17. bis 20. Mai in München: 7. Internationaler Automobilarbeiterratschlag
„Die anderen Werke warten nur auf unsere Schwäche …“ – das war die Begründung des Werkleiters von Daimler Düsseldorf, warum die Belegschaft doch bitte Überstunden und Samstagsarbeit hinnehmen soll. Jeder Automobilarbeiter kennt das: ob es um die Forderung nach ausreichenden Bandpausen oder Ablösern, gegen den Samstag als Regelarbeitstag oder für die Übernahme der Leiharbeiter geht – oft heißt es dazu von Vorgesetzten, dass wir uns damit nur selber schaden.
Tatsächlich ist es doch so: Seit Anfang der 1990er Jahre haben sich die Produktionsstandards in der internationalen Automobilindustrie sehr weit angeglichen. Dadurch können wir uns aber auch viel besser zusammenschließen, die einzelnen Werke sowie international. Andererseits können die Unternehmer uns tatsächlich leichter gegeneinander ausspielen.
Die Automobilindustrie ist aber auch das Zentrum des Stimmungsumschwungs in der Arbeiterbewegung: Die Kollegen bei Ford in Köln haben sich heftig gegen Lohnabbau durch ERA gewehrt, bei Daimler in Sindelfingen konnte vor Monaten in der Montage der E-Klasse eine Verringerung der Bandgeschwindigkeit durchgesetzt werden. Bei VW setzen sich viele Arbeiter dafür ein, dass die Kollegen von Autovision (VW-eigene Leiharbeitsfirma) in den VW-Tarifvertrag übernommen werden. Die IG Metall hat für die Tarifrunde unter anderem die Forderung nach unbefristeter Übernahme der Ausgelernten aufgestellt.
Mit der internationalen Spaltung werden wir nur fertig, wenn wir die Kollegen in den anderen Werken und Ländern kennen lernen und wir uns einig werden. Das muss organisiert werden – von nichts kommt nichts! Dazu ist der Automobilarbeiterratschlag da. Er wird im Mai zum siebten Mal stattfinden. Beim letzten Ratschlag vor zwei Jahren waren 400 Teilnehmer aus 15 Ländern. Man hat sich kennen gelernt und es wurden ein gemeinsames Kampfprogramm sowie Solidaritäts-Chartas beschlossen. Das bedeutet z. B., dass die Teilnehmer sich verpflichten, die anderen Werke zu unterstützen. Darüber wurde auf dem 3. bundesweiten Vorbereitungstreffen berichtet:
„• In der Solidariät der Bosch-Kollegen in Deutschland mit dem 16-tägigen Streik bei Bosch Bangalore/ Indien,
• im Widerstand gegen die Verlagerung der C-Klasse bei Daimler, wovon Werke in Sindelfingen, Bremen, in den USA und in Südafrika betroffen sind,
• im Kampf der Ford-Kollegen gegen die Einführung von ERA als Lohnabbauprogramm, der Solidaritätsgrüße aus den USA erhielt,
• in der Auseinandersetzung gegen neuen Methoden des Massenmobbings wie bei Opel Bochum, wo Opel seinen Tabubruch der erstmaligen Massenentlassungen nach einer kämpferischen Betriebsversammlung zurücknehmen musste …“
Der Automobilarbeiterratschlag ist ausdrücklich keine gewerkschaftsoppositionelle Veranstaltung. In dem vom 6. Internationalen Automobilarbeiterratschlag 2009 beschlossenen „Internationalen Kampfprogramm der kämpferischen Automobilarbeiterbewegung in der Weltwirtschaftskrise“ heißt es: „Wir brauchen starke Gewerkschaften als Kampforganisation. Wir sagen jeglicher Unterdrückung der Gewerkschaftsarbeit den Kampf an. Wir stärken die kämpferische gewerkschaftliche Basis! Wir kritisieren die Klassenzusammenarbeitspolitik von Gewerkschaftsführern, die sich als Co-Manager für die Konzernleitungen verstehen. … Keinen Ausschluss von Revolutionären, linken Kritikern und Kämpfern für den Sozialismus aus den Gewerkschaften …“
Wir erfahren auch viel zu wenig über die Automobilarbeiter in anderen Ländern. Am 12. Dezember haben z. B. Fiat-Arbeiter in Turin während eines landesweiten Streiks in der Metallindustrie stundenlang den Bahnhof besetzt. Sie kämpfen dagegen, dass Fiat aus dem Flächentarifvertrag ausgestiegen ist und nur für jedes Werk einzeln verhandelt wird. So was erfährt man hier nur selten.
Der Automobilarbeiterratschlag wird selbst organisiert vorbereitet. Er ist überparteilich und muss sich selber finanzieren. Deshalb gibt es viele Aufgaben und Möglichkeiten, das zu unterstützen. Ein großer Fortschritt ist, dass er diesmal von der ICOR („International Coordination of Revolutionary Parties an Organizations“) unterstützt wird. Das ist ein Zusammenschluss revolutionärer Parteien und Organisationen aus 40 Ländern weltweit. Das wird bei der Vorbereitung, vor allem was den Kontakt zu den Automobilarbeitern in anderen Ländern betrifft, eine große Hilfe sein.
Weitere Infos gibt es auf der Homepage: www.iaar.de