Opel Bochum: 50 Minuten Arbeitsniederlegung in der Fertigmontage

Unter anderem darüber berichtet am 3. November OFFENSIV, Initiative für eine kämpferische gewerkschaftliche Betriebsratsarbeit im Opel-Werk Bochum, in einer Pressemitteilung:

Am Sonntag, den 26. Oktober trafen wir uns im Café Cheese mit Kollegen/-innen, die den Aufhebungsvertrag bei Opel nicht unterschrieben haben. Ein harter Kern der Belegschaft hat aller Erpressung standgehalten und sich geweigert, die eigene Kündigung zu unterschreiben. Wir haben beraten, wie wir gemeinsam und koordiniert gegen die jetzt drohenden Kündigungen vorgehen. Anschließend stießen wir auf das zehnjährige Jubiläum des Opel-Streiks von 2004 an. Schon damals war das Werk von Schließung bedroht und die Belegschaft hat in einem mutigen und selbstbewussten siebentägigen selbständigen Streik die Werkschließung verhindert. Alle Anwesenden waren sich einig: So etwas ist auch heute möglich und nötig. Denn allem Abgesang zum Trotz werden im Opel-Werk Bochum immer noch täglich Autos produziert und ein Streik wie 2004 und besser hätte nicht nur durchschlagende politische Brisanz, sondern auch ökonomisch große Schlagkraft.

Diese ungebrochene kämpferische Haltung von OFFENSIV schmeckt der Geschäftsleitung gar nicht. Obwohl bei der letzten Betriebsratswahl OFFENSIV von 14,8 Prozent der Kollegen/-innen zur zweitstärksten von sechs Listen im Betrieb gewählt wurde, diskreditieren sie uns gebetsmühlenartig als „bedeutungslose kleine Splittergruppe“. Wenn unsere Meinung so bedeutungslos sein soll, warum wird dann seit über einem Monat dem Betriebsrat, der Belegschaft und der Öffentlichkeit verheimlicht, wie viele Kolleginnen und Kollegen tatsächlich die Unterschrift verweigert haben? Nach unserer unbestätigten Information sind es circa 100.

Warum wird dann in illegaler Art und Weise der Sozialtarifvertrag gebrochen und werden bei der Sozialauswahl für die Ersatzarbeitsplätze in Werk III kämpferische Kollegen von OFFENSIV und Kollegen mit Einschränkungen ausgesiebt? Während von allen Bewerbern nur 14 Prozent abgelehnt wurden, wurden von den Kandidaten der Betriebsratsliste OFFENSIV über 60 Prozent abgelehnt. Dazu wurden sich die unglaublichsten Begründungen ausgedacht. Viele von uns sind ihnen zu krank, was an Perversität nicht zu überbieten ist. Erst wird man durch die harte Arbeit am Band und das jahrelange Massenmobbing körperlich und psychisch regelrecht kaputt gemacht, um dann als unbrauchbar aussortiert zu werden.

Anderen Kollegen wurde mit offen politischen Begründungen ein ihnen zustehender Arbeitsplatz in Werk III verweigert. So wurde unserem Betriebsrat Rainer Weinmann mitgeteilt, man wolle ihm keinen Arbeitsplatz anbieten, weil er beim Streik der Belegschaft am 21. 5. 2013 am Tor 1 unsachgemäß mit einem Stapler umgegangen wäre, indem er ein Flatterband überwunden habe. Dem Vertrauensmann und Delegierten der IG Metall Bochum/Herne Paul Fröhlich wurde mitgeteilt, er sei nicht in vollem Umfang qualifiziert für einen Arbeitsplatz in Werk III, da er ohne Zustimmung des Vorgesetzten sein Recht durchgesetzt hat, an einer Sitzung der IG-Metall-Vertrauensleute teilzunehmen und auch noch die Frechheit besitzt, gegen die ihm dafür erteilte Abmahnung zu klagen. Wenn OFFENSIV doch nur eine „kleine Splittergruppe“ ist, auf die so oder so keiner hört, warum geht Opel dann derart rechtswidrig vor und riskiert damit auch juristisch eine Niederlage?

Wir gehen davon aus, dass Opel auch in Zukunft die Arbeiter in ihren Lohn- und Arbeitsbedingungen angreifen wird. Um dies widerstandslos zu erreichen, versuchen sie, möglichst viele kämpferische Kollegen aus Werk III fernzuhalten, um damit die Richtung zu schwächen, die von Anfang an für den entschlossenen Kampf gegen die Werkschließung und um jeden Arbeitsplatz stand. Auch der Kauf von Neovia durch die führenden Flaggschiffe des internationalen Finanzkapitals Goldman Sachs und Rhone Capital (Heuschrecken) ist mit Sicherheit nicht aus reiner Nächstenliebe geschehen. Der Kampf um jeden Arbeitsplatz geht somit in eine neue Runde.

Aus Protest an der Desinformation durch die Geschäftsleitung forderten IGM-Vertrauensleute der Karosseriefertigmontage den Betriebsratsvorsitzenden Rainer Einenkel in der vergangenen Woche auf, die Belegschaft zu informieren. Rund 80 Kollegen des Bereichs brachten am Freitag die Produktion für 50 Minuten zum Erliegen, stellten kritische Fragen und hielten selbstbewusste Redebeiträge.

Wir von OFFENSIV werden auch weiter unbeirrt und konsequent auf der Seite der Arbeiter stehen und den Kampf organisieren.

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