Frauen rebellieren weltweit – gegen Unterdrückung und Gewalt an Frauen

Am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, gibt es auf der ganzen Welt Proteste und Aktionen gegen verschiedene Formen der besonderen Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt an Frauen. In Deutschland finden in über 600 Städten Kundgebungen, Veranstaltungen, Demonstrationen, Fahnenhissaktionen usw. statt.

Im März 2011 beschloss die erste Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Venezuela, diesen Tag gemeinsam als einen von drei Kampftagen zu begehen. „Am 25. November, dem Tag der Gewalt an Frauen, bekämpfen wir alle Formen der Gewalt an Frauen! Besonders klagen wir Gewalt als Folge imperialistischer Aggressionen und Kriege gegen die Völker an, in denen Frauen zu Opfern und Kriegstrophäen werden“, heißt es in der Abschlussresolution der Weltfrauenkonferenz. Mehr und mehr ist dieser Tag von der kämpferischen Frauenbewegung und international koordinierten Aktivitäten geprägt.

Der Tag gegen Gewalt an Frauen findet in einer Situation statt, in der sich immer mehr Menschen auf der Welt gegen die herrschenden Verhältnisse auflehnen. In Europa und USA sind es die entschlossenen Arbeiterkämpfe und Massenproteste gegen die Folgen der Weltwirtschafts- und Finanzkrise und die Krisenprogramme der Regierungen wie in Griechenland, Portugal, Italien, Spanien. In den arabischen Ländern der mutige, oft todesverachtende Widerstand gegen die verhassten diktatorischen Regimes. Der Aufschwung dieser Kämpfe geht damit einher, dass weltweit immer mehr Frauen rebellieren und – gegen überholte Rollenzuweisungen und Traditionen – den Kampf gegen ihre besondere Unterdrückung und Ausbeutung aufnehmen:

• Frauen in Ägypten fordern die „Revolution in der Revolution“ für ihre Frauenrechte.

• In Tunesien versammelten sich am 22. November rund 10.000 Menschen vor dem Gebäude der verfassungsgebenden Versammlung und forderten die Garantie von Frauenrechten. Die neue Frauenministerin wurde ausgebuht, weil sie alleinerziehende Mütter als „Schande“ bezeichnet hatte.

• Frauen aus dem Kongo oder Burkina Faso stehen gegen Genitalverstümmelung und Massenvergewaltigung als Kriegswaffe auf.

• Tausende Frauen im Jemen verbrannten aus Protest gegen die Ermordung von drei Frauen und Kindern durch Regierungstruppen ihre schwarzen Ganzkörperumhänge. „Wir zeigen nun unser Gesicht, damit die Welt uns sieht, wenn wir sterben müssen“, sagt eine Aktivistin.

• Frauen in Italien waren millionenfach – auch besonders gegen Berlusconis sexistisch-reaktionäres Gebaren – auf der Straße gegen die Vermarktung ihres Körpers und zur Verteidigung ihrer Würde.

• Frauen auf den Philippinen führen eine internationale Kampagne gegen Frauenhandel durch.

• Kämpferische Frauen in Deutschland wehren sich gegen politische Maßregelungen und Unterdrückung wie die Jugendvertreterinnen Lisa Gärtner und Marie Bauer. Mutige Frauen erzielten in den letzten Monaten Erfolge im Kampf gegen Maßregelungen am Arbeitsplatz, so Brigitte Heinisch, die gegen unwürdige Verhältnisse in der Altenpflege kämpft, und die Kassiererin „Emmely“.

Der Kampf der Frauen bereichert und stärkt die weltweiten Kämpfe gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Er hat aber auch eine eigenständige und große Bedeutung: Ohne Befreiung der Frau kann es keine befreite Gesellschaften geben.

Welche Rolle spielt die Gewalt an Frauen?

Gewalt an Frauen ist verankert im System der doppelten Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der Frauen und elementarer Bestandteil des kapitalistischen und imperialistischen Systems. Im Buch „Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau“, erschienen im Mai 2000, heißt es dazu: „Die besondere Unterdrückung der Frau ist ein wesentliches Element jeglicher Herrschaftsausübung in der auf Ausbeutung und Unterdrückung beruhenden Klassengesellschaft. In ihr konzentriert sich der Charakter der jeweiligen Klassengesellschaft. Sie ist keineswegs nur Fessel der Frauen, sondern auch eine Fessel aller Unterdrückten und Ausgebeuteten.“ (S. 58)

Gewalt an Frauen hat viele Gesichter

Mit dem stärker zutage tretenden reaktionären Wesen des Imperialismus und seiner Krisenhaftigkeit verstärkt sich die systembedingte Gewalt an Frauen:

• Weltweit floriert der Menschenhandel mit Einnahmen von 31,6 Milliarden US-Dollar jährlich. Von den 2,4 Millionen Opfern sind 80 Prozent Frauen. Laut Zahlen der EU werden jährlich eine halbe Million Frauen nach Westeuropa in die Prostitution gezwungen.

• 22 Prozent der berufstätigen Frauen in Deutschland werden mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz konfrontiert. Weltweit wurde jede zweite Frau Opfer sexueller Belästigung, meist sind Frauen in Abhängigkeitsverhältnissen betroffen, die viel zu verlieren haben. Seit Anfang letzten Jahres ist die Nachfrage bei Beratungsstellen von Missbrauchsopfern um ein Drittel gestiegen.

