Finten der Herrschenden überhaupt nicht fertig werden, sondern nur organisiert. Es ist zu begrüßen, wenn sich die Arbeiterjugend wieder verstärkt zu den Gewerkschaften hinwendet, wenn sich mehr Arbeiter und Angestellte für die Mitgliedschaft und für eine aktive kämpferische Gewerkschaftsarbeit entscheiden. Wer eine grundsätzliche Lösung will, findet in der MLPD bzw. ihrem Jugendverband REBELL die Freunde, die mit ihm dafür eintreten, und erhält auch die Ausbildung für die komplizierte revolutionäre Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit.
•  Statt Rücksicht auf die Profitinteressen nehmen, offensiv für die Klassenforderungen der Arbeiter und ihrer Familien eintreten! 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich – unbefristete Übernahme entsprechend der Ausbildung und Festeinstellung der Leiharbeiter, das schafft und erhält Arbeitsplätze. Der selbständige Kampf um Lohnnachschlag ist angesichts sinkender Reallöhne und jahrelanger Erpressung zum Verzicht die richtige Antwort. Entgegen der Spaltung der internationalen Belegschaften gilt es, diese Kämpfe zu koordinieren und zu revolutionieren.

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