Heiße Debatte über den Umgang des Menschen mit der Natur

In dem Buch „Katastrophenalarm! …“ heißt es zur grundlegenden Einheit von Mensch und Natur:

Die Geschichte der Menschheit beruhte von Anfang an auf der immer höheren Einheit von Mensch und Natur. Sie ist ein gesellschaftlicher Prozess, der mit der Urgesellschaft begann und erst in der kommunistischen Gesellschaft seine höchste Stufe erreicht haben wird. … Die Menschen schufen mit der modernen Naturwissenschaft und der industriellen Produktionsweise die bisher höchste Stufe der Einheit von Mensch und Natur. … Mit ihrer Arbeit verbesserten die Menschen die Bodenfruchtbarkeit und schufen Kulturlandschaften voller Artenreichtum. Der rasante Ausbau der Produktion, des Handels, des Verkehrs, der Kommunikation, der Wissenschaft und der Künste ermöglichte gewaltige Sprünge in der Produktion und Reproduktion des menschlichen Lebens. Die Zahl der Menschen vervierfachte sich von 1900 bis 2010: von 1,6 auf über 7 Milliarden.“ (S. 36)

In einer Lesegruppe in Aschaffenburg entzündete sich darüber eine interessante Diskussion. Die Studienleitung berichtet:

Dass die Menschheit mit ihrer Arbeit die Lebensbedingungen für immer mehr Menschen entscheidend verbessert hat, war unstrittig. Nicht vollständig klären konnten wir aber die Fragen: Hat nicht gerade die Urbarmachung der Wälder die Artenvielfalt erheblich verringert? (Aussterben der Wildpferde, Verdrängung der Wölfe in Westeuropa, Ersetzung vieler natürlicher Obstsorten durch wenige Zuchtsorten usw.) Im Grunde wurde dabei die Ansicht vertreten, dass der Mensch eigentlich seit dem Entstehen der Zivilisation die natürlichen Lebensgrundlagen ständig untergraben hat.“

Es ist sicher nicht zu bestreiten, dass die Abholzung der Wälder in Mitteleuropa im Zeitalter des Feudalismus zur Gewinnung von Ackerflächen für Pflanzen- und Viehzucht auch einen bestimmten Raubbau der natürlichen Ressourcen bewirkte und die Artenvielfalt beeinträchtigte. Doch diese Eingriffe in vorkapitalistischen Gesellschaften blieben lokal begrenzt, die Biosphäre konnte sie wieder ausgleichen.

Vor allem aber sollte diese Urbarmachung der Wälder die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen gerade nicht untergraben, sondern förderte und gestaltete sie. Dazu schreibt der Umweltjournalist Christian Schwägerl in dem Buch „Menschenzeit“:

Seitdem sich der Mensch mit dem Wolf verbündet hat, hat er Lebewesen gezüchtet. (…) Zehntausende von Schweine-, Hühner- und Rinderrassen sowie Hunderttausende Varitäten von Kulturpflanzen, die Felder und Bauernhöfe besiedeln (…), stellen die Schaffenskraft des Menschen unter Beweis.“ (S. 131)

Als vor über zweitausend Jahren der griechische Gelehrte Theophrast die Arten zählte, konnte er 500 Pflanzenarten beschreiben. Heute sind etwa 1,75 Millionen Arten beschrieben, nach Schätzungen liegt die Gesamtzahl der Arten von Lebewesen auf der Erde zwischen zehn und 100 Millionen.

Eine gewisse Skepsis in den sorgsamen Umgang des Menschen mit der Natur ist durchaus verbreitet. Dazu heißt es in dem Buch „Katastrophenalarm! …“:

Beunruhigt durch die Verschärfung der Umweltkrise stellen die Massen die imperialistische Umweltpolitik zunehmend infrage. Das macht es den Herrschenden schwer, ihren Raubbau an der natürlichen Umwelt beliebig fortzusetzen. Deshalb versuchen sie, das Umweltbewusstsein zu manipulieren und zu zersetzen.

