Kolleginnen und Kollegen von Norgren in der 4. Streikwoche

Stuttgart (Korrespondenz): Der Kampf besteht zur Zeit in einem gewerkschaftlichen Vollstreik um einen Sozialtarifvertrag. Der Masse der Kolleginnen und Kollegen geht es dabei allerdings um den Erhalt des Werkes. Sie wollen streiken, bis die Stilllegungspläne vom Tisch sind – um den Erhalt aller Arbeitsplätze einschließlich derer der Leiharbeiter. Die Abnehmer der Ventile aus Großbettlingen sind Lkw- und Bus-Konzerne wie Scania und MAN oder der Getriebeproduzent ZF. Fieberhaft versucht die Norgren-Geschäftsleitung deshalb, die Fertigung mit Hilfe von Leiharbeitern wenigstens minimal in Gang zu halten, damit die Produktion in diesen Großkonzernen nicht zum Erliegen kommt. Allerdings führt die reformistische Taktik des Kampfs für einen Sozialtarifvertrag früher oder später in die Sackgasse der Verhandlungen über höhere Abfindungen, Transfergesellschaften und dergleichen. Da die Gewerkschaften aufgrund des eingeschränkten Streikrechts einen Streik um jeden Arbeitsplatz nicht führen dürfen, ist es notwendig, den gewerkschaftlichen Rahmen zu durchbrechen und selbständig zu kämpfen.

Streik mit Torblockaden

Die Torblockaden begannen vor vier Wochen, nachdem das Norgren-Management trotz der eindeutigen Zusage, keine Fakten durch Produktionsmittel-Verlagerung zu schaffen, bereits eine der Hauptmontage­linien für die Getriebefertigung von ZF in Friedrichshafen übers Wochenende aus dem Werk zu entführen begann. Seitdem gibt es vier mal Sechs-Stunden-Schichten, die diszipliniert umgesetzt werden. Die Schichten an den Streiktoren werden selbstständig organisiert. Beginn jeweils um 6 und 12 Uhr.

 

Gerichte auf der Seite der Herrschenden

Durch die juristische Unterdrückung der Torblockade mit Androhung eines Zwangsgelds von 250.000 Euro für jeden Zuwiderhandelnden und der Ablehnung des Begehrens nach einer Verfügung gegen Maschinenabtransporte, wird immer wieder von Streikenden betont: „Das hätten wir nie gedacht, dass wir so wenig Rechte haben.“ Die Forderung „Für ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht!“ wird daher positiv aufgenommen. Empört waren die Großbettlinger auch darüber, dass Kollegen ihrer Fellbacher Schwesterfirma von der Geschäftleitung aufgeschrieben wurden, weil sie sich bei ihrem Besuch vor dem Fellbacher Tor mit dem Streik solidarisierten. Dazu kommt noch der skandalöse Einsatz einer offensichtlich ultrareaktionären Sicherheitsfirma aus Chemnitz. Das führt krass vor Augen, wie die Kapitalisten ihre Verfügungsgewalt über die Fabriken absichern.

Der Abzug dieser Security-Firma ist eine wichtige Forderung.

 

Wir kämpfen für die Zukunft der Jugend“

Von den Streikenden wird bewusst Verantwortung für die Jugend übernommen. Eine der vielen älteren Beschäftigten erzählt: „Um mich mach’ ich mir keine Angst, doch wo soll die Jugend künftig arbeiten, wenn Industriearbeitsplätze ins Ausland verlagert werden?“ Sehr stolz sind die Streikenden über ein Solidaritätsposter einer Frickenhäuser Werkrealschule, auf der viele Schüler den Gruß unterschrieben haben: „Wir begrüßen Euren Streik. Wir brauchen auch mal Arbeitsplätze.“ Das Plakat hat inzwischen einen Ehrenplatz im gut dekorierten Streikzelt am Haupttor.

 

Die Solidarität verbreitern

Mit einen Solidaritäts-Treffen von zirka 40 Personen aus den Großbettlinger Vereinen wurde gezeigt: Der ganze Ort steht hinter dem Kampf um den Erhalt des Werkes. Ein Solidaritätskomitee, das auf Grundlage von überparteilichen Grundsätzen kontinuierlich an der Verbreiterung der Solidarität arbeitet und weitere Aktionen plant und organisiert, fehlt aber noch. Im Streikzeit wird mit dem Solibuch für Streikbesucher, den Pinnwänden mit Zeitungsartikeln und Solidaritätsadressen die sich entwickelnde Solidarität erlebbar. Besonders begrüßt wurden Besuche von Delegationen aus anderen Betrieben der Region. In der jetzigen Phase wird es auch besonders wichtig werden, dass sich die Beschäftigten der Abnehmerkonzerne mit dem Streik solidarisieren. Dabei will auch die MLPD mithelfen. Die Streikenden sind sehr offen für die Auseinandersetzung, selbst die IGM-Sekretäre sind froh um die Unterstützung von der MLPD zugerechneten Kollegen. Die „Rote Fahne“ war im Nu verkauft. Eine Solidaritätsadresse der MLPD-Bundestagskandidatin Gabi Conrad wurde ausgehängt.

Auch die kulturelle Unterstützung spielt eine sehr wichtige Rolle. Neben „Keiner schiebt uns weg!“ ist die kämpferische Au­tomobilarbeiterhymne zum Lied der Streikenden geworden. „Werke schließen, Leut’ entlassen, so wollen es die Herrn. Sie schauen nur in ihre Kassen, wir sind ihnen fern. Hey, ihr Bosse seht uns an, da machen wir nicht mehr mit und wenn wir uns erst einig sind, dann kriegt ihr einen Tritt.“ Es gibt Überlegungen für ein Solidaritätsfest und die Montagsdemo Esslingen will ihre Montagsdemo mit offenem Mikrofon am 4. November vor dem Werkstor durchführen.

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