„Wir haben eine Methode gefunden, das komplexe Problem der Umweltfrage komplex zu behandeln“
„Wir haben eine Methode gefunden, das komplexe Problem der Umweltfrage komplex zu behandeln“. Dieses kurze Resümee zog Stefan Engel in der Auswertungsdiskussion seines Pilotseminars in Gelsenkirchen zu dem Buch „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“. Auch das folgende Seminar unter Leitung von Monika Gärtner-Engel in Stuttgart begeisterte die Teilnehmer. In sechs Tagen wird das gesamte Buch in Inhalt und Methode auf die Strategiedebatte und die Selbstveränderung im Umweltkampf bezogen – und so die Dimension der Umweltfrage immer weiter erschlossen. Wie diese weltanschauliche Diskussion geführt wurde, dafür wollen wir am Beispiel des Pilotseminars in Gelsenkirchen einige Einblicke geben.
Neue Ausgangslage
Zunächst einmal machten wir uns anhand des Selbststudiums des Vorworts des Buches die Ausgangslage bewusst. Hiermit erfolgt bereits eine Weichenstellung, wie die Dimension des Umweltproblems erfasst oder unterschätzt wird.
Als erstes klärten wir die objektive Entwicklung der globalen Umweltkrise: Sie ist bestimmt von einem beschleunigten Übergang zu einer globalen Umweltkatastrophe. Stefan Engel stellte die Frage: Wohin führt das, wenn es nicht gestoppt wird? Der Einfluss der metaphysisch-idealistischen Denkweise bewirkt unter den Massen ein Gefühl, „das will ich alles gar nicht so genau wissen“. Doch man muss diese Entwicklung zu Ende denken und sich völlig bewusst werden, dass in absehbarer Zeit die Grundlagen jeden menschlichen Daseins vernichtet werden, wenn der Umschlag in die globale Umweltkatastrophe nicht gestoppt wird.
Die zweite Seite der objektiven Entwicklung ist, dass die Herrschenden in vollem Bewusstsein der Risiken diese globale Umweltkatastrophe heraufbeschwören. Die in der bisherigen Umweltbewegung verbreitete Hoffnung, man könne die Herrschenden von einer Umkehr überzeugen, ist illusionär und führt in die Sackgasse. Das kapitalistische Gesellschaftssystem, seine bürgerlichen Politiker und Institutionen haben versagt und jeden Anspruch verwirkt, das Umweltproblem lösen zu können. Die Menschheit muss die Umweltfrage den Herrschenden aus der Hand nehmen.
Als dritter Punkt der Ausgangslage wurde das Umweltbewusstsein dialektisch diskutiert. Mit der globalen Umweltkrise und der Umweltbewegung ist unter den breiten Massen ein Umweltbewusstsein erwacht. Kaum noch jemand zweifelt an, dass die natürliche Umwelt gefährdet ist. Das ist sehr bedeutend, etwas Neues in der Geschichte der Menschheit. Zugleich wird noch gravierend unterschätzt, wohin das führt und welche Verantwortung man selbst übernehmen muss, um die natürliche Umwelt vor der Profitwirtschaft zu retten.
Hauptaufgabe des Buches
Hier trat anfangs die etwas eingeengte Sichtweise auf, das Buch müsse „eine Strategiedebatte auslösen“. Der REVOLUTIONÄRE WEG 35 als theoretisches Organ der MLPD begründet aber zunächst einmal, warum die marxistisch-leninistische Strategie und Taktik in der Umweltfrage sich verändert und damit in Zusammenhang die Strategie der internationalen sozialistischen Revolution erweitert und weiterentwickelt wird. Das Buch arbeitet somit die Grundlagen für die notwendige Strategiediskussion und die Selbstveränderung heraus.
Es weist nach, dass der Kampf zur Rettung der Einheit von Mensch und Natur objektiv nunmehr Teil des proletarischen Klassenkampfes wird. Die Lösung der sozialen Frage und die Lösung der Umweltfrage müssen von nun an eine dialektische Einheit in der marxistisch-leninistischen Strategie und Taktik bilden.
Daraus entwickelt das Buch eine weitreichende Aufgabenstellung: Zum einen muss das international erwachte Umweltbewusstsein auf den Kampf zur Verhinderung der globalen Umweltkatastrophe ausgerichtet werden, auf einen gesellschaftsverändernden Kampf. Zum anderen muss das Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse so höherentwickelt werden, dass sie die führende Rolle in der Umweltbewegung übernehmen kann und die Umweltfrage Bestandteil des proletarischen Klassenkampfes wird.
So schuf diese Diskussion ein höheres Bewusstsein darüber, was es mit der gesamtgesellschaftlichen, international zu führenden Strategiediskussion auf sich hat und wie umfassend der Selbstveränderungsprozess ist.
Dialektik der Natur am Anfang des Buches?
Die unterschwellig vorhandene Frage, ob dieser Einstieg in das Buch „zu schwer“ sei, wich im Laufe der Diskussion immer mehr der befreienden Erkenntnis, dass das Buch unbedingt von der Dialektik der Natur ausgehen muss. Indem wir in dem Seminar die Natur dialektisch-materialistisch betrachteten, konnten wir bestimmte prägende kleinbürgerliche Auffassungen in der Umweltbewegung besser verstehen.
Ein Beispiel: Während die Dialektik der Natur die gesamte universelle Wirklichkeit umfasst, ist in der Umweltbewegung oder auch unter den Massen verbreitet, die Wirklichkeit auf bestimmte subjektive Empfindungen und Erfahrungen zu reduzieren. Dadurch wird aber die Fähigkeit verschüttet, Gesamtverantwortung für die Entwicklung der natürlichen Umwelt zu übernehmen.
Den Teilnehmern wurde deutlich, dass die Verbreitung des dialektischen Materialismus zur Dialektik der Natur selbst zu einem wesentlichen Bestandteil der Strategiediskussion werden muss und welche entscheidende Rolle die weltanschauliche Auseinandersetzung um die Einheit von Mensch und Natur hat.