Vollständige Befreiung von Kobanê – ein Sieg von weltweiter Bedeutung
In der Erklärung heißt es: „Dies ist ein Sieg des Wegs der Freiheit über die Grausamkeit und Dunkelheit der ISIS. Die Niederlage in Kobanê ist der Beginn des Endes der ISIS.“
Herzlichen Glückwunsch auch von der MLPD!
Wir alle sind Kobanê!
Entscheidend für den Erfolg war der bewaffnete Kampf in Kobanê selbst, der die Unterstützung des gesamten kurdischen Volkes hatte. Die internationale Solidarität war wesentlicher Rückhalt dieses großartigen Sieges, weltweit gab es Massendemonstrationen und Unterstützung aller Art. Die revolutionäre Weltorganisation ICOR hatte bereits 2013 eine erste internationale Rojava-Kampagne(1) organisiert. Freiheitsliebende, fortschrittliche und revolutionäre Menschen und Organisationen sammelten Spenden und medizinisches Gerät und erklärten: „Wir alle sind Kobanê!“
Am Montagabend feierten die Menschen in Kobanê und weltweit diesen Triumph. In Deutschland oft auf den Montagsdemonstrationen, bei denen es zu bewegenden Verbrüderungen zwischen Montagsdemonstranten und kurdischen Freundinnen und Freunden kam. Von ganzem Herzen gratulierte auch die MLPD den mutigen Heldinnen und Helden des Freiheitskampfs in Kobanê.
Wir erinnern uns, dass vor einigen Monaten die bürgerlichen Medien und Politiker einhellig verkündeten, der Fall Kobanês in die Hände der Faschisten stehe unmittelbar bevor. Sie konnten und können nicht verstehen, dass der Sieg der waffentechnisch unterlegenen Freiheitskämpferinnen und -kämpfer aufgrund ihrer hohen revolutionären Moral und der damit verbundenen Unbeugsamkeit erfolgte. Carl von Clausewitz, der große Dialektiker unter den Militärwissenschaftlern, kommt in seinem Werk „Vom Kriege“ zum Schluss, die Kriegsführung muss „das Menschliche berücksichtigen, auch dem Mut, der Kühnheit, selbst der Verwegenheit soll sie ihren Platz gönnen.“ Damit unterstreicht Clausewitz die Bedeutung der moralischen Überlegenheit im Kampf, des Einflusses der Moral auf das Denken und Handeln sowie die Wirklichkeit.
Der überlegenen Moral der Freiheitskämpferinnen und -kämpfer hatten die niederträchtigen, menschen- und frauenfeindlichen IS-Banden nichts entgegenzusetzen. In bewusster Erinnerung an den heldenhaften Kampf der Roten Armee in Stalingrad gegen die faschistischen Aggressoren aus Deutschland im II. Weltkrieg bezeichneten die Kämpferinnen und Kämpfer ihre Stadt selbst als „Kobanê-grad“. Der Sieg ist eine Ermutigung für alle um Freiheit, Demokratie, gesellschaftlichen Fortschritt und Sozialismus kämpfenden Menschen.
Die Bedeutung des Sieges in Kobanê
Im „Rote-Fahne“-Interview vom 17. Dezember 14 erklärte Stefan Engel, der Vorsitzende der MLPD und Hauptkoordinator der ICOR: „Rojava ist ein Brennpunkt im Kampf um nationale und soziale Befreiung. Dort findet der momentan fortgeschrittenste Kampf um Freiheit und Demokratie statt. Aufgrund der Schwäche des syrischen Assad-Regimes konnte – geschützt und erkämpft durch bewaffnete Einheiten – eine unabhängige demokratische Selbstverwaltung aufgebaut werden, die man tatsächlich als Revolution bezeichnen kann …“.
