Bochum brennt – revierweiter Kampf um jeden Arbeitsplatz

Seit Monaten malt die Bundesregierung mit Hilfe ihrer bürgerlichen Wirtschaftsauguren (1) das Bild vom „Wirtschaftsaufschwung“ in Deutschland, der jetzt auch bei den Arbeitslosen ankomme und zum Rückgang der Arbeitslosenzahl führe.

Tatsächlich verschärfen die Monopole in der relativen wirtschaftlichen Belebung die Ausbeutung in den Betrieben und vernichten massenhaft Arbeitsplätze, besonders im Ruhrgebiet.

1 Auguren = Propheten, Berater im alten Rom

 

Im Zentrum steht Bochum – bislang noch eine der Städte mit der höchsten Dichte an Industriebetrieben. Hier will GM/Opel das Opel-Werk zum Jahresende schließen und damit über 3.000 Arbeitsplätze vernichten. An diesem Werk hängen wiederum Zehntausende Arbeitsplätze bei Zulieferern. Dazu gehört das Bochumer Werk des Autositzherstellers Johnson Controls. Der Konzern will angesichts der angekündigten Stilllegung des Opel-Werkes 220 Arbeitsplätze vernichten.

Outokumpu will das Bochumer Edelstahlwerk mit über 450 Arbeitsplätzen schließen. Damit stünde über kurz oder lang auch das Stahlwerk in Bochum mit dem Warmwalzwerk zur Disposition. Erst vor wenigen Jahren wurde gegen den Widerstand in der Stadt das Nokia-Werk in Bochum geschlossen. Auch in der Nachbarschaft häufen sich die Meldungen über Arbeitsplatzvernichtungen: 66 Kolleginnen und Kollegen bei Conti in Dortmund bekamen am 13. Juni die Ankündigung ihrer Entlassung, weitere 120 stehen auf der Abschussliste. Hella Recklinghausen will bis Januar noch mal etwa 100 Kollegen (bisher schon 35) ins über 50 Kilometer entfernte Werk in Hamm versetzen und dort Avitea-Kollegen der Hella-eigenen Leihfirma entlassen.

Erpressung und Ausbeutung

In Witten stellt Bosch Rexrodt 120 Arbeitsplätze auf die Streichliste. Ende 2015 will die RAG die Zeche Auguste Victoria schließen und damit weit über 3.000 Arbeitsplätze platt machen.

Gerne versuchen die Geschäftsleitungen mit Erpressung Lohnverzicht oder weitere Flexibilisierung durchzusetzen. So beim Unternehmen „RGM Konserv“ in Herne, das vor einigen Jahren aus der RAG ausgelagert wurde. Dort heißt es gegen den Protest der Kollegen aktuell: Lohnverzicht von 100 bis 200 Euro oder Kündigung.

Die Lunte brennt

Seit eineinhalb Jahren führt die Belegschaft bei Opel in Bochum den Kampf gegen die angedrohte Schließung und hat sie bis heute nicht akzeptiert. Am 16. Juni wurde die Belegschaft auf einer Veranstaltung über einen sogenannten „Sozialtarifvertrag“ informiert. Bezeichnenderweise eine gemeinsame Veranstaltung der Opel-Geschäftsleitung zusammen mit der IG-Metall-Bezirksleitung. In der Dortmunder Westfalenhalle brachten die anwesenden rund 2.000 Opel-Beschäftigten ihre Kritik und Ablehnung des Stilllegungsvertrag (als „Sozialtarifvertrag“ getarnt) zum Ausdruck. Eisiges Schweigen und kritische Beiträge waren ihre Antwort auf die Ausführungen (siehe Artikel auf den Seiten 6–9).

Die Belegschaft des Autositzherstellers Johnson Controls protestiert seit Wochen mit gewerkschaftlichen und selbstän­digen Kampfaktionen bis hin zum Streik gegen die geplanten Entlassungen. Sie wehren sich zugleich gegen die politische Unterdrückung ihres Kampfes mit Abmahnungen. Der gewerkschaftliche Kampf wurde bewusst mit selbständigen Aktionen und Streiks und politischen Forderungen verbunden.

