Palästina-Solidarität in Nordirland
Gelsenkirchen (Urlaubskorrespondenz): 1. Augustwoche 2014: Besuch beim „Feile an Phobail“ (Festival des Volkes) in West-Belfast. Sonntags geht’s zum nationalen Gedenkmarsch in Derryline/Fermanagh zum Gedenken an die zehn Toten des großen Hungerstreiks der politischen Gefangenen von 1981 in den „H-Blocks“ von Long Kesh. Es war sicherlich in ihrem Sinn, dass es kein stilles Gedenken war, sondern der Marsch geprägt war von Flute-Bands, die Freiheitslieder spielten, Transparenten, die die Aufklärung der britischen Massaker einfordern und neben traditionellen Bannern vielen Palästina-Fahnen. Auch bei der Kundgebung wurde der Bogen gespannt zu aktuellen Fragen, es wurde zu Anti-Fracking-Protesten aufgerufen und der Botschafter von Palästina bedankte sich für die große Solidarität in Irland bzw. dem irisch-republikanischen Teil von Nordirland. Diese erlebten wir wie folgt: In Belfast finden nahezu täglich Mahnwachen/Kundgebungen statt, Palästina-Fahnen hängen an Gedenkstätten, an und in den Pubs und Clubs, aus Fenstern. Bei Konzerten beziehen circa 95 Prozent der Künstler/Bands Stellung zu Palästina und vor allem Jugendliche skandieren lautstark „Free-Free-Palestine“. Vornedran stehen hier die Jugendlichen der Sinn Féin Republican Youth, die bei den größeren Konzerten mit Palästina-Fahne und Spenden-Eimern am Eingang stehen und fleißig sammeln. Traditionell sind die Menschen in Nordirland eng verbunden mit dem palästinensischen Freiheitskampf, weil sie aus der Zeit der Besetzung Nordirlands durch die britische Armee aus eigener Erfahrung wissen, was es heißt, wenn ein ganzes Volk als „Terroristen“ diffamiert und eingesperrt wird, täglich unter Repression und Willkür der Besatzer leidet, Kinder erschossen werden und jede Familie Tote zu beklagen hat. Praktisch bezieht sich die Solidarität auf die Unterstützung eines Krankenhauses in Gaza, nicht weniger wichtig ist die Stärkung der Kampfmoral. Die Iren hier sind sehr stolz auf ihre eigene Erfahrung, dass ein kleines Volk mit einer überlegenen Kampfmoral und der Einbeziehung aller Potenziale des Volkes in den Freiheitskampf einer militärisch überlegenen Macht Paroli bieten kann. Dies drückt sich nicht nur in zuversichtlichen Parolen aus, wenn bei Kundgebungen gerufen wird „From the river to the sea – palestine will be free!“. Frances Black, eine der bekanntesten und besten Sängerinnen Irlands mit Super-Stimme, brachte bei einem Konzert in einer Kirche in bewegenden Worten ihr Mitgefühl für die Opfer zum Ausdruck und sang anschließend ein Lied für Gaza, wo es im Refrain sinngemäß heißt: „Ihr könnt uns noch so oft angreifen – ihr werdet uns niemals unterkriegen.“ Im großen Festzelt des „Feile an Phobail“ ein beeindruckender Chor des Publikums, als Gary Og, „Scotlands finest Ballad-Singer“, das Lied „Something inside so strong“ für Palästina sang. Unterm Strich zeigte sich erneut: Nordirland ist nicht nur wegen der schönen Landschaft eine Reise wert.
Mehr Informationen über Feile an Phobail unter www.info-nordirland.de
Ein ausführliches Video über die „Hungerstrike-Commemoration“ gibt es unter
http://www.youtube.com/watch?v=eVRTwgTamG8&feature=youtu.be