Warum die Monopole niemals freiwillig auf Fracking verzichten werden
Zu den Profiteuren zählen 50 Mineralölkonzerne, 34 Energie- und Versorgungsunternehmen, die Gaslieferanten mit eingeschlossen, 13 Kohlekonzerne, davon 9 aus China sowie die beiden großen Erdöl- und Erdgasfeldausrüster Schlumberger und Halliburton aus den USA. Hunderte weiterer Konzerne sind ebenfalls daran interessiert, allein die 33 Automobilkonzerne unter den 500 größten, die überwiegend Verbrennungsmotoren herstellen, die 59 Großbanken, 46 Versicherungen, die zahlreichen Lieferanten unter den 31 Elektro- und Computerkonzernen von Ausrüstung, die Betreiber von Pipelines usw.
Die mit den herkömmlichen Methoden zu fördernden Reserven an Erdöl und Erdgas haben ihren Höhepunkt überschritten. Mit immer riskanteren Methoden wie Tiefseebohrungen, Förderung in der Arktis und dem Fracking versprechen sich die Mineralölkonzerne eine Fortsetzung ihres lukrativen Geschäfts. Immerhin wiesen sie allein 2013 offizielle Profite von 281 Milliarden US-Dollar aus, an der Spitze ExxonMobil mit 32,6 Milliarden US-Dollar. Immerhin belief sich das Aufkommen der fossilen Energieträger an der Primärenergie der Welt im Jahr 2013 auf stolze 86,7 Prozent, dem rasanten Wachstum der erneuerbaren Energien zum Trotz. (1)
Wenn sich dagegen die Kräfte auf der Welt durchsetzen, die für hundert Prozent erneuerbare Energien eintreten, müssen die Monopole damit rechnen, ihre Profite zu verlieren. Allein das von der Internationalen Energieagentur verfolgte – viel zu kurz gegriffene – Ziel, die durch den ungehemmten Ausstoß von Kohlendioxid verursachte Erderwärmung auf höchstens 2° Celsius zu beschränken, würde bis 2050 eine drastische Einschränkung der fossilen Verbrennung um mindestens 50 Prozent erfordern. Bloomberg, eine imperialistische Agentur für Finanzdienstleistungen, schätzt die infolgedessen notwendigen Abschreibungen für die Energie- und Mineralölkonzerne auf eine Summe von 28 Billionen US-Dollar.(2) Aber um ihrer künftigen Profite willen halten diese mit allen Mitteln an der verbrecherischen fossilen Verbrennung fest.
Geologische Formationen, die sich mit Fracking auf Kosten der Zukunft der Menschheit ausbeuten lassen, sind über die gesamte Erde verteilt.
Die USA haben diese Methode seit der Jahrtausendwende vorangetrieben und sind 2014 zum größten Ölproduzenten der Welt aufgestiegen, vor Russland und Saudi-Arabien. (3)
Die Öl- und Gasförderung mit der Methode des Frackings hat die Energiekosten in den USA enorm gesenkt und beschert den US-Konzernen einen Vorteil im internationalen Konkurrenzkampf.
Darauf wollen die internationalen Übermonopole in anderen Staaten nicht verzichten und drängen ebenfalls darauf, Fracking auszubauen, ob in Deutschland, Polen, der gesamten EU, in Australien, Südafrika, Argentinien, Russland oder China. Doch entwickelt sich dagegen auch ein weltweiter Widerstand.
Die britische „Wirtschaftsprüfungsgesellschaft“ PricewaterhouseCoopers (PwC) preist die angeblichen Vorteile des Frackings in hohen Tönen an: „… kaum ein Land hätte dadurch so große Vorteile wie Deutschland … Zwischen 2 und 5 Prozent höher könnte die deutsche Wirtschaftsleistung dadurch zur Mitte des übernächsten Jahrzehnts ausfallen. … Das Schieferöl könne zu einem ,Turbo für die Weltwirtschaft‘ werden, wenn die Vorkommen rund um den Globus konsequent erschlossen würden. … PwC erwartet, dass sich die globale Schieferölförderung bis zum Jahr 2035 auf 14 Millionen Barrel (zu 159 Liter) versiebenfachen wird.“ (4) (Gemeint ist die Tagesproduktion, der Verf.)
Der Ölpreis fällt seit Juni 2014 sehr stark aufgrund des weltweiten Überangebots und Ausdehnung des Frackings in den USA. Der Beschluss der OPEC, die Förderung nicht zu drosseln, ließ ihn weiter purzeln. Davon profitieren die Übermonopole weltweit. Denn sinkende Energiekosten bedeuten geringere Ausgaben für das konstante Kapital und damit eine Steigerung der Profitrate. Für Deutschland liegt der gegenwärtige Ölpreis um rund ein Drittel unter dem Durchschnittspreis des Jahres 2013. Bei einer Einfuhr von 90 Millionen Tonnen im letzten Jahr bedeutet das eine Einsparung von 18 Milliarden Euro, aufs Jahr hochgerechnet, allein beim Öl. (5)
Das alleine herrschende internationale Finanzkapital führt seinen Konkurrenzkampf auf dem Rücken der Beschäftigten und der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit durch – ohne Rücksicht auf Verluste. So wurde die Umweltkrise zur gesetzmäßigen Erscheinung. Das bedeutet, schreibt Stefan Engel in seinem Buch „Katastrophenalarm!“, „dass kapitalistische Produktion und Konsumtion nur noch auf der Grundlage chronisch krisenhafter Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit funktionieren.“ (dg)
1 BP Statistical Review of World Energy 2014, eigene Berechnung
2 www.bloomberg.com 26.6.2014
3 FAZ 29. 11. 2014
4 www.faz.net
5 BMWI Energiedaten, eigene Berechnung