Nachruf auf einen streitbaren Musiker und Mitkämpfer

Detlef Stein-Sondermann, Künstlername „Dusty Stony“, ist im Alter von 61 Jahren völlig überraschend am 2. Dezember verstorben.

Nicht nur in Duisburg trauern viele Freunde, Montagsdemonstranten, Musikerkollegen und Genossen um ihn. „Der größte Schreihals aller Zeiten“, wie er sich selbstironisch nannte, ist verstummt. Er war bis 1971 Mitglied bei Ton-Steine-Scherben und steuerte zum Repertoire der Band einige Songs bei. „Allein machen sie dich ein“ – virtuos mit der Gitarre vorgetragen, mit seiner Reibeisenstimme mehr geschrien als gesungen, so haben ihn viele Demonstranten am 16. November in Essen bei der Demonstration zum Umweltkampftag noch mit der Band „Fresh Game“ gehört. Das Ende dieses Songs war seine tiefe Überzeugung und sein Vermächtnis: „Im Land, in dem wir wohnen, leben über 80 Millionen. Wenn wir uns erst mal einig sind, dann weht hier ein ganz anderer Wind … Und du weißt, das wird passier’n – wenn wir uns organisier’n!“

Er war ein umtriebiger, ständig aktiver, manchmal hektischer Mensch. Solidarität hat er propagiert und gelebt. Er ging auf jeden offen zu und versuchte, ihn zu gewinnen und zu mobilisieren. Spaltung, antikommunistisches Mobbing und Kapitulantentum hat er gehasst wie die Pest. Er war ein Urgestein der Duisburger Montagsdemonstration, hat auch immer wieder die Mülheimer Montagsdemonstranten musikalisch unterstützt. Ob bei antifaschistischem Protest, Friedens- oder Umweltdemonstrationen, am 1. Mai oder beim Internationalen Frauentag – Dusty war aktiv dabei, hat Lautsprecher und Verstärker geschleppt, für den Strom gesorgt. Und natürlich gesungen und Gitarre gespielt. Kinder und Jugendliche waren ihm besonders ans Herz gewachsen, das Pfingstjugendtreffen war sein Ding, und er hat ständig musikalischen Nachwuchs gefördert und auch einem Duisburger Rebellen Gitarrespielen beigebracht.

Er war aktives Mitglied in Solidarität International, das Kulturfest bei der Bundesdelegiertenversammlung in Duisburg am 9. November erlebte ihn noch in voller Aktivität und Tatendrang. Er war einer der ersten Duisburger Initiatoren für die Umweltgewerkschaft und auch dem internationalen Umweltratschlag eng verbunden.

Nach seiner wilden Zeit als Musiker heiratete er und wurde Vater, war als Berufskraftfahrer im Fernverkehr unterwegs. Seine Arbeit im Fachbereichsvorstand von ver.di setzte er auch fort, nachdem er wegen einer chronischen Erkrankung berufsunfähig geworden war. Als „Aufstocker“ war ihm der Kampf gegen die Hartz-Gesetze natürlich ein besonderes Anliegen, und die Montagsdemonstration holte ihn aus einer depressiven Phase heraus, gab ihm seinen Kampfesmut und Siegeszuversicht zurück.

Er war ein Mensch mit Ecken und Kanten, manchmal schroff, aber immer herzlich und ein zutiefst verlässlicher Freund. Bei allen Terminen war er immer grundsätzlich 15 Minuten früher da. Ein etwas überraschender Charakterzug für einen Anarcho-Syndikalisten, wie er sich selbst sah. Er träumte immer noch den alten Ton-Scheine-Scherben-Traum, direkt vom Sturz des Kapitalismus in eine klassenlose freie Gesellschaft überzugehen. Über die WASG war er nach deren Vereinigung mit der PDS Mitglied der Linkspartei geworden. Er trat aber unter Protest aus, nachdem der Oberbürgermeister-Kandidat der Linken in Duisburg wegen seiner Kritik an der aggressiven Politik des Staates Israel gegen das palästinensische Volk aus dieser Kandidatur wieder herausgemobbt wurde. Und zwar nicht nur von den bürgerlichen Medien, sondern der eigenen Parteiführung. Sie beschimpfte auch Dusty (mit einer jüdischen Mutter) wegen seiner lautstarken Proteste gegen dieses Mobbing als „jüdischstämmigen Antisemit“. Bei allen Gelegenheiten versuchte er, die breite Aktionseinheit zu fördern, nutzte hier auch seine Kontakte, um Mitglieder der Linken, der DKP, der MLPD und Parteilose auf gleichberechtigter und kämpferischer Grundlage zusammenzubringen. Die MLPD hat er in vielerlei Beziehung unterstützt und gegen Angriffe verteidigt.

Für eine gemeinsame Trauerfeier in Duisburg am 1. Februar ist eine breite Initiative entstanden. Seine Songs und sein politischer und kultureller Offensivgeist werden weiterleben. Wir werden ihn im gemeinsamen Kampf für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung in tiefer Erinnerung behalten.

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