Regeneriert sich das Ozonloch?
Die Entstehung des Ozonlochs
Die Ozonschicht befindet sich in den oberen Schichten der Stratosphäre in etwa 15 Kilometer Höhe über der Erdoberfläche. Sie absorbiert energiereiche UV-B-Strahlung der Sonne und macht damit höhere Formen des Lebens auf dem Land erst möglich. Es existiert ein natürliches Ozongleichgewicht des Ozonaufbaus durch Spaltung von Sauerstoff mittels noch energiereicherer UV-C-Strahlung und des Ozonabbaus durch Spaltung von Ozon durch Absorption von UV-B-Strahlung. Dieses Gleichgewicht wurde jedoch beginnend in den 1960er Jahren durch die massenhafte Freisetzung von ozonabbauenden Substanzen, die Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW), die Chlor enthalten, empfindlich gestört. Chlor bildet Radikale, die den Ozonabbau beschleunigen. Seit 1971 warnten Wissenschaftler wie Paul J. Crutzen, Mario J. Molina und Frank Sherwood Rowland davor, dass die Anreicherung der schwer abbaubaren FCKW in der Atmosphäre zu einer wesentlichen Abnahme der Ozonkonzentration führen würde. 1982 wurde erstmals das Ozonloch über der Antarktis entdeckt. Von einem Ozonloch wird gesprochen, wenn die Ozonkonzentration in der Stratosphäre weniger als 220 Einheiten (Dobson) beträgt. Das Ozonloch tritt regelmäßig im arktischen Frühling im September/Oktober auf mit Rekordwerten des Ozonabbaus von bis auf 90 Einheiten. Im Frühjahr 2011 trat zum ersten Mal und bisher einmalig ein großes Ozonloch auf der Nordhalbkugel auf.
Vorschnelle Behauptungen vom Rückgang des Ozonlochs
Während die bürgerliche Presse von der „Erholung der Ozonschicht“ spricht, wird im Bericht der UN/Welt-Meteorologie Organisation vom September 2014 vorsichtig von einer Stagnation des Ozonlochs über der Antarktis seit dem Jahr 2000 gesprochen. Tatsächlich treten jährliche Schwankungen in Größe und Tiefe des Ozonlochs auf, die von der bürgerlichen Propaganda verfälscht werden, um damit den Eindruck zu erwecken, dass das Problem der Zerstörung der Ozonschicht von den Herrschenden bereits gelöst werde.
Welche Stoffe zerstören die Ozonschicht?
Ein Chlor-Radikal in der Stratosphäre kann bis zu 100.000 Ozon-Moleküle zerstören, bevor es als Chlornitrat aus der Stratosphäre wieder ausgewaschen wird. Deshalb würde sich selbst nach einem vollständigen Stopp der Freisetzung von chlorhaltigen Verbindungen die Ozonschicht erst nach vielen Jahrzehnten regenerieren. Chlorhaltige Verbindungen stellen die Hauptursache für die Zerstörung der Ozonschicht dar. Ihre Konzentration in der Stratosphäre hat sich von 1996 bis 2012 leicht um 8,8 Prozent auf 3.210 Teile pro Billion verringert. Eine zweite Klasse von Verbindungen, die Brom enthält, trägt in geringem Maß auch zum Ozonabbau bei. Ihre Konzentration in der Stratosphäre hat sich von 1996 bis 2012 leicht um 11,7 Prozent auf 15 Teile pro Billion verringert. Damit kann jedoch keineswegs Entwarnung für die Ozonschicht gegeben werden, denn die Konzentration von ozonzerstörenden Stickoxiden hat in der Stratosphäre seit 1990 um 4,5 Prozent zugenommen.
Gibt es Ozonabbau nur über der Antarktis?