• Sexismus entfaltet zerstörerische Wirkung, soll das Selbstbewusstsein vor allem junger Frauen und Mädchen zersetzen. 2 bis 4 Prozent der Menschen in Deutschland leiden unter Essstörungen, die Mehrheit davon Frauen. Viele junge Frauen hungern sich regelrecht krank, um den manipulierten Schönheitsidealen zu entsprechen.

• 40.000 Frauen flüchten in Deutschland jährlich als Opfer häuslicher Gewalt in Frauenhäuser.

Die Gewalt an Frauen erschöpft sich aber nicht in diesen offensichtlichen Formen. Gerade die verschiedenen Erscheinungsformen struktureller Gewalt aufgrund der besonderen Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der Frauen nehmen weltweit zu. Dazu gehören:

• der weltweite Lohnunterschied von 23 bis 27 Prozent,

• der dramatische Anstieg ungeschützter Arbeitsverhältnisse – auch hier sind 70 bis 90 Prozent der Betroffenen Frauen,

• die Zunahme psychischer Erkrankungen bei berufstätigen Frauen. Zu den Ursachen schreibt Hans-Ulrich Wittchen vom Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie Dresden: „Die soziale Stress- und Rollenbelastung von Frauen hat in den vergangenen 30 Jahren deutlich zugenommen. Eine Frau, welche die Rolle einer berufstätigen Frau und Mutter hat, hat ein höheres Risiko, Angst- und Depressionserkrankungen zu bekommen, als Männer.“

Heuchlerische Frauenpolitik der Regierung

„Passend“ zum Tag gegen Gewalt an Frauen präsentierte sich Frauen- und Familienministerin Christina Schröder neulich als „Vorkämpferin“ für Frauenrechte. Sie stellte eine Studie zu Zwangsverheiratungen in Deutschland vor und tat dabei so, als sei Gewalt an Frauen weitgehend ein Problem von Migrantenfamilien mit muslimischem Hintergrund. Das lenkt von den tatsächlichen Ausmaßen struktureller Gewalt an Frauen unabhängig von ihrer Nationalität ab. In Wahrheit forciert die Frauenpolitik der Bundesregierung die Probleme der Migrantinnen. Der Bundesverband der Migrantinnen erklärt dazu:

Statt betroffenen Frauen zu helfen, hat die Regierung zur Bekämpfung von Zwangsverheiratung keine ernsthaften Maßnahmen ergriffen. Und wenn sie handelte, dann mit der Folge, dass die rechtliche Lage von Frauen sich verschlechterte. So beim Familiennachzug (Sprachnachweis) oder bei der Verlängerung der Ehebestandszeit.“

Aber auch andere Maßnahmen – als „familienfreundlich“ propagiert – verschärfen die Situation der meisten Frauen. Unter dem Motto „mehr Zeit für Familie“ verlangt Schröder noch mehr Teilzeitstellen, drängt noch mehr Frauen mit der „Pflegeteilzeit“ die häusliche Pflege von Angehörigen auf und fördert mit dem „Betreuungsgeld“, dass Frauen für ihre kleinen Kinder keinen Kita-Platz in Anspruch nehmen, sondern zu Hause bleiben. Das ist genau das Gegenteil dessen, was die Frauen in ihrem Kampf brauchen: ausreichende, qualifizierte, kostenlose Kinderbetreuungsplätze – ohne schlechtem Gewissen, als „Rabenmutter“ abgestempelt zu werden oder im Spagat zwischen zig Putzstellen, Familie, Kinderbetreuung unterzugehen.

Die kämpferische Frauenbewegung braucht kein Schönreden und Verharmlosen der Situation, sondern hat ein Interesse daran, das ganze Ausmaß der Gewalt an Frauen und vor allem ihre gesellschaftlichen Wurzeln aufzudecken und zu überwinden.

Neue Impulse in der kämpferischen Frauenbewegung

Im Kampf gegen die besondere Ausbeutung und Unterdrückung wächst auf der ganzen Welt das Selbstbewusstsein der Frauen, ihr politisches und frauenpolitisches Engagement und der Widerstand gegen die ganze Bandbreite der Gewalt an Frauen und Mädchen. Dabei entwickeln sie auch den Mut, sich von staatlicher Repression und teilweise brutalster Unterdrückung wie derzeit in Syrien oder in Ägypten nicht mehr unterkriegen zu lassen.

Die MLPD fördert den organisierten internationalen Zusammenschluss der kämpferischen internationalen Frauenbewegung und tritt darin für die sozialistische Perspektive der Befreiung der Frau ein. Eine selbstbewusste, weltweit koordinierte Antwort auf zunehmende Krisenhaftigkeit und Aggressivität des Imperialismus und für die Befreiung der Frau ist der kämpferische Zusammenschluss bei der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen oder der IWA („International Womens Alliance“). Von diesem Zusammenschluss gehen bereits jetzt wichtige neue Impulse aus. Für die internationalistische, mit der Arbeiterbewegung verbundene und auf Gesellschaftsveränderung orientierte Richtung im Kampf gegen Gewalt an Frauen steht dieses Jahr insbesondere die Initiative von Courage und dem Kämpferischem Frauenrat zur Solidarität mit den philippinischen Triumph-Arbeiterinnen.

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