Rojava mit seinen drei Kantonen ist seit Juli 2012 ein Vorbild, nachdem die kurdischen Kräfte die durch den Bürgerkrieg geschwächten syrischen Staatsorgane verjagten. Sie bildeten eigene Volksräte und Verteidigungseinheiten. Rojava steht vorne dran im Kampf um Frauenrechte und die Gleichberechtigung der Frau. Reaktionär-feudale Gepflogenheiten, wie die Zwangsehen und Ehen von minderjährigen Mädchen wurden verboten und dafür eine umfassende Überzeugungsarbeit geleistet. In allen politischen Organen und gesellschaftlichen Strukturen ist eine Geschlechterquote von 40 Prozent durchgesetzt. Frauen sind nicht nur auf politischer und sozialer Ebene aktiv, sondern auch in der militärischen Selbstverteidigung. Anfang 2013 wurden die Frauenverteidigungseinheiten YPJ gegründet, die unter Frauen allen Alters großen Zuspruch und Zulauf fanden. In der Koordination der Generalkommandantur der Selbstverteidigungskräfte YPG in Rojava sind zwei von drei Personen Frauen. Rojava steht für Gleichberechtigung ohne Ansehen von Religion, Rasse und Nationalität; in dem Gesellschaftsvertrag wurde im Gegensatz zu der Umweltzerstörung in der gesamten Region des Mittleren Ostens die Einheit von Mensch und Natur als Prinzip festgeschrieben. Zwischen den Massen in Rojava und den bewaffneten Einheiten besteht engster Schulterschluss. Die YPG/YPJ-Einheiten und die Guerilla der PKK erwiesen sich als entscheidende Kraft gegen die faschistische IS. Sie evakuierten in Sengal (Südkurdistan/Irak) Zehntausende von den IS-Faschisten terrorisierte Yesiden durch einen freigekämpften Korridor nach Rojava. Inzwischen helfen sie, auch in Sengal eine Selbstverwaltung aufzubauen. Der kurdische Befreiungskampf gewann in der Weltöffentlichkeit enormes Ansehen hinzu und machte wichtige Fortschritte. Dagegen richteten sich die Attacken der konterevolutionären, islamistisch verbrämten, faschistischen IS und ihrer Helfershelfer und Hintermänner in den imperialistischen Staaten und reaktionären Regimes in der Region.
Kulmination im Mittleren Osten
Der wichtigen Kulmination im Mittleren Osten liegt eine Reihe von Veränderungen im objektiven und subjektiven Faktor der letzten 25 Jahre zugrunde: Dazu gehört das Scheitern der US/NATO-Aggression gegenüber dem Irak und Afghanistan. Des weiteren sind neoimperialistische Kräfte zum Beispiel aus der Türkei oder auch aus Saudi-Arabien oder Katar in den Kampf zur Neuaufteilung der Welt eingetreten. Diese neuen Kräfte bedienen sich oft islamistisch verbrämter Terrororganisationen und treten selbst nicht unmittelbar in Erscheinung. Monatelang sahen die Imperialisten dem faschistischen Treiben zu. Erst aufgrund des Drucks der Weltöffentlichkeit und den Erfolgen des kurdischen Befreiungskampfes wurden Stellungen des IS in Kobanê bombardiert.
Gleichzeitig unterstützen die Imperialisten die von der Türkei vorgeschlagene Pufferzone zwischen Syrien und der Türkei, die genau im Gebiet von Kobanê liegt. Auch der BRD-Imperialismus versucht, seinen Einfluss auszubauen. Er hat zwar Waffenlieferungen und militärische Ausbildungsmaßnahmen durchgeführt, allerdings ausschließlich für die kurdische Peshmerga von Masud Barzani in Südkurdistan im Irak. Die Bundesregierung hält am Verbot der PKK und dem Waffenembargo gegen YPG/YPJ und PKK fest. Mit Anti-„Terror“-Gesetzen und -Listen und einer entsprechenden Rechtsprechung der Gerichte in Deutschland wird der berechtigte Kampf für nationale und soziale Befreiung und die internationale Solidarität diskriminiert und kriminalisiert. Die Merkel-Regierung toleriert und unterstützt die Unterdrückung des kurdischen Volkes in der Türkei. Zuletzt nahm das Erdogan-Regime aus Kobanê fliehende IS-Faschisten auf.
