Hunger, Fehlernährung und chronische Volksvergiftung – ein erbitterter weltweiter Kampf gegen Konzerne wie Monsanto

Vom Saatgut über Agrar- und Lebensmittelproduktion bis zum Vertrieb hat heute das internationale Finanzkapital ein­en Großteil der Welternährung in seine Krallen bekom­men. 1996 hielten die zehn größten Unternehmen der Saatgutindustrie, darunter auch Bayer CropScience, zusammen noch einen Marktanteil von weniger als 30 Prozent. Heute kontrollieren sie 74 Prozent dieses Welt­markts, der auf 27 Milliarden Dollar Umsatz jährlich ge­schätzt wird. Allein die drei umsatzstärks­ten Unternehmen Monsanto, DuPont und Syngenta beherrschen 53 Prozent des Weltmarkts, Monsanto 27 Prozent. (1)

Fatale Folgen

Durch Spekulation auf die Preise von Saatgut und Lebensmitteln und durch Warentermingeschäfte trieb das internationale Finanzkapital weltweit die Verbraucherpreise hoch. Es ruinierte Millionen von Kleinbauern durch sinkende Erzeugerpreise und steigende Kosten für ihre Produkte und trieb Millionen Menschen in den Hungertod. Zunehmend wird landwirtschaftliche Fläche für „Bioenergie­pflanzen“ missbraucht. Biosprit und die Regenwald-Rodungen für die Anbauflächen der Konzerne treiben den Übergang in die globale Klima­katastrophe voran.

Unter der heuchlerischen Phrase einer angeblichen „grünen Revolution“ drücken diese Konzerne gentechnisch manipuliertes Saatgut auf den Markt. Mit diesen skrupellosen Geschäften erzielt das internationale Finanzkapital Milliardenprofite, lässt protestierende Kleinbauern und Umweltschützer teils vom geschmierten Staatsapparat verhaften wie Monsanto in Argentinien (2) oder sogar von Killer-Kommandos aus dem Weg räumen.

Mit Freihandelsabkommen wie TTIP, der EU-Saatgut-Verordnung oder dem sogenannten „Bali-Abkommen“ für „weltweite Handelserleichterungen“ wollen diese Konzerne die letzten Hindernisse aus dem Weg räumen. In letzter Minute ließ jetzt aber am 1. August die indische Regierung das Bali-Abkommen der Welthandelsorganisation WTO platzen: aus Furcht vor Hungerrevolten, weil durch „Bali“ die Subventionierung der Lebensmittel durch Regierungen weltweit und damit auch für Millionen hungernde Menschen in Indien verboten worden wäre.

Rasante Konzentration

Wie rasant die Konzentration beim internationalen Finanzkapital voranschreitet, zeigt das internationale Übermonopol Monsanto: Heute Weltmarktführer, war der Konzern bis Mitte der 1980er Jahre überhaupt nicht im Biotechnologie-Markt tätig. Seitdem verfolgt das Unternehmen eine rigorose Aufkaufpolitik. Das internationale Netzwerk „No Patents on Seeds“ berichtet, dass in der EU allein im Jahr 2010 etwa 250 Patente auf gentechnisch veränderte Pflanzen sowie weitere 100 Patente auf gentechnikfreie Pflanzen angemeldet wurden. Die Produktpalette umfasst viele Arten konventionell gezüchteten Gemüses wie Gurken, Tomaten, Paprika, Kürbisse und Melonen (3). Die Patentierbarkeit eines Verfahrens oder Produkts wird oft wichtiger als sein allgemeiner Nutzen. Heute sind 90 Prozent der angebauten gentechnisch veränderten Organismen „Mon­santo“-Patente (4).

Gemeinsamer Protestin über 45 Ländern

Es verwundert deshalb nicht, dass der besonders aggressiv auftretende Marktführer Mon­santo weltweit den Hass der Massen auf sich zieht. In über 45 Ländern protestierten am 24. Mai dieses Jahres Menschen gegen Monsanto. Der weltweite Aktionstag stand unter dem Motto: „Wir wollen dein Gift nicht, Monsanto“.

