Jutta Ditfurth rechnet mit den Heldenlügen um den 20. Juli 1944 ab

Auf der Leipziger Buchmesse las Jutta Ditfurth aus ihrem Buch „Der Baron, die Juden und die Nazis. Reise in eine Familiengeschichte“ und sprach am Stand der „Jungen Welt“ mit einem interessierten Publikum.

Akribisch geht sie in ihrem Buch den Lebensläufen von 200 Mitgliedern ihres adligen Herkunftsclans nach. Ihr Urgroßonkel z. B. war der Baladendichter Börries Freiherr von Münchhausen, der sich zum widerlichen Antisemiten entwickelt hatte. Der Hass, der ihr nach Erscheinen des Buchs von Seiten zahlreicher Clan-Mitglieder und ihren Anwälten entgegenschlug, habe sie selbst noch überrascht, berichtete Ditfurth.

Unter den 200 Personen fand sie einen einzigen Verwandten, der Sozialdemokraten und Juden nicht verabscheut habe, einen SPD-Funktionär. Er wurde seinerseits vom Clan verteufelt. Die meisten waren Mitglieder in faschistischen Organisationen und ihren Vorläufern.

Mit ihrem Buch zerstört Jutta Ditfurth Legenden. In den Schulen wird immer noch gelehrt, die Leute um Claus Schenk Graf von Stauffenberg seien der Kern des antifaschistischen Widerstands gewesen. Sie wollten aber nur verhindern, dass ihre materielle Basis, ihre Güter im Osten, durch den Vormarsch der Roten Armee wegfielen. Bis auf ehrliche Ausnahmen waren sie reaktionäre Vertreter des feudalen Junkertums. Der Widerstand der jüdischen Menschen und der Arbeiter und Kommunisten solle damit ausgeblendet werden, so Ditfurth.

Dieser Adel war nicht antifaschistisch! Wüster Antisemitismus gehörte zum Kern seiner Weltanschauung. Ihr Geschrei, man müsse die Juden totschlagen, ging nach 1933 zurück, weil die faschistische Regierung dies ja erledigte. „Mit dem Sieg der Nazis war der ostelbische grundbesitzende Adel beruhigt, man würde die Juden loswerden, so oder so, die ersehnte Führung war an der Macht“, erklärte die Autorin auf der Messe.

Schonungslos rechnet sie mit den vermeintlichen Helden ab: „Im Film ‚Die Flucht‘ mit Maria Furtwängler wird die Legende gestrickt, es habe nur einzelne Mitläufer unter den adligen Großgrundbesitzern gegeben. In Wahrheit war es genau umgekehrt. Und Marion Dönhoff hat dann die Heldenlügen des 20. Juli geschrieben.“

Ditfurth berichtete, dass ihr Buch beinahe „abgesoffen“ sei: Erst, nachdem Leute aus dem Jüdischen Museum in Frankfurt es bekannt gemacht haben, habe die Presse, darunter die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ), reagiert.

Interessant waren auch ihre Ausführungen über die verheerenden Folgen des Wiedereinzugs des Adels in seine ostdeutschen ‚Besitztümer‘ für die Bauern, denen ihr notwendiges Land geraubt wird. Einer der Rittergutsbesitzer ist der Faschist Karl-Heinz Hoffmann. Er klagt gegen Ditfurths Buch. Seine adligen Nachbarn behaupten, sie hätten nicht gewusst, wer er ist.

Hoffmann ist bekannt als Anführer offen terroristischer faschistischer Aktivitäten. Er bekennt sich offen dazu, die Herrschaft des Monopolkapitals mit faschistischem Terror aufrechtzuerhalten, wenn die Methoden des Betrugs nicht mehr funktionieren. „Wenn die Polizei mit den Kommunisten nicht mehr fertig wird, müssen wir helfen.“

Ein wichtiges Buch, das sowohl Hintergründe, als auch Hintermänner benennt.

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