Stahlarbeiter setzen unbefristete Übernahme durch – ein Signal für alle Branchen

„Wenn nicht wir, wer dann? Wir Stahlarbeiter sind zu 90 Prozent in der Gewerkschaft organisiert und damit die Speerspitze der IG Metall.“ So selbstbewusst kündigten die Kolleginnen und Kollegen bei den Warnstreiks in der diesjährigen Tarifrunde ihre Kampfbereitschaft zur Durchsetzung ihrer Forderungen an,

wobei ihnen vor allem die unbefristete Übernahme der Ausgebildeten am Herzen lag. Sie verbanden das meist mit der Forderung nach früherem Ausscheiden und der Senkung des Rentenalters. Durchweg folgten alle Jahrgänge der Azubis dem Aufruf zu Warnstreiks und stellten sich zumeist lautstark und kämpferisch an die Spitze. Vor so viel Kampfentschlossenheit von Jung und Alt knickten die Stahlkonzerne ein, nachdem sie vorher noch vollmundig die unbefristete Übernahme als „Eingriff in die unternehmerische Freiheit“ prinzipiell abgelehnt hatten.

Dies drückt ihre Defensive aus. In einer Situation, wo ein erneuter Absturz der Weltwirtschaft möglich ist, in vielen Konzernen Massenentlassungen angekündigt sind und gleichzeitig größere und kleinere Protest- und Kampfaktionen – zum Teil konzernübergreifend – in verschiedensten Betrieben zunehmen, hätte ein Streik in der Stahlindustrie ein Signal werden können: für die Arbeiterklasse in Deutschland und für den Schulterschluss mit den Kämpfen in den anderen europäischen Ländern gegen die Abwälzung der Krisenlasten durch europäische Monopole und Regierungen!
Dass die unbefristete Übernahme in einem Tarifvertrag   festgeschrieben wurde, ist ein Erfolg für die gesamte Gewerkschaftsbewegung. Sie hilft nicht nur den Auszubildenden, sondern schränkt auch die Leiharbeit ein! Es ist zu begrüßen, dass die IG Metall die unbefristete Übernahme auch in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie im Frühjahr auf die Tagesordnung setzt. Jetzt sind die Metaller herausgefordert, den Staffelstab der Stahlarbeiter aufzunehmen!

Veränderte Ausgangslage
Der mögliche erneute Absturz der Weltwirtschaft im Rahmen der Weltwirtschaftskrise trifft auf eine andere Ausgangslage als zu Beginn der Weltwirtschafts- und Weltfinanzkrise im Jahre 2008. Im Unterschied zu damals ist nicht zu erwarten, dass Regierung und Monopole wieder in ähnlichem Ausmaß mit Zugeständnissen  krisendämpfende Maßnahmen vornehmen werden. Warum wohl lässt Ministerin von der Leyen gerade jetzt die Sonderregelungen für das Kurzarbeitergeld beenden?
Die Stahlarbeiter haben begriffen, was die Stahlkonzerne unter „Krise als Chance“ verstehen. Die haben die Arbeitsproduktivität auf Kosten der Belegschaften mit Antreiberei und Arbeitshetze hochgetrieben. Alles unter dem Schlagwort: „Wir müssen konkurrenzfähiger als die anderen sein.“

