Die IS-Faschisten, ein Psychoanalytiker und der Antikommunismus
Hatten sie bisher ihre Zeit damit verbracht, sich über die angeblichen Gräueltaten des Sozialismus und der internationalen revolutionären Bewegung zu verbreiten, so geraten sie jetzt in Erklärungsnot. Immerhin ist es vielen Menschen bekannt, dass die IS-Faschisten „zunächst von den USA und ihren Verbündeten, Türkei, Saudi-Arabien und Katar im Kampf gegen das Assad-Regime aufgebaut und aufgerüstet“ wurden („Rote Fahne“ 41/2014, S. 4).
Das Buch „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ des MLPD-Vorsitzenden Stefan Engel untersuchte bereits 2011 in einem speziellen Kapitel das Thema „Der US-Imperialismus und die islamistisch begründete Form des Faschismus“. Es kann und darf aber für die bürgerliche Meinungsmache nicht sein, dass die faschistischen Verbrechen wieder auf ihre Wurzeln im kapitalistischen System zurückgeführt und die Revolutionäre als positiver Gegenpol deutlich werden. Die jahrelang verbreiteten Lügen über „Revolution als Verbrechen“ und „Faschismus in den Köpfen“ würden damit ja in Frage gestellt. Schnell also her mit den „Experten“, um diesen Erklärungsnotstand zu beseitigen!
„Wenn Unrechtsgefühl Rachsucht gebiert“, titelt die „Frankfurter Rundschau“ am 18./19. Oktober und lässt den in den USA lebenden Psychoanalytiker und Psychologen Léon Wurmser über die angeblichen Ursachen des IS-Faschismus zu Wort kommen. Da ist nicht von imperialistischer Kriegsvorbereitung und -führung die Rede, da findet kein US-Präsidentenberater Brzezinski Erwähnung, der 1994 unter dem schönen Titel „Macht und Moral. Neue Werte für die Weltpolitik“ die Förderung von Christentum und Islam als Mittel zur Machterhaltung des Imperialismus empfahl. Stattdessen: Ein Bild von Stalin mit der Unterschrift: „Stalin war wie viele Diktatoren ein misshandeltes Kind“. Danach das Foto eines IS-Faschisten mit der Unterschrift: „Die IS-Kämpfer nehmen Rache an der ganzen Welt.“ Da ist er also wieder, der Revolutionär als Verbrecher, gleichgesetzt mit dem faschistischen Gesindel von Dollars Gnaden!
Geduldig und freundlich war Stalin 1931 auf die Frage des deutschen Schriftstellers Emil Ludwig eingegangen, ob er denn Revolutionär geworden sei, weil seine Eltern ihn geschlagen hätten: „Nein. Meine Eltern waren zwar keine gebildeten Leute, aber sie behandelten mich keineswegs schlecht. Ganz anders war es im griechisch-orthodoxen Priesterseminar, wo ich damals lernte. Aus Protest gegen das schändliche Regime und die jesuitischen Methoden, die im Seminar angewandt wurden, war ich bereit, Revolutionär zu werden, und ich wurde tatsächlich Revolutionär, ein Anhänger des Marxismus, dieser wahrhaft revolutionären Lehre.“ (Stalin, Werke, Bd. 13, S. 101)
Doch seit der Stalin-Biographie des sich selbst „Marxologe“ nennenden Maximilien Rubel von 1975 wurde das psychologische „Argument“ Bestandteil der antikommunistischen Hetze. Rubel behauptete, Stalins Unterdrückungs-maßnahmen seien auf die „Seelenvergewaltigung“ während seiner Zeit auf dem Priesterseminar zurückzuführen, sein Rebellentum auf die Trunksucht seines Vaters: „Stalin brauchte Mitmenschen, um sie quälen.“ (Rubel, „Stalin“, S. 35) Der „paranoide Diktator“ habe sich schließlich am russischen Volk für seine Frustrationen gerächt (ebenda, S. 39). Die Diffamierung von Revolutionären als „psychopathische Seelenverwandte“ der Faschisten stellt die Wirklichkeit vollständig auf den Kopf.
Tatsächlich nimmt die antikommunistische Propaganda mit ihrem krampfhaften Versuch, Stalin jetzt auch noch in Verbindung mit dem islamistisch-faschistischen IS zu bringen, immer groteskere Züge an. Es ist doch landläufig bekannt, dass Stalin Todfeind der Faschisten war und unter seiner Leitung die Rote Armee die Hauptlast bei der Zerschlagung des Hitler-Faschismus trug. Und auch heute sind es eben die fortschrittlichen, linken und revolutionären Kräfte um die PKK sowie YPG/YPJ, die sich als Hauptkraft gegen die Faschisten bewiesen haben. (dk)