Die wichtigste Lehre des Hamburger Aufstands

Der Hamburger Aufstand jährt sich in diesem Jahr zum 90sten Mal. Das Buch „Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg“ von Willi Dickhut, geht in einem Abschnitt auf die wichtigen Lehren des Hamburger Aufstands ein (Auszüge, S. 552 ff.):

Ohne zielklare Führung und gründliche Organisierung kann der bewaffnete Aufstand nicht siegreich sein, das ist die wichtigste Lehre des Hamburger Aufstands im Herbst 1923. (…)

Eine auf Initiative der KPD einberufene Betriebsrätekonferenz (21. 10. 1923) in Chemnitz sollte den Generalstreik proklamieren, der dann in den bewaffneten Aufstand umschlagen sollte. Schon eine Woche vorher traten die Werft- und Transportarbeiter Hamburgs in den Streik. Die revolutionäre Gärung der Massen wurde immer stärker, sie forderten Losschlagen und warteten auf einen Aufruf der Partei. Die revolutionäre Stimmung der proletarischen Massen in Hamburg war stärker als im übrigen Deutschland, darum sollte der Hamburger Aufstand das Signal für den Generalaufstand werden. Man rechnete dabei mit einem erfolg­reichen Ausgang der Chemnitzer Betriebsrätekonferenz.

(…) Die militärische Ausbildung war eine gute. Die allgemeine Vorbereitung des Aufstands war eine ungenügende. Der Aufstand wurde am 22. Oktober 1923 endgültig für den nächsten Tag fünf Uhr festgesetzt. Der Aufstandsplan sah vor:

1. Durch plötzliches Losschlagen die Waffenlager besetzen;

2. Entwaffnung der Polizei und Faschisten;

3. Konzentrierung der bewaffneten Arbeiterabteilungen, verbunden mit Massendemonstrationen aus den Vororten in die Innenstadt und Zurückdrängung und Entwaffnung des Gegners;

4. Besetzung des Post- und Telegraphenamtes, der wichtigsten Bahnhöfe, des Flugplatzes und anderer wichtiger Objekte;

5. Sperrung der Zugangsstraßen zur Stadt, damit der Gegner keine Verstärkungen von auswärts heranführen kann, ebenfalls Sperrung des Schiffsverkehrs auf der Elbe. (…) Es gelang vollkommen. (…)

Mitten im heroischen Kampf der Arbeiterklasse Hamburgs erteilte die Parteileitung den Befehl zur Einstellung des Kampfes, weil die Chemnitzer Betriebsrätekonferenz mit knapper Mehrheit die Proklamierung des Generalstreiks abgelehnt hatte. Aufgrund dieses Ergebnisses beschloß die KPD, vorerst auf die Durchführung des bewaffneten Aufstands zu verzichten. Dieser Beschluß mußte eine ungeheure Verwirrung hervorrufen. Trotz der widersprechendsten Nachrichten tobte der Kampf in Hamburg zwei Tage lang.

Aus dem Hamburger Aufstand sind folgende Lehren zu ziehen:

1. Trotz der Überlegenheit der feindlichen Streitkräfte ist der Aufstand nicht durch die konterrevolutionären Kräfte nie­dergeschlagen worden. Er wurde auf Anweisung der Partei abgebrochen und die proletarischen Massen zogen sich freiwillig zurück; das wird vom Gegner selbst unterstrichen.

2. Der Hamburger Aufstand war ein Massenaufstand.

3. Die politische Vorbereitung des Aufstands war schwach, die Leitung katastrophal. Die Leitung hat die Worte von Marx: „Nie mit dem Aufstand spielen“, nicht beachtet, hat heute zum Aufstand aufgerufen und morgen Einstellung verlangt. Sie hat nicht die Losung der Bildung von Räten aufgestellt. In Hamburg fehlte eine Führung, die mit allen grundlegenden Fragen des bewaffneten Aufstands vertraut war, die zielklar den Aufstand politisch und militärisch vorbereitete und mit allen Konsequenzen durchführte.

4. Wenn trotz aller Fehler, schlechter Vorbereitung, zahlenmäßiger Schwäche und geringer Bewaffnung die Aufständischen einen erfolgreichen Kampf gegen die zahlenmäßig überlegenen, schwer bewaffneten Polizeikräfte führen konnten, so ist das ihrem Mut, ihrem energischen, geschickten Kampf, ihrer hingebungsvollen Treue für die proletarische Revolution zuzuschreiben.

5. Ohne die Ausdehnung des bewaffneten Aufstands auf eine Reihe wichtiger Industriezentren Deutschlands mußte der Hamburger Aufstand ein isolierter Akt bleiben und konnte nicht erfolgreich sein, selbst bei bester Leitung nicht. Den Generalstreik abhängig zu machen von einer schlecht vorbereiteten, ihrer Zusammensetzung nach unsicheren Betriebsrätekonferenz, ist ein Fehler. (…) Der Verzicht auf den allgemeinen Aufstand im Jahre 1923 ist auf das vollständige Versagen des aus rechten Elementen zusammengesetzten Zentralkomitees der Kommunistischen Partei zurückzuführen.

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