Aus der Geschichte des Kampfs um die Überparteilichkeit

Aus Rote Fahne 27/2014: In der letzten Ausgabe der „Roten Fahne“ berichteten wir über das Verhältnis der MLPD zum überparteilichen Frauenverband Courage. Das setzen wir mit einem Artikel über die Geschichte des Kampfs um die Überparteilichkeit in der Frauenbewegung fort:

Die Geschichte der Frauenbewegung zeigt, dass wirkliche Überparteilichkeit schon immer ein „Rotes Tuch“ für die Herrschenden war: Zu dem heutigen Angriff der Herrschenden auf die Gemeinnützigkeit von Courage gibt es wichtige historische Erfahrungen:

Nach dem II. Weltkrieg gründeten sich in ganz Deutschland überparteiliche Frauenausschüsse. Diese organisierten Selbsthilfe zum Überleben und beteiligten die Frauen aus allen Klassen und Schichten aktiv am Wiederaufbau und am politischen Leben auf antifaschistischer Grundlage. Diese Massenbewegung umfasste etwa 200.000 Frauen. Sie entwickelten ihre eigenen Vorstellungen über die Zukunft nach der Befreiung vom Faschismus. Viele Frauen, die sich unter dem Faschismus politisch passiv verhalten oder gar Hoffnungen in „den Führer“ gesetzt hatten, getreu der De-

vise Hitlers „Die deutsche Frau braucht nicht denken, das macht der Führer für sie“, entwickelten nun ein selbständiges politisches Denken und Handeln. Dazu berichtet das Buch „Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau“:

„Mit der Gründung der überparteilichen Frauenausschüsse nach dem II. Weltkrieg zog die Frauenbewegung in Deutschland eine wichtige Lehre. … Luise Dickhut berichtete über ihre Arbeit in Solingen im Jahr 1945:

,… So versuchten wir, die große Not zu lindern. Noch wichtiger und bedeutungsvoller war, daß Frauen verschiedener Weltanschauung diese Tätigkeit gemeinsam verrichteten.‘ …

,Wir führten auch kulturelle Veranstaltungen und politische Treffen durch, in denen auch das Potsdamer Abkommen erläutert wurde. So hatten wir Gelegenheit, über die Ursachen von Kriegen und sozialer Ungerechtigkeit zu diskutieren, über Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus zu sprechen. Und was stellten wir fest? Je mehr wir über die gemeinsamen Probleme sprachen, um so näher kamen wir uns. Es entstanden aufrichtige Freundschaften.‘ (Luise Dickhut, ,Die Horbachs – Erinnerungen für die Zukunft‘, Düsseldorf 1986, S. 324/325)“ („Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau“, S. 296/298)

Respekt, Vertrauen und Freundschaft untereinander gingen so lange gut, bis vor allem die damalige CDU, die katholische Kirche, aber auch die SPD dies bemerkten und ihre Felle davonschwimmen sahen.

Sie begannen Verbote gegen die Mitarbeit ihrer Mitgliedsfrauen in den überparteilichen Frauenausschüssen auszusprechen und starteten eine Wühlarbeit. Sie zauberten eine angebliche „Vorherrschaft von Kommunistinnen“ in den Frauenausschüssen aus dem Hut. Das SPD-Vorstandsmitglied und als „Mutter des Grundgesetzes“ gelobte Dr. Elisabeth Selbert verlangte, dass emanzipatorische Forderungen nur über die politischen Parteien und die Parlamente ausgekämpft werden dürfen, nicht aber überparteilich in der Selbstorganisation. Als dies nicht ausreichend fruchtete, wurde so lange intrigiert, bis die Kommunistinnen bundesweit aus den überparteilichen Frauenausschüssen ausgeschlossen wurden. Doch weil der Gedanke der Überparteilichkeit damit immer noch nicht aus den Köpfen war, wurden 1947 neue angeblich überparteiliche Organisationen gegründet. Sie waren ein Gegenpol gegen eine kämpferische Frauenbewegung. Sie machten die Anerkennung der kapitalistischen BRD zur Grundlage. Kommunistinnen waren dort nicht erwünscht.

Die Kommunistinnen waren oft tief getroffen und einige auch eingeschüchtert, zumal gesamtgesellschaftlich der aggressive Antikommunismus des Kalten Krieges wütete. Doch sie hielten am Gedanken der Überparteilichkeit fest. Die Gründung des Demokratischen Frauenbundes war ein Ausdruck davon.

(nek)

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