Die EU-Lüge zur CO2-Einsparung

Vor einem Jahr wurde bei ARTE „Die Wahrheit über erneuerbare Energie“ ausgestrahlt (bei „YouTube“ veröffentlicht am 17.6.2013)

Sindelfingen (Korrespondenz): Der Film „Die Wahrheit über erneuerbare Energie“ deckt auf, wie die europäische Klimabilanz sauber gerechnet wird. Wissentlich wird die mutwillige Zerstörung der Lebensgrundlagen politisch geduldet und sogar subventioniert, d.h. gefördert. Die Verstrickungen und vorrangigen Begünstigungen der Profitwirtschaft durch die EU-Politik werden in dieser Dokumentation deutlich herausgestellt.

Die EU-Energiepläne sehen vor, dass 20 Prozent der Energie bis 2020 aus erneuerbaren Quellen kommt. Dafür wird immer mehr Biomasse verwendet. Für Biomasse gibt es jedoch bis heute überhaupt keine Nachhaltigkeitskriterien. Diese beziehen sich auf ein EU-Gesetz von 2009, als die EU-Kommission beschlossen hatte, dass sie sich „um die Nachhaltigkeitskriterien von Biomasse später kümmern“, so der EU-Generalsekretär für Energie in dem Film.

Erschütternd ist, dass wissenschaftliche Ergebnisse über klimaschädliche Auswirkungen bei der Biomasseproduktion schlicht und einfach nicht preisgegeben wurden. (1) Sie passen nicht in die herrschenden Politik- und Wirtschaftsinte­ressen. Erst indonesische Umweltorganisationen alarmierten ihre Partner in Europa, um die EU-Kommission zur Veröffentlichung der öffentlich finanzierten Studie von 2012 „Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen“ (Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften als Beraterteam der EU-Kommission) zu verklagen.

Die Studie beweist, dass Bioenergie schädlicher ist als fossile Brennstoffe“, so die Aussage in der Filmdokumentation: „Bioenergie wird häufig als CO2-neutral eingestuft, (…) Dabei wird allerdings nicht berücksichtigt, dass (…) wann immer Biomasse wiederkehrend aus einem Ökosystem entfernt oder deren Bildung durch menschliche Eingriffe beschleunigt wird, (…) Nährstoffe durch Düngung nachgeliefert werden (müssen). Düngung führt allerdings zur Emission von stickstoffbasierten Treibhausgasen (THG) 6, die ein viel höheres Erwärmungspotenzial als CO2 haben.“ (2)

Vom weiteren Ausbau von Bioenergie wird ausdrücklich abgeraten: „Vielmehr sollte sich Deutschland auf andere erneuerbare Energieressourcen konzentrieren wie Photovoltaik, Solarthermie und Windenergie, deren Flächeneffizienz höher und deren Treibhausgas-Emissionen und andere Umweltbeeinträchtigungen niedriger sind als die von Bioenergie. Die Einsparung von Energie und Verbesserungen der Energieeffizienz sollten Vorrang haben.“ (3)

Die EU-Kommission verhält sich blind und taub gegen diese wissenschaftlichen Erkenntnisse und schürt das Geschäft mit der Biomasse weiter: „Natürlich schließen wir jetzt nicht gleich die Fabriken. Für uns ist klar, auch in Zukunft ist Biosprit wichtig für Europa“, zieht Connie Hedegaard von der EU-Kommission für Klimaschutz lapidar ihre Schlüsse aus den alarmierenden Ergebnissen der Studie.

Die EU-Subventionen sollen bis 2020 beibehalten werden. Diese Ankündigung führt jedoch zu einem weiteren, sprunghaften Boom, schließlich kann die Industrie jetzt noch richtig verdienen.

Relativ unverblümt stellt Philip Lowe, EU-Generalsekretär für Energie – das Profitinteresse als politisch gewünscht in den Vordergrund: Wider besseres Wissens „versuchen wir, die Produktion von nachhaltigem Biosprit und Biomasse zu fördern. Aber gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass die Auflagen kein zu globales Ausmaß annehmen. Denn damit würden wir riskieren, dass keiner mehr in Biomasse oder Biosprit investiert.“

Ihn interessiert nicht die Umwelt, sondern nur die Investitionen. Der Film endet leider ohne die logische Schlussfolgerung, ohne die Beantwortung der Frage: „Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“

 

1 Biomasse zur Energiegewinnung wird z. B. in Form von Holzpellets, Hackschnitzeln, Biodiesel und Biogas produziert. Sowohl bei der Produktion als auch bei der Verbrennung von Biomasse werden klimaschädliche Gase freigesetzt – im Unterschied zur Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Wasser.

2 Kurzfassung und Empfehlungen – Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen, Leopoldina 2012

3 Leopoldina 2012, Seite 13

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