Wie und warum die Herrschenden die Geschichte fälschen

Machtantritt des Hitler-Faschismus vor 80 Jahren: Zwei wichtige historische Daten, die Aufstieg und Fall des Faschismus markieren, rücken näher: Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler vor 80 Jahren, am 30.1.1933, und die Kapitulation der deutschen Wehrmacht in der Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren, am 2.2.1943.

Wie üblich bei solchen Jahrestagen läuft auch die mediale Verarbeitung in Filmen, Büchern und Zeitungsartikeln auf Hochtouren. Allerdings nicht in erster Linie aus historischem Interesse, sondern zur Manipulation der öffentlichen Meinung und Verbreitung der kleinbürgerlichen Denkweise unter den Massen. Dazu müssen die Herrschenden auch die Geschichte verfälschen, um krampfhaft von der Krisenhaftigkeit des kapitalistischen Systems abzulenken.

Die üble antikommunistische Gleichsetzung von Faschisten und Kommunisten steht im Zentrum der bürgerlichen Geschichtsklitterung. Vor allem auch im Zusammenhang mit der Schlacht von Stalingrad. Hunderttausende Menschenleben seien dort von den „Diktatoren Adolf Hitler und Josef Stalin“ gleichermaßen geopfert worden. Es war aber der Hitler-Faschismus, der 1941 die damals noch sozialistische Sowjetunion überfiel, und es war das sowjetische Volk, das unter Stalins Leitung die Errungenschaft einer befreiten Gesellschaft heldenhaft verteidigte.

Es ist kein Zufall, dass gerade der militärische Wendepunkt dieses Kriegs Gegenstand solcher antikommunistischer Hetze ist. Er wurde zum Ausgangspunkt für den Sieg des Sozialismus über die offen terroristische Herrschaftsform des Großkapitals in mehreren Ländern der Welt. Das ist auch ein ermutigendes Signal für heute, wo immer mehr Menschen sich fragen, welche Alternative zum kapitalistischen System es gibt. Die Schlussfolgerungen aus dem Hitler-Faschismus, dem Widerstand gegen ihn und schließlich seiner Niederlage sind deshalb bis heute Gegenstand einer Massendebatte, in der es die bürgerlichen und insbesondere antikommunistischen Verfälschungen offensiv anzugreifen gilt.

Das Märchen von Hitlers Unterstützung durch die „Mehrheit der Deutschen“
Zahlreiche Varianten dieser Lüge werden immer wieder aufgetischt. In einer dreiteiligen Serie von „ZDF-History“ zur „Machtergreifung“ ist z.B. von der „Sehnsucht der Deutschen nach einem Heilsbringer“ die Rede. Der Historiker Götz Aly trieb diese Behauptung in seinem Buch „Hitlers Volksstaat“ auf die Spitze, wofür er 2007 das Bundesverdienstkreuz erhielt. Er schließt sein Buch mit den Worten: „Wer von den Vorteilen für die Millionen einfacher Deutscher nicht reden will, der sollte vom Nationalsozialismus und vom Holocaust schweigen.“

Dem Machtantritt Hitlers und der NSDAP folgten jedoch zwölf Jahre faschistischer Terrorherrschaft, der Unterdrückung aller Arbeiterparteien und -organisationen sowie der Aggression gegen andere Länder bis hin zum mörderischen Weltkrieg ab 1939. Den faschistischen Völkermorden fielen zig Millionen Menschen zum Opfer, allein rund 6 Millionen Juden und 500.000 Sinti und Roma sowie 27 Millionen Sowjetbürger. Auch in Deutschland kostete der Krieg fast 7 Millionen Menschenleben.

In der Weimarer Republik übte das Großkapital vor allem gestützt auf die SPD seine Herrschaft aus. Seit der Weltwirtschaftskrise 1929 verloren die SPD-Reformisten durch ihre arbeiterfeindliche Politik jedoch immer mehr an Einfluss, die revolutionäre KPD erstarkte. Bei der letzten „freien“ Parlamentswahl im November 1932 ging allerdings nicht nur der Wähleranteil der SPD auf 20,4 Prozent weiter zurück (gegenüber 21,6 Prozent im Juli 1932), sondern erstmals auch der der  NSDAP (von 37,4 auf 33,1 Prozent), während die KPD erneut von 14,6 auf 16,9 Prozent zulegte. Eine Analyse, die im September 1932 für den innersten Kreis der Monopolbourgeoisie angefertigt wurde, folgerte: „Die Rettung vor diesem Abgrund ist nur möglich, wenn die Spaltung und Bindung der Arbeiterschaft … auf andere und zwar direkte Weise gelingt. Hier liegen die positiven Möglichkeiten und Aufgaben des Nationalsozialismus.“ („Deutsche Führerbriefe“, zitiert in: REVOLUTIONÄRER WEG 6/71, S. 105–106)