Als Widerspiegelung dieses Konflikts gibt es in der internationalen Umweltbewegung eine weltanschauliche Auseinandersetzung über den Umgang des Menschen mit der Natur. Idealistische Deutungen und metaphysische Verzerrungen äußern sich zwangsläufig in falschen Einschätzungen und unwirksamen oder sogar schädlichen Lösungsvorschlägen.

Einen der weitverbreiteten idealistischen Standpunkte vertritt neben anderen der norwegische Philosoph Arne Naess. Er ist einer der Begründer der „Tiefenökologie“, eines weltanschaulichen Vorläufers der „grünen Bewegung“. … Arne Naess sieht den Menschen wie einen Gast in einer intakten, fertigen Natur, der ihre Gastfreundschaft sträflichst missbraucht und durch sein ungebührliches Benehmen den natürlichen, ,wertvollen‘ Gastgeber in Gefahr bringt. Dabei übersieht er geflissentlich, dass der Mensch selbst Teil und das höchste Produkt eben dieser Natur ist.

Die natürliche Umwelt hat sich in Wechselwirkung mit dem Leben und Arbeiten der Menschen verändert. Die Biosphäre in ihrer heutigen Entwicklungsstufe ist maßgeblich vom aktiven Einwirken der Menschen geprägt; sie stellt die natürliche Basis der menschlichen Existenz und ihrer Höherentwicklung dar.

Naess betrachtet die ,Interessen des Planeten‘ und die ,Interessen der Menschen‘ als starren Gegensatz. (S. 37–39)

Dass die Behauptung vom Menschen als „Störenfried“ der Natur heute noch eine solche Wirkung erzielen kann, hat auch mit der lange Zeit verdrängten dialektisch-materialistischen Position von Karl Marx und Friedrich Engels zu tun. Dazu heißt es in dem Buch:

Der Mensch hat sich aus dem Tierreich erhoben und immer weiterentwickelt, indem er bewusst auf die Natur einwirkte. Mit der neu errungenen Fähigkeit der bewussten Lebenstätigkeit entstand auch der Widerstreit zwischen Mensch und Natur. Vor allem aber wuchsen die schöpferischen Fähigkeiten, durch Arbeit und Wissenschaft diesen Widerstreit zu lösen und die Einheit von Mensch und Natur höherzuentwickeln.

Die krisenhafte Untergrabung der Lebensbedingungen, die Gefährdung der Lebensweise der Menschheit hat inzwischen jedoch eine Tendenz zur Auflösung der grundlegenden Einheit von Mensch und Natur hervorgebracht, die Klassenkampf und Massenwiderstand geradezu herausfordert.

Friedrich Engels wies weitsichtig darauf hin, dass eine allseitige Beherrschung und Regelung der natürlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der produktiven Tätigkeit der Menschen nur möglich ist, wenn die kapitalistische Produktionsweise umgewälzt und die sozialistische Produktionsweise durchgesetzt wird:“ (S. 48/49)

Die herrschenden Monopole sind mit ihrer rücksichtslosen Umweltzerstörung hauptverantwortlich dafür, dass derzeit jährlich bis zu 35.000 Arten für immer verschwinden. Das ist 1.000- bis 10.000-mal höher als die natürliche Aussterberate, die bei circa zehn Arten pro Jahr liegt. Sie führen sehenden Auges die Erde an die globale Umweltkatastrophe heran, schieben aber ihre Schandtaten „dem Menschen“ zu und lassen Skepsis in die Fähigkeit der Massen zur schöpferischen Beherrschung der natürlichen Umwelt verbreiten. Diese lähmende Skepsis muss überwunden werden, damit man unbeschwert selbst Verantwortung für einen gesellschaftsverändernden Kampf zur Wahrung und Höherentwicklung der Einheit von Mensch und Natur übernehmen und viele Mitstreiter dafür gewinnen kann.

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