Europaweiter Aktionstag bei ArcelorMittal
Dagegen hat der Gedanke an betriebs-, konzern- und länderübergreifenden Zusammenschluss an Attraktivität gewonnen. Unter den Stahlarbeitern in Europa wachsen die Kampfbereitschaft und das Selbstbewusstsein. Das zeigt die kämpferische Kundgebung bei TSTG (Thyssen Schienentechnik) in Duisburg letzte Woche gegen die drohende Werksschließung (siehe „rf-news“ vom 6. 12. 11) oder der Streik der griechischen Stahlarbeiter gegen Entlassungen und Lohnkürzungen (s. S. 10)
Unter der Überschrift „ArcelorMittal löscht Feuer weltweit“ listet das „Luxemburger Tageblatt“ Stilllegungen von Hochöfen und Schließungen von Stahlwerken sowie vom Baustopp neuer Werke rund um die Welt auf – ausgehend von Brandenburg (Eisenhüttenstadt) über Lothringen, Luxemburg, Belgien, Spanien, wie auch in Kanada, USA, Brasilien, Indien, Südafrika bis Trinidad und Tobago.
Der europaweite Aktionstag bei ArcelorMittal, zu dem der Europäische Metallgewerkschaftsbund am 7. Dezember aufgerufen hatte, war die erste richtige Antwort der Stahlarbeiter auf die Herausforderung durch den ArcelorMittal-Vorstand. In acht europäischen Ländern haben Tausende Stahlarbeiter zum Teil mit 24-stündigen Warnstreiks gegen angeblich „vorübergehende“ Stilllegungen von Hochöfen und Stahlwerken protestiert! (siehe „rf-news“ vom 7. 12. 11). Das ist ein wichtiger Schritt in der Herausbildung eines internationalistischen Klassenbewusstseins, nachdem insbesondere im Stahlbereich jahrzehntelang intensiv das nationalistische Standortdenken von den Konzernmanagern und rechten Gewerkschaftsführern propagiert wurde.

Ausbeutung von Mensch und Natur am Pranger
Neu ist, dass die Ausbeutung der Menschen und der Natur durch die Stahlmonopole zunehmend weltweit an den Pranger gestellt wird. Die Stahlindustrie ist einer der größten CO2-Emittenten nach der Energieindustrie mit ihrer fossilen Verbrennung. Dabei gibt es bereits technologische Entwicklungen für eine Eisen- und Stahlherstellung bei wesentlich geringerer CO2-Belastung für die Umwelt. Die Anwendung wird aus Profitgründen hintertrieben und die Zukunft der Menschheit aufs Spiel gesetzt. Die IG-Metall-Führung gibt sich aber immer noch dazu her, für nationale Sonderlösungen ihrer Stahlkonzerne zu werben. Die Frage ist unter den Belegschaften noch längst nicht gegessen, auch wenn die Sensibilität für die Umwelt gewachsen ist. Darüber muss noch intensiv gestritten werden. Dieser Kampf kann nur international erfolgreich geführt werden. Deshalb ist der internationale Zusammenschluss der Stahlarbeiter auch ein Trumpf beim Aufbau einer weltweiten Widerstandsfront zur Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft.
Es ist jetzt schon absehbar: der internationale Konkurrenzkampf wird sich verschärfen. Vor dem Hintergrund werden die Konzerne auch die völlig unzureichenden Umweltschutzmaßnahmen außer Kraft setzen wollen.
Die Forderung nach dem 6-Stunden-Tag weltweit verbindet die Stahlbelegschaften und ihre Familien auf der ganzen Welt. Und ebenso der Kampf zur Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft. Das Krisenchaos wirft unter den Stahlbelegschaften auch die Suche nach einer grundsätzlichen Alternative auf. Die Stahlbetriebsgruppen der MLPD und ihre Mitglieder sind durch eine über 30-jährige Arbeit unter den Stahlbelegschaften in Deutschland gut verankert. Sie verkörpern die grundsätzliche Alternative des echten Sozialismus und sind gefragte Leute in der jetzigen Auseinandersetzung. Die ICOR, deren Mitglied die MLPD ist, ist ein entscheidender Trumpf, dass die Industriearbeiter, insbesondere auch die Stahlarbeiter, weltweit ihre Kämpfe koordinieren und revolutionieren. Mit ihrer Branchenzusammenarbeit fördert die MLPD den Zusammenschluss der Stahlarbeiter und den gemeinsamen Kampf der Stahlarbeiter weltweit. Jetzt die MLPD und den REBELL zu stärken, ist eine lohnende Investition in die Zukunft!  

MLPD, Landesleitung Nordrhein-Westfalen

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