Götz Aly behauptet gar, die Politik Hitlers „wurde nicht zum Vorteil von Junkern und Monopolisten geplant, sondern als konkrete Utopie für einfache Deutsche“. Am 27. Januar 1932 hatte Hitler im Düsseldorfer Industrie-Klub seine Vorstellungen vor Monopolvertretern erläutert. Diese waren so angetan, dass sie Hindenburg im November eine Eingabe vorlegten, Hitler mit der Kanzlerschaft zu betrauen. Reichspräsident von Hindenburg ernannte Adolf Hitler zum Reichskanzler, dieser setzte am 28. Februar per „Notverordnung“ die Verfassung außer Kraft. Die bürgerliche Demokratie der Weimarer Republik war damit beseitigt. Im Parteiprogramm der MLPD heißt es dazu: „Als Reaktion auf die Revolutionierung der Massen wechselten die Monopole ihre soziale Hauptstütze und errichteten 1933 mit Hilfe einer die Begriffe des Sozialismus ausnutzenden Demagogie eine faschistische Diktatur.“

Die Lüge von der Verantwortlichkeit der Massen für den Hitler-Faschismus zielt heute vor allem darauf ab, das Vertrauen in die eigene Kraft zu zersetzen. Die Massen treiben aber das Rad der Geschichte an. Es waren historische Schwächen der Arbeiter- und kommunistischen Bewegung, die dazu beitrugen, dass der Faschismus nicht verhindert werden konnte. Dazu heißt es im Buch „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution: „Willi Dickhut wies auf die schädlichen Folgen der Sozialfaschismustheorie hin: ,Die Diffamierung aller Sozialdemokraten als Sozialfaschisten zerstörte bestehende Kontakte zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten und verhinderte die Schaffung einer proletarischen Einheitsfront, die als starkes Rückgrat einer breiten antifaschistischen Aktionseinheit die Machtübernahme Hitlers hätte verhindern können.’ … Es kann keinen Zweifel geben, dass die rechten SPD-Führer die Hauptverantwortung für die Sabotage der antifaschistischen Einheitsfront trugen, weil sie die Spaltung der Arbeiterklasse in kommunistische und sozialdemokratische Arbeiter aktiv und bewusst betrieben. Der sektiererische Fehler der KPD machte es ihnen jedoch leicht.“ (S. 69–71)

Irreführende Behauptung vom Antisemitismus als Wesen des Faschismus
Immer wieder wird behauptet, Hauptziel des Hitler-Faschismus sei die „Vernichtung der Juden“ gewesen. In der Bewerbungsrede Hitlers vor dem Industrie-Klub fand sich jedoch nichts von einer etwaigen jüdischen Bedrohung, die ja auch real nicht existierte – als Feind nannte er vielmehr die Sowjetunion und die Kommunisten, die auch als erste in großer Zahl in die KZ’s geschafft wurden.

Der Antisemitismus hatte eine ganz bestimmte Funktion, wie Stalin 1931 vorausgesagt hatte: „Der Antisemitismus dient den Ausbeutern als Blitzableiter, der die Schläge der Werktätigen vom Kapitalismus ablenken soll. Der Antisemitismus ist eine Gefahr für die Werktätigen, denn er ist ein Irrweg, der sie vom rechten Weg abbringt und sie in den Dschungel führt.“ (Stalin Werke, Bd. 13, S. 26) Der Chefankläger der USA beim Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg 1945, Robert H. Jackson bestätigte das 1945: „Die Verfolgung der Juden war eine ununterbrochene und vorsätzliche Politik, die sich gegen andere Völker in gleicher Weise richtete wie gegen die Juden selbst. Der Antisemitismus wurde gefördert, um die demokratischen Völker zu spalten und zu verbittern und ihren Widerstandsgeist gegen den Angriff der Nazis zu schwächen.“

Der Kampf der Rassen sollte an die Stelle des Klassenkampfs treten. Auch die Leugnung oder Relativierung der Arbeiter- und Massenfeindlichkeit des Faschismus soll von seinem Klassencharakter ablenken. Georgi Dimitroff, der Generalsekretär der Kommunistischen Internationale, definierte ihn als die „offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“.