Überlegenheit organisieren
Die Befreiung der Stadt Kobanê wird dem weiteren Befreiungskampf Auftrieb geben. In dieser Situation entfaltete sich auch die Auseinandersetzung zwischen revolutionärer und reformistischer Richtung weiter. Die faschistische IS wurde aus Kobanê im bewaffneten Kampf vertrieben. In der Kritik am kleinbürgerlichen Pazifismus der Führung der Linkspartei erklärte Stefan Engel unter großem Beifall auf der Solidaritätskundgebung am 11. Oktober in Düsseldorf seinen Widerspruch gegenüber der Linkspartei dazu, dass diese im Parlament vertritt, dass das Waffenembargo gegen Kurdistan aufrecht erhalten bleiben soll. „Und das in einer Situation, in der ein ganzes Volk abgeschlachtet werden soll. In einem solchen Kampf auf Leben und Tod bedeutet Pazifismus nichts anderes als die Unterstützung der Reaktionäre.“
Im Zusammenhang mit der Schlacht um Kobanê entwickelte sich auch die Debatte über verschiedene strategische Konzeptionen des internationalen Befreiungskampfs. So wird in kurdischen Kreisen zum Teil vertreten, dass sich demokratisch-autonome Regionen friedlich weiter ausbreiten könnten. Diese Vorstellung von autonomen Regionen, in die sich der Imperialismus nicht einmischt, ist aufgrund aller Erfahrungen in der Geschichte wirklichkeitsfremd! Wenn die „demokratische Autonomie“ als strategisches Konzept für den nationalen und sozialen Befreiungskampf mit der Vorstellung verbunden ist, dies sei möglich, ohne den bürgerlichen Staatsapparat zu zerschlagen, ist das letztlich die revisionistische Konzeption des friedlichen Wegs zum Sozialismus. Tatsächlich konnten die demokratischen Errungenschaften in Kobanê und Rojava nur gestützt auf die bewaffnete Macht der YPG/YPJ verteidigt und ausgebaut werden. Der besondere revolutionäre Prozess in Rojava kann nicht verallgemeinert werden.
Stärkung der revolutionären Kräfte
Weltweit haben Revolutionäre, darunter die revolutionäre Weltorganisation ICOR mit ihren 47 Mitgliedsorganisationen die internationale Solidarität organisiert. Eine ICOR-Delegation hat Rojava besucht. Mitglieder des ICOR-Mitglieds MLKP haben im bewaffneten Freiheitskampf in Kobanê ihr Leben gelassen. Der Jugendverband REBELL bereitet eine Solidaritätsbrigade für den Wiederaufbau im Sommer vor. In den letzten Monaten hat sich zwischen ICOR, MLPD und den Organisationen des kurdischen Befreiungskampfes eine immer engere fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt. Ein Solidaritätspakt zwischen der ICOR und dem kurdischen Befreiungskampf: für feste gegenseitige verlässliche Vereinbarungen über Information, Hilfe, praktische und theoretische Zusammenarbeit wurde geschlossen, um durch gegenseitige Selbstverpflichtung zum gemeinsamen Kampf und zur organisierten Zusammenarbeit zu einer überlegenen Kraft über den Imperialismus zu werden.
Die wichtigste Schlussfolgerung für die Zukunft ist, dass der Kampf in Rojava Teil des weltweit organisierten internationalen revolutionären Prozesses wird! Denn nur die internationale sozialistische Revolution wird Freiheit von Ausbeutung und Unterdrückung, die Befreiung der Frau und die Einheit von Mensch und Natur nachhaltig gewährleisten.
Der Erfolg von Kobanê ist auch eine Ermutigung und Aufforderung, sich in den revolutionären Organisationen der Länder zu organisieren, in denen man dauerhaft lebt.
Deshalb: Stärkt die MLPD – jetzt Mitglied in der MLPD und ihrem Jugendverband Rebell werden!
(1) Rojava ist der kurdische Teil Syriens, in dem auch die Stadt Kobanê liegt