Um der Belegschaft neue Maßnahmen zu präsentieren, reist derzeit eine Kommission von führenden Vertretern des Siemens-Vorstands durch die Lande.

Bisher waren sie in Mülheim und verkündeten, 299 KollegInnen würden nun nicht mehr gebraucht. Ähnlich in Görlitz: 130 Leute seien „zu viel“ an Bord. Letzte Woche waren sie im Turbinenwerk in Berlin-Moabit und legten der verdutzten Belegschaft von über 1.000 KollegInnen dar, 130 Leute wären hier zu viel. Demnächst sind „Business-Unit-Gasturbinen-Versammlungen“ in Erfurt, in Offenbach und in Erlangen vorgesehen.

Im Gas- und Dampfturbinen-Weltmarkt geht der Vorstand von einem dauerhaft sinkenden Gesamtvolumen für große Kraftwerks-Gasturbinen auf 150 bis 180 pro Jahr aus. Derzeit liegt das Volumen bei 230 bis 240 Gasturbinen pro Jahr.

Für 2015/16 werden voraussichtlich 21 und 29 Gasturbinen im Turbinenwerk Berlin produziert. Trotz und in der Weltwirtschaftskrise haben alle vier Riesenkonzerne wie General Electric, Mitsubishi, Siemens und Ansaldo ihre Kapazitäten deutlich ausgebaut. In der Turbine Berlin wurde die Belegschaft auf den historischen Höchststand von 3.918 Kolleginnen und Kollegen erweitert. Diese Spekulation auf deutliche Produktionsausweitung bei großen Gasturbinen zerplatzt nun an der kapitalistischen Realität und dem Übergang in eine instabile Stagnation nach dem Ende der Weltwirtschafts- und Finanzkrise.

In dieser Situation versucht Siemens einen „Befreiungsschlag“, indem die Kraftwerksaktivitäten in die USA und auf die Ausnützung des Schiefergas-Booms mit Fracking ausgerichtet wird. Jahrelang hat Siemens versucht, sich als angeblich grüner Konzern zu präsentieren. Jetzt steigt er in diese extrem umweltzerstörerische Technologie ein.

Siemens-Chef Joe Kaeser phantasierte auf einer IHK-Veranstaltung in Nürnberg von insgesamt bis zu 600.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen in den Vereinigten Staaten durch Fracking. Die Realität spricht eine andere Sprache: Die angekündigten neuen Jobs wurden noch bei keinem Fracking-Projekt erzielt. Kaesers Versprechungen sind Luftnummern, um eine gigantische Umweltzerstörung zu rechtfertigen, die ausschließlich Geld in die Kassen diverser Monopole spülen soll.

Kombiniert wird das bei Siemens zudem mit dem Arbeitsplatzabbau von circa 1.200 bis 1.400 im Energie-Bereich und verstärktem Kurs auf „Flexibilisierung“. Das heißt: Samstag als Regelarbeitstag im Berliner Schaltwerk und in der Turbine.

Die Siemens-Belegschaft ist herausgefordert, den konzernweiten Kampf aufzunehmen, bis diese Pläne vom Tisch sind. Der Kampf um Pro und Kontra hat unter der Belegschaft begonnen. Heiße Themen sind die Altersteilzeit, freiwillige Abfindungen, die Zukunft der Jugend und die Umweltfrage, aber auch die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als Konzernvereinbarung. Die MLPD-Betriebsgruppen im Siemenskonzern legen großen Wert auf die Einheit von ökologischer und sozialer Frage – auf den Kampf um Umweltschutz und Arbeitsplätze. Sie verbinden dies mit einer grundsätzlichen Kritik an der kapitalistischen Überausbeutung von Mensch und Natur.

Landesleitung Nord-Ost der MLPD