Zur Lüge, Faschismus und Sozialismus seien beides „totalitäre“ Systeme

Die Behauptung, der Faschismus habe nichts mit der kapitalistischen Herrschaft zu tun, entwickelt der Antikommunismus dahin, Faschismus und Sozialismus gleichzusetzen. Einen Weltbestseller dazu lancierte 1991 der britische Historiker Allan Bullock, der in seiner Doppelbiographie „Hitler und Stalin. Parallele Leben“ über beide „Machtsysteme“ schrieb: „Beide scheinen zugleich in unversöhnlichem Gegensatz zu stehen und viele Dinge gemein zu haben. Beide hatten, jedes auf seine Art, die bestehende Ordnung in Europa ideologisch und politisch herausgefordert.“ Der Sozialismus, in dem die Ausbeuterklassen unterdrückt werden, und der Faschismus, in dem die arbeitenden Klassen unterdrückt werden, sollen demnach von gleicher Natur sein! Hitler forderte in keiner Weise den Kapitalismus heraus, seine Politik bestätigte im Gegenteil die marxistisch-leninistische Analyse, dass der Imperialismus gesetzmäßig zu Kriegen führt. Zugleich zeigte sich, dass nur der Sozialismus mit der Kraft einer freien und revolutionären Arbeiterklasse in der Lage war, den Faschismus zu besiegen. „Stalin bricht Hitler das Genick“ – diese Überzeugung des von den Faschisten 1944 ermordeten KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann bewahrheitete sich in Stalingrad 1943.

Die revolutionäre Schlussfolgerung aus Faschismus und Krieg
Es ist kein Zufall, dass die Lüge, NSDAP und KPD hätten gleichermaßen dem Machtantritt Hitlers den Weg geebnet, gerade jetzt verstärkt verbreitet wird. Die Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative zum Kapitalismus wächst ebenso wie das Interesse an der revolutionären Partei neuen Typs in Deutschland, der MLPD. Mit ihrer Offensive des echten Sozialismus und gegen den modernen Antikommunismus geben die Marxisten-Leninisten die passende Antwort darauf.

Das umfasst auch die Verankerung ihres konsequenten antifaschistischen Standpunkts. Sie fördert die Wachsamkeit gegenüber allen faschistischen Tendenzen, auch neuen Formen des Faschismus wie islamistisch-faschistischen Kräften, Faschisten christlich-fundamentalistischer Prägung oder ultrareaktionären, faschistoiden Parteien wie „Pro NRW“. Sie tritt entschieden für das Verbot aller faschistischen Organisationen und ihrer Propaganda ein. Es gibt aber auch keinen Grund für aktionistisches, panisches Reagieren auf die faschistische Gefahr. Der Neofaschismus ist heute unter den breiten Massen in Deutschland isoliert. Dazu wurde in der Einleitungsrede zum 9. Parteitag der MLPD ausgeführt:
„Der Neofaschismus ist in Deutschland unter der Wucht der antifaschistischen Massenbewegung sogar in eine offene Krise geraten. Dafür stehen beispielhaft die erfolgreichen antifaschistischen Blockaden in Köln oder in Dresden … Während der Masseneinfluss der Neofaschisten deutlich zurückgeht, wurde im Laufe der Ermittlungen gegen das neofaschistische Terrorkommando mit dem Namen ,NSU‘ deutlich, dass es sich hier nicht um ,Einzeltäter‘ handelt, sondern dass es strukturelle Verbindungen auch zu Teilen des Staatsapparats und Geheimdienstes gibt. …
Die Herrschenden in Deutschland agieren nach wie vor in erster Linie mit dem Mittel des Betrugs, ohne auf die reaktionäre Gewalt und ihre Vorbereitungen für eine revolutionäre Situation zu verzichten. … Der unverzichtbare Kampf gegen den Neofaschismus ist heute in erster
Linie ein vorbereitender Kampf und daher in erster Linie ein Kampf um die Denkweise der Massen.“
(S. 64–66)

Dazu gehört, jedem Versuch der antikommunistischen Spaltung entgegenzutreten und  die Perspektive einer sozialistischen Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung als grundsätzliche Lösung zu verankern.     

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