Auch die Ozonkonzentration außerhalb der polaren Regionen hat in den 1980- bis 1990er Jahren um circa 5 Prozent abgenommen und stagniert seit 2000. Der Ozonabbau durch Chlor und Brom sowie Stickoxiden wird jedoch auch stark von der Temperatur und dem Wasserdampf in der Stratosphäre beeinflusst. Normalerweise gibt es in der Stratosphäre keine Wolken, da sie zu trocken ist. Bei den besonders tiefen Temperaturen der Polarnacht, insbesondere der südlichen, bis unter –80 °C, können jedoch Reste von Wasserdampf zusammen mit Salpetersäure ausfrieren. Dabei reichern sich Halogenverbindungen, wie hier die Hypochlorige Säure HClO, die in der Gasphase bleiben, an und beim Sonnenaufgang werden diese schnell gespalten. Plötzlich gibt es sehr viele ozonzerstörende Radikale und es entsteht ein Ozonloch.
Verstärkung von Ozonloch und Klimaerwärmung?
Eine wichtige verstärkende Wechselwirkung existiert deshalb zwischen der Bildung des Ozonlochs und der Klimaerwärmung. Die Erwärmung durch den antropogenen (d. h. durch Menschen gemachten) Treibhauseffekt führt zur Erwärmung der Troposphäre. Gleichzeitig kühlt sich die Stratosphäre tendenziell ab, was den Ozonabbau durch Chlor und Brom beschleunigt. Diese Entwicklung hat eine Rolle bei der Bildung des Ozonlochs in der Arktis im Jahr 2011 gespielt. Umgekehrt verstärkt sich durch den Abbau der Ozonschicht die Erwärmung der Erde durch die Strahlung der Sonne. Dieser Effekt beträgt circa 14 Prozent der Verstärkung der Erwärmung durch den antropogenen Treibhauseffekt. (1) Außerdem nimmt durch die rasche Klimaerwärmung im Nordpolargebiet das Risiko von Stürmen zu, die Wasserdampf weit in die Stratosphäre hoch schleudern und damit in Verbindung mit den ozonabbauenden Chemikalien den Ozonabbau beschleunigen. (2) James Anderson von der Harvard University in Cambridge und seine Kollegen gehen auf Grund des Zusammenhangs zwischen der Aktivierung des Chlors, dem Wasserdampf, der Temperatur sowie der Klimaveränderung davon aus, dass „die Idee, dass eine Erholung der Ozonschicht wegen der Kontrolle der FCKW und des Halons in Sicht ist, ein möglicherweise schwerwiegendes Fehlurteil“ ist. (3)
Ozonabbau – die Gefahr ist nicht gebannt
In dem Buch „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ von Stefan Engel heißt es auf S.98 über die Gefahr des Ozonabbaus: „Aus nicht korrekt entsorgten, verrottenden Alt-Geräten droht eine millionenfache Freisetzung von FCKW, die noch auf lange Zeit unabsehbare Folgen für die Ozonschicht befürchten lässt. Vor allem wegen der unersättlichen Profitgier der internationalen Chemiemonopole muss damit gerechnet werden, dass es zu weiteren Verzögerungen und Rückschlägen kommt bei der Einstellung der Produktion und Ersetzung der ozonschädigenden Stoffe. Deshalb ist höchste Wachsamkeit angezeigt!“ Entgegen der Verharmlosung der bürgerlichen Propaganda ist die Gefahr der weiteren Zerstörung der Ozonschicht als ein Hauptfaktor für den Umschlag in eine globale Umweltkatastrophe nicht gebannt. (cj)
1 IPCC/TEAP Special Report on Safeguarding the Ozone Layer and the Global Climate System: Issues Related to Hydrofluorocarbons and Perfluorocarbons (summary for policy makers)
2 UV Dosage Levels in Summer: Increased Risk of Ozone Loss from Convectively Injected Water Vapor, Science 1222978DOI: 10.1126
3 www.sueddeutsche.de/wissen/schutzschicht-vor-uv-strahlen-in-gefahr-sommerstuerme-bedrohen-die-ozonschicht-1.1424367