Opel Bochum: „Nehmen wir uns die Freiheit, zu kämpfen“

Opel Bochum: „Nehmen wir uns die Freiheit, zu kämpfen“

Wir dokumentieren einen Artikel aus der aktuellen Ausgabe von „Der Blitz – Gemeinsame Zeitung von Kollegen für Kollegen aller Opel-Werke und Zulieferer in Deutschland“ vom 8. Juli:

Die Bochumer Belegschaft lehnt den vorgelegten Schließungsvertrag ab ... . GM will Bochum schließen, um sie endlich loszuwerden. Das schreibt auch die FAZ vom 14. 5. 2014. Zitat: „Die GM-Zentrale in Detroit war das ständige Querschießen der Bochumer Opel-Belegschaft leid und wollte ein Exempel statuieren, ... aus wirtschaftlichen Gründen ist es vollkommen unsinnig, eine laufende Produktion zu verlagern.“ GM will uns damit ihren Willen diktieren und ein Zeichen an alle Arbeiter setzen, nach dem Motto: „Ihr habt euch dem Diktat der Monopole unterzuordnen“.

Wo leben wir hier eigentlich? Wir haben die Freiheit, unsere Arbeitskraft an die Kapitalisten zu verkaufen und Riesenmengen an Reichtum zu schaffen, den sie sich unter den Nagel reißen. Aber für unsere Arbeitsplätze und eine menschenwürdige Zukunft kämpfen, das dürfen wir nicht?

Überall reist der Außenminister Steinmeier in der Welt herum und redet von „Freiheit und Demokratie“. Aber in Deutschland gibt es nicht mal ein vernünftiges Streikrecht! Es war das erste erkämpfte Recht der bürgerlichen Revolution, dass die Arbeiter frei über ihre Arbeitskraft verfügen dürfen und ein Recht auf Streik haben. Sind wir zurückreformiert zum Buckeln und Schuften wie damals die Leibeigenen?

Schon 2000 und 2004 hat die Bochumer Belegschaft bewiesen, dass und wie man mit der Freiheit des Streiks eine Werkschließung verhindern kann.

Heute ist die Enttäuschung über die IG Metall riesig. In anderthalb Jahren haben sie nichts Besseres zustande gebracht, als diesen Schließungsvertrag. Die rechte Gewerkschaftsführung ordnet sich dem Streikverbot unter: ein Streik ist nur um die Formalitäten der Schließung erlaubt, wenn das Diktat der Schließung akzeptiert wird. Viele rechte Gewerkschaftsführer sind sich nicht zu schade, die Gewerkschaft als Ordnungsfaktor für die längst überlebte Ausbeutergesellschaft einzusetzen. Aber eine „End“täuschung ist nichts anderes als das Ende einer Täuschung! Aus Angst, dass die Gewerkschaft im Sinne der Kampforganisation tätig wird und sich die Belegschaft die Freiheit zum Streiken nimmt, hetzen einige über die „Ewiggestrigen“: „Wie kann man jetzt immer noch für den Kampf um jeden Arbeitsplatz eintreten? So blöd können doch nur die Träumer sein.“ Aber die Ewiggestrigen sind genau diejenigen, die uns jahrzehntelang weismachen wollten, dass man mit Verzichtsverträgen unsere Arbeitsplätze retten könne. Das Ergebnis sind zigtausende vernichtete Arbeitsplätze. Nicht der Austritt aus der Gewerkschaft ist unsere Waffe, sondern der Streik ist die größte Strafe auch für diese Kapitulanten.

Ob bei Outokumpu oder bei Johnson-Controls, überall regt sich der Widerstand. Keine dieser Belegschaften akzeptiert die Vernichtung ihrer Arbeitsplätze und sie haben selbständige Aktionen und Streiks durchgeführt.

... Ein revierweiter Kampf gegen die Arbeitsplatzvernichtung und den Kahlschlag der Region ist keine Träumerei, sondern die Notwendigkeit für die Zukunft der Region und der Jugend.

Während Bochum sterben soll, sollen die anderen dafür bluten. Das zeigt die KVP-Welle in den anderen europäischen Standorten. Das Kapitalistenmärchen vom Gewinner und Verlierer spüren alle, wenn sie völlig kaputt von der Arbeit kommen.

Der ganze Vertrag ist eine einzige Beleidigung und Mogelpackung. Das wird bei genauerer Betrachtung der Anlagen des Vertrags deutlich. Zum Beispiel sind die 275 neuen Arbeitsplätze im Werk III wenn überhaupt nur 215, denn die Arbeitsplätze von der Instandhaltung und des Werkschutzes rechnen sie dreist dazu. Gut die Hälfte der versprochenen Arbeitsplätze soll erst im Jahr 2016 entstehen. Dafür sollen andere Kollegen ihre Arbeit verlieren ... .

Sollen wir Arbeiter diesen schäbigen Umgang, dieses Verhöhnen und das Demütigen unserer Arbeitsleistung weiter zulassen oder gehen wir gemeinsam den Weg, uns gegen dieses kapitalistische Ausbeutersystem zu wehren? Wohin soll das alles führen, wenn diejenigen, die alle Werte der Gesellschaft herstellen, immer nur die Brosamen bekommen?

Wir sind uns im Klaren, dass ein selbständiger unbefristeter Streik kein Honigschlecken ist. Aber die Entscheidung für diesen Weg setzt klare Zeichen für die ganze Arbeiterbewegung. Und zeigt, dass wir mit der Zermürbungstaktik von GM und dem daraus folgenden Kopfzerbrechen „gehe ich ins Werk III oder nach Rüsselsheim“ oder „ich hoffe auf ein schnelles Rentenalter“ Schluss machen können.

Wenn das Revier aufsteht, ist das auch wegweisend für alle Arbeiter, nichts mehr zu schlucken. Dieser Weg des Kampfes und der Solidarität muss gründlich beraten werden und dann muss eine Entscheidung getroffen werden. Damit können wir unsere Gefühle von Ohnmacht und Resignation „es ist alles gelaufen“ überwinden.

Viele Kräfte werden auf unserer Seite sein: der Soli-Kreis, die BASTA!-Frauen, andere Belegschaften, die Solidarität der ganzen Bevölkerung, der internationalen Arbeiterbewegung und das Know-how der MLPD.

Mit ihnen haben wir starke Verbündete.

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