Elbvertiefung oder Arbeitsplätze – Hafenarbeiter sollen in eine Zwickmühle geführt werden!

Elbvertiefung oder Arbeitsplätze – Hafenarbeiter sollen in eine Zwickmühle geführt werden!

Hafenarbeiterdemonstration in Hamburg am 9. November 2012

2.000 Hafenarbeiter haben laut der bürgerlichen Presse am 9. 11. 12 für die Elbvertiefung demonstriert. Viele Umweltschützer lehnen die Elbvertiefung ab. Bei näherem Hinsehen liegt die Motivation für die Demonstration nicht so einfach auf der Hand! „Viele Kolleginnen und Kollegen sind zu Recht besorgt, ob sie morgen im Hafen noch Arbeit haben. Uns sagt man, wir wären auf der sicheren Seite, wenn die Elbe weiter vertieft wird! Das ist eine glatte Lüge!“, hieß es im Flugblatt der MLPD.

Davon wurden 700 Stück verteilt. Die MLPD hat einen Stand auf der Abschlusskundgebung durchgeführt und einige Unterschriften für die ICOR/ILPS-Kampagne zur Beendigung jeglicher Nutzung der Atomenergie gesammelt. Wir haben dafür geworben, sich nicht dem Konkurrenzdenken gegen andere Hafenarbeiter ausspielen zu lassen und eine gemeinsame Kampffront aufzubauen. Die Arbeiterklasse braucht eine sozialistische Perspektive für Arbeit und Umwelt.

Die Kolleginnen und Kollegen waren sichtlich stolz über ihren Kampf gegen das Lohnsenkungsprogramm Portpackage II. Naturgemäß ging es in den Diskussionen lebendig zu und es wurde Tacheles geredet.

Die Situation ist kompliziert: Nachdem sich der Umschlag im Hamburger Hafen 2010 und 2011 mit zweistelligen Zuwachsraten Stück für Stück vom tiefen Einbruch 2008/2009 bei Beginn der internationalen Weltwirtschafts- und Finanzkrise wieder erholte, traf der Rückgang des Welthandels und die Verschiebung der Welthandelsachse von Europa–Amerika nach Amerika–Asien den Hamburger Hafen besonders im Oktober drastisch. Von Januar bis September dieses Jahres wurden nur noch 6,8 Millionen TEU (Standardcontainer) umgeschlagen. Bedeutende Reedereien wie Cosco gehen in ihrer Planung von 20 Prozent weniger Ladungsmengen aus. Für das Restjahr ist zu erwarten, dass nicht mal mehr die Umschlagsmenge von 2011 (9 Millionen TEU) erreicht wird. Es findet zwischen den größten Reedereien und Seehäfen in Europa eine regelrechte Vernichtungsschlacht um den größten Frachtanteil im Weltmarkt und Maximalprofit statt.

Alle bedeutenden Reedereien setzen inzwischen auf immer größere Schiffe mit wesentlich höherem Tiefgang. Für den 12. Dezember 2012 wurde das weltgrößte Containerschiff, die Marco Polo der Reederei CMA/CGM, mit 16 Meter Tiefgang angekündigt. Solche Schiffe können aber den Hamburger Hafen nicht mit voller Ladungskapazität und zu jeder Zeit anlaufen. Deshalb soll der Unterlauf der Elbe auf einer Länge von 130 Kilometern vertieft werden, was unter anderem unvorhersehbare starke Strömungen hervorrufen und das ganze Ökosystem der Flußlandschaft zerstören würde.

Die schon jetzt spürbaren Auswirkungen dieser verschiedenen Faktoren sind, dass bei Eurogate CTH unter der Woche kaum ein Schiff anlegt und den Kollegen der HHLA mit dem 1. 1. 2013 das Pensum gestrichen wird! Pensum bedeutet, dass die Kollegen nur so lange arbeiten, bis die festgesetzte Ladungsmenge gelöscht ist, und dann in der Regel ein bis zwei Stunden eher nach Hause gehen.

Die Hafenarbeiter sahen in den Gesprächen durchaus die Notwendigkeit des Schutzes der natürlichen Lebensgrundlagen und auch die krisenhafte Entwicklung der Weltwirtschaft. Aber viele tendierten doch noch dahin, dass angeblich die verzögerte Elbvertiefung das Hauptproblem sei und auf Kosten ihrer Arbeitsplätze ginge.

So diente die Demo seitens der Reedereien ganz bewusst auch dazu, möglichst Dampf über die zunehmende Arbeitshetze und Angriffe auf erkämpfte Rechte abzulassen. Man konnte aber auch deutlich erkennen, dass dies für die Hafenbosse ein Spiel mit dem Feuer war. In der organisierten Weise (deutliche Reihen über Straßenbreite) und offensiven Demokultur (Böller wurden immer wieder gezündet, um sich Gehör zu verschaffen) konnte man erahnen, welche Konsequenzen es hat, wenn die Hafenarbeiter gemeinsam die Umschlagsbetriebe und schließlich das internationale Finanzkapital ins Visier nehmen!

Alle Hafenarbeiter, ihre Familien und Freunde sind eingeladen, diese Diskussion auf dem Treffen der Initiativgruppe Hafen am Freitag, den 30. 11. 12 um 19 Uhr im Dock 220 (Stresemannstr. 220, HH-Altona) mit uns weiterzuführen!

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