Was beim Treiben dieser Konzerne herauskommt, dazu heißt es im Buch „Katastrophenalarm!“ von Stefan Engel treffend:

Jedes Jahr sterben 6,2 Millionen Kinder an Unterernährung – das sind zwölf verhungerte Kinder jede Minute! Dagegen leiden 1,4 Milliarden Menschen vor allem in den imperialistischen Ländern an krank machendem Übergewicht. ,Hungerhilfskampagnen‘ für die einen, Diät- und Fitnessprogramme für die anderen machen daraus ein Riesengeschäft und orientieren auf den individuellen Ausweg. Die Agrar- und Lebensmittelkonzerne verführen die Massen, immer mehr industriell gefertigte, minderwertige und chemisch belastete Lebensmittel zu verbrauchen. … Bedenkenlose Beigabe fragwürdiger Zusatzstoffe fördert zunehmend Unverträglichkeiten und Allergien. … Nahrungsmittel aus der Massentierhaltung in Ställen oder Aquakulturen tragen zu chronischen Entzündungen, Rheuma und Krebs bei, denn sie enthalten nur wenige Omega-3-Fettsäuren. Fleisch aus der Massentierhaltung ist zudem mit Antibiotika belastet. Das förderte wesentlich die Herausbildung gefährlicher Krankheitskeime, die gegen nahezu alle Antibiotika resistent sind.“ (5)

Zerstörung der Nahrungsgrundlage

Von dieser Entwicklung, die im Buch als „tendenzielle Zerstörung der Ernährungsgrundlage der Menschheit“ qualifiziert wird, sind auch in Deutschland Millionen Menschen gesundheitlich betroffen. Viele Menschen kämpfen intensiv um eine individuelle gesunde Ernährung mittels Einkauf von Bioprodukten in Supermärkten, Reformhäusern oder Naturkostläden. Manche von ihnen kreisen sogar nur noch den ganzen Tag um die Frage von Ernährung und Gesundheit. Die Grünen verbreiten die Illusion eines „giftfreien Europas“ unter kapitalistischen Bedingungen (6)!

Während es sicher vernünftig und zweckmäßig ist – auch unter den heutigen Bedingungen –, sich möglichst gesund zu ernähren, sich regelmäßig zu bewegen oder Sport zu treiben, wird es ziemlich gefährlich, wenn man glaubt, durch Änderung der persönlichen Lebensweise und Ernährung bis hin zum Veganertum, Konsumverzicht und Eigenanbau könnte man die eigene Gesundheit und die Welternährung retten. Das ist eine lebensgefährliche Illusion sowohl für die eigene Person oder Familie wie für die Menschheit als Ganzes.

Das unterschätzt sowohl das bereits eingetretene Ausmaß der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen und der chronischen Volksvergiftung als vor allem auch die Diktatur des internationalen Finanzkapitals. Fast alle Menschen dieser Welt sind von den Folgen der kapitalistischen Ernährungskrise tief betroffen. Das erschließt auch eine wachsende und neue Möglichkeit für die Einbeziehung breiter Massen in den Aufbau der internationalen Widerstandsfront zur Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft und in die Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution.

Dr. Günther Bittel, Umweltpolitischer Sprecher der MLPD


Quellen:

1 Deutsche Wirtschaftsnachrichten 7.5.13

2 Siehe www.umweltgewerkschaft.org

3 Deutsche Wirtschaftsnachrichten 7. 5.13

4 www.konzern-kritik.de/monsanto.htm

5 Stefan Engel, „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“, Verlag Neuer Weg, S. 225/226

6 Giftfreies Europa, Hiltrud Breyer (Herausgeberin), Die Grünen – Europäische Freie Allianz im Europäischen Parlament

7 „Katastrophenalarm!“, S. 315/316

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