Gemeinsam kämpfen

Die Johnson-Controls-Beschäftigten beteiligten sich an der Protestkundgebung der Betriebratsliste „Offensiv“ vor der Opel-Info-Versammlung. Auf der Betriebsversammlung von Johnson Controls sprach eine Delegation von „Offensiv“, was den Zusammenhalt und die Entschlossenheit stärkte und den Willen zum gemeinsamen Kampf in Bochum und im Revier zum Ausdruck brachte.

Kein Arbeitsplatz darf so schnell aufgegeben werden! Wir wünschen einen Aktionstag zum Erhalt der Bochumer Arbeitsplätze“, fordern die gewerkschaftlichen Vertrauensleute von Outokumpu in einer Resolution an die IG Metall.

Mehrere Delegierte von Opel Bochum und Johnson Controls stellten zusammen einen entsprechenden Antrag an die Delegiertenversammlung der IG Metall in Bochum/Herne. Die Ortsverwaltung der IGM verweigerte die Abstimmung und verschob das Anliegen auf die nächste Versammlung im August. Darin heißt es: „Die Delegiertenversammlung der IGM Bochum/Herne schlägt die Durchführung eines gewerkschaftlichen revierweiten Aktionstags im Kampf um jeden Arbeitsplatz vor.“ (offensivbochum.wordpress.com)

Die Bochumer stehen nicht allein: Die Siemens-Belegschaften aus Nordrhein-Westfalen protestierten am bundesweiten Aktionstag am 23. Mai in Krefeld gegen die geplante Vernichtung von 11.600 Stellen. Die Folgen einer möglichen milliardenschweren Übernahme des französischen Alstom-Konzerns für die Werke Mülheim und Krefeld sind noch nicht abzusehen.

Ford in Köln verzichtete auf eine angekündigte Verlagerung der Fiesta-Produktion nach Rumänien und damit auf lukrative Extra-Profite, um sich nicht offen mit der Belegschaft, insbesondere der klassenkämpferischen Strömung anzulegen. Ford-Kollegen ziehen Lehren aus Opel Bochum, wenn sie auf der Betriebsversammlung am 10. Juni den vollen Text der diesbezüglichen Vereinbarung zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat fordern. „Man fängt doch nicht mit einem Kompromiss an, wenn man in den Boxring steigt“, so die Stimmung.

Für einen revierweiten Kampftag – vorwärts zur Arbeiteroffensive

Die drohende Arbeitsplatzvernichtung im Revier hat gravierende Folgen bis in die Familien und Kommunen hinein. Die Zeit ist reif und günstig für einen gemeinsamen Kampf. Es gilt, den Kampf um jeden Arbeitsplatz mit positiven Forderungen wie nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und für ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht zu verbinden. Alle fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräfte können in einen solchen Kampf einbezogen werden. Er würde schnell politischen Charakter annehmen und ist geeignet, die Bun­desregierung und die Konzerne mit der vereinten Kraft der Arbeiterschaft zu konfrontieren.

Alternativlos?

Die Konzerne stellen die massive Arbeitsplatzvernichtung und die Verschärfung der Ausbeutung als „alternativlos“ dar. Damit wollen sie suggerieren, es bleibe nichts anderes übrig, als sich dem Konkurrenzkampf der Konzerne um die Erhöhung der Weltmarktanteile unterzuordnen. Die Alternative ist das Eintreten für die Arbeiterinte­ressen auf Kosten der Profite und der Kampf für die revolutionäre Überwindung der Diktatur der Monopole und Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft. Dann diktiert nicht mehr eine Handvoll Manager das Wohl und Wehe zehntausender Arbeiterfamilien. Der gesellschaftliche Reichtum, geschaffen aus Arbeit und Natur, kommt endlich denen zugute, die ihn geschaffen haben. Die Einheit von Mensch und Natur ist dann gesellschaftliche Leitlinie.

Wir finden uns nicht damit ab, dass die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen das letzte Wort der Geschichte ist“, schreiben die Kolleginnen und Kollegen der konzernweiten Zeitung der Opel-Belegschaften „Der Blitz“. Recht haben sie! Die Betriebsgruppen der MLPD treten für den entschlossenen Kampf für Arbeiterinteressen ein und fördern energisch den Weg der Arbeiteroffensive.

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