„Eine neue Phase für Kobanê“

Nach der Befreiung der Stadt Kobanê haben die Einheiten der YPG/YPJ (Volks- und Frauenverteidigungseinheiten) eine Offensive gegen die IS-Faschisten im gesamten Kanton begonnen. Die Befreiungskräfte vertrieben so in den letzten Tagen die Faschisten aus den Dörfern Mezra Dawid, Xirab Kortê, Çilekê, Sêran, Daulê, Têrî, Tal HajibSusane, Doliya, Sofiyan und Agiriyan.

Asia Abdullah, die Co-Vorsitzende der PYD (Partei der Demokratischen Einheit) von Rojava (Nordsyrien/Westkurdis­tan), weist darauf hin, dass die Befreiung der Stadt Kobanê nicht „gleichbedeutend mit einem Ende der Gefahr“ ist und fügte hinzu: „Die Selbstverteidigungseinheiten brauchen deshalb ein nachhaltiges Verteidigungssystem und weiterhin Un­terstützung. Mit dieser Offensive beginnt gleichzeitig auch eine neue Phase für die Zivilbevölkerung. Neben den vielen Menschen, die in Kobanê leben, werden weitere Zehntausende geflüchtete Menschen zurückkehren. … Die Grundbedürfnisse der Menschen müssen erfüllt werden. Dafür ist Kobanê auf internationale Unterstützung angewiesen. … Der Widerstand in Kobanê hat den Mythos der Unbesiegbarkeit des IS nun endgültig gebrochen. … Die Erfolge in Ko­ba­nê sind Erfolge für alle Menschen, die unseren Kampf unterstützt haben.“

In Kobanê selbst hat inzwischen eine Kommission für den Wiederaufbau die Arbeit aufgenommen. Enver Müslim, Präsident des Kantons Kobanê, sagte: „Die Stadt ist noch nicht sicher für alle Bewohner und es müssen Aufräumarbeiten durchgeführt werden, um Krankheiten zu verhindern. Es liegen noch Leichen herum und sind noch Sprengfallen und Minen vorhanden. Bis wir diese nicht alle entfernt haben, können wir nicht alle Menschen aufrufen, zurückzukehren. Aber die jungen Menschen sollten unverzüglich zurückkommen. Sie sollten den Befreiungskampf in den Dörfern und den Wiederaufbauprozess in der Stadt verbinden.“

Rund 200.000 Menschen aus Kobanê leben gegenwärtig noch in den Flüchtlingslagern in der Nähe der türkischen Stadt Suruc. Die Verantwortlichen der „Rojava Solidaritäts- und Hilfsassoziation“ rufen auf, die Hilfe zu intensivieren.

Im Glückwunschschreiben von Monika Gärtner-Engel, der stellvertretenden Vorsitzenden der MLPD, anlässlich der Befreiung der Stadt Kobanê, heißt es:

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen,

am 26. Januar teilte das Generalkommando der YPG/YPJ mit, dass nach 133 Tagen heldenhaften Kampfs die Stadt Kobanê vollständig von der faschistischen ISIS befreit wurde. Ihr schreibt, dass dieser Erfolg der Anfang vom Ende der ISIS sein wird und eure bewaffneten Einheiten beflügelt von diesem Erfolg als nächsten Schritt die noch besetzten Dörfer des Kantons Kobanê von den ISIS-Banden säubern und in der Stadt Kobanê unmittelbare Maßnahmen des Wiederaufbaus beginnen.

Im Namen der MLPD, ihres Jugendverbandes REBELL und der Kinderorganisation Rotfüchse gratulieren wir euch und all den mutigen und selbstlosen Kämpferinnen und Kämpfern, aber auch der weltweiten Solidaritätsbewegung zu diesem hervorragenden Sieg und Signal aus ganzem Herzen!

Die Befreiung Kobanês ist ein weltweites Signal, dass dem revolutionären Kampf um nationale und soziale Befreiung die Zukunft gehört! Stefan Engel, Vorsitzender der MLPD und Hauptkoordinator der revolutionären Weltorganisation ICOR, erklärte in einem Interview mit der Wochenzeitung ,Rote Fahne‘ am 17. 12. 2014 zur Bedeutung des Freiheitskampfes in Rojava:

,Rojava ist ein Brennpunkt im Kampf um nationale und soziale Befreiung. Dort findet der momentan fortgeschrittenste Kampf um Freiheit und Demokratie statt. Aufgrund der Schwäche des syrischen Assad-Regimes konnte – geschützt und erkämpft durch bewaffnete Einheiten – eine unabhängige demokratische Selbstverwaltung aufgebaut werden, die man tatsächlich als Revolution bezeichnen kann. Dabei wurden auch bemerkenswerte Fortschritte im Kampf um die Befreiung der Frau durchgesetzt. Mittlerweile haben die verschiedensten Reaktionäre und Faschisten allerdings vielfältige Attacken gegen Rojava gerichtet.

Das unterstreicht, dass man die Strategie und Taktik für die Autonomie Rojavas nicht unzulässig verallgemeinern darf und davon ausgehen dürfte, eine Revolution könnte ohne härteste, auch bewaffnete Klassenauseinandersetzungen Erfolg haben.‘

Liebe Freunde und Genossen,

wir möchten an dieser Stelle auch all den Kämpferinnen und Kämpfern gedenken, die in der Schlacht um Kobanê ihr Leben gelassen haben. Ihrer uneigennützigen revolutionären Haltung, ihrer Selbstlosigkeit und Todes­ver­achtung im Sinne des proleta­rischen Internationalismus gebührt tiefer Respekt und ist ein Signal für die Jugend und die nach Befreiung strebenden Massen der Welt.

Zwischen der ICOR, der MLPD und den Organisationen des kurdischen Befreiungskampfes hat sich eine immer engere fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt. Die wichtigste Schlussfolgerung für die Zukunft ist, dass der Kampf in Rojava Teil des weltweit organisierten internatio­nalen revolutionären Prozesses wird! Denn nur die internationale sozialistische Revolution wird Freiheit von Ausbeutung und Unterdrückung, die Befreiung der Frau und die Einheit von Mensch und Natur nachhaltig gewährleisten.

Die MLPD hat ein vielfältiges Konzept ihrer weiteren Solidaritätsarbeit beschlossen, über das die Vertreter der KCD-E und PYD informiert sind, das unter anderem beinhaltet: Weiterführung einer Geld- und Material-Spendensammlung. Wir haben uns verpflichtet, mit großer Initiative für internationale Brigaden zum Wiederaufbau zu werben und sie zu organisieren. Das internationale Pfingstjugendtreffen (23.–25. Mai) wird in besonderer Weise von der Solidarität mit dem kurdischen Befreiungskampf geprägt sein.

Uns allen weiterhin eine gute Zusammenarbeit!“ 

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