Der aktuelle Kinotipp: „Und dann der Regen“
Originalaufnahme aus Cochabamba
Letzte Woche kam der spanische Spielfilm „Und dann der Regen“ („También la lluvia“) in Deutschland in die Kinos. Die Erzählung rankt sich um den „Wasserkrieg“ von Cochabamba/Bolivien – einen erfolgreichen gewaltsamen Volksaufstand im Jahr 2000 gegen die damals durch den Internationalen Währungsfonds erzwungene Privatisierung der Wasserversorgung.
Im Mittelpunkt der Geschichte von „Und dann der Regen“ steht die junge spanische Filmcrew um Regisseur Sebastián (gespielt von Gael García Bernal – „Die Reise des jungen Che“) – und Produzent Costa (Luis Tosar), die in Bolivien einen Film über Kolumbus drehen wollen. Aber nicht, wie sonst üblich, den heroischen „Entdecker“ wollen sie zeigen, sondern die brutale Eroberung durch die Conquista, die Gier nach Gold und die Ermordung und Versklavung der indianischen Bevölkerung. Während der Dreharbeiten geraten sie in den Strudel der Kämpfe in Cochabamba.
Die faszinierende Drehbuch-Idee dieses „Films-im-Film“ ermöglicht es „Und dann der Regen“, zwei Zeitschienen miteinander zu verbinden: Die Unterdrückung der indigenen Völker durch die spanischen Eroberer um Kolumbus und der Widerstand gegen die Privatisierung des Wassers durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) und internationale Monopole werden so geschickt zusammen montiert, dass die Kontinuität von 500 Jahren Ausbeutung und Unterdrückung durch fremde Mächte deutlich werden.
Die Szenen vom Volksaufstand wurden mit einer Handkamera gedreht und wirken dadurch fast dokumentarisch und sehr authentisch. Die Entschlossenheit der Aufständischen, die Härte der Kämpfe, aber auch die Brutalität, mit der Polizei und Militär im Auftrag des internationalen Finanzkapitals gegen die Bevölkerung vorgehen, werden für den Zuschauer fast greifbar. Etwas mehr Hintergrundinformation zum „Wasserkrieg“ hätte dem Film allerdings gut getan.
„Und dann der Regen“ nimmt auch den kleinbürgerlich-internationalistischen Standpunkt der Künstler gekonnt aufs Korn. Im Mittelpunkt von Sebastiáns Drehbuch steht zum Beispiel nicht der Widerstand der Indigenas gegen die Conquistadoren, sondern der barmherzige Einsatz zweier spanischer Priester für die Rechte der Indios, denen scheinbar nur von Außen geholfen werden kann. Im Kampf der von der Wasserversorgung abgeschnittenen Bevölkerung gegen einen profitgierigen Konzern fällt es der Crew noch leicht, sich als passive Zuschauer auf die richtige Seite zu stellen. Als jedoch die Fertigstellung des Films durch die Kämpfe bedroht wird und ausgerechnet ihr indianischer Hauptdarsteller Daniel (Juan Carlos Aduviri) sich als einer der Anführer des Wasseraufstands entpuppt, muss sich jeder Einzelne neu entscheiden – und tut das auf für den Zuschauer überraschende Art und Weise. Deutschlandradio Kultur urteilt zu Recht: „Der Film erzählt spannend von Feigheit und Mut in Zeiten der Revolte“.
UND DANN DER REGEN läuft nicht in den Häusern der großen Kino-Konzerne.Kinos, die ihn zeigen, findet man unter
http://und-dann-der-regen.de/kinofinder.php