„Mädchen, mach doch was aus dir!“

Mädchen, mach doch was aus dir!“ Diese Aufforderung bekommt mehr oder weniger jede Jugendliche zu hören, die sich um eine Lehrstelle bewirbt. „Wer sich bildet, hat bessere Chancen“ – und findest du keinen Ausbildungsplatz, ist der unausgesprochene Nachsatz, „… bist du alleine für dein Scheitern verantwortlich“. Der DGB-Ausbildungsreport 2014 veröffentlichte andere Fakten.

So gab es 2013 für je 100 Bewerber in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nur 85 Ausbildungsplätze (einschließlich aller teilweise unakzeptablen Ausbildungsplätze in ländli­chen Regionen, in Hotels usw.). Um dennoch hinterher mit Erfolgsmeldungen aufwarten zu können wie: „Jeder, der sich bemüht, findet was!“ – griffen die bürgerlichen Statistiker zu einem üblen Trick: Allein 2013 wurden genau „285.826 Jugendliche als … nicht ausbildungs­fähig“ abqualifiziert und aus der Liste derjenigen gestrichen, die noch nach einem Ausbildungsplatz suchen (DGB-Report). So ermogelt sich die Merkel-Regierung dann eine „beispielhaft niedrige“ offizielle Jugend­arbeitslosenquote in Deutschland, vor allem um die Jugend vom Kampf um ihre gemeinsamen Interessen abzuhalten.

Ferner sind die Jugendlichen bei Ausbildungsbeginn immer älter: waren sie 1993 im Schnitt 18,5 Jahre alt, sind sie 2012 20 Jahre alt. Der Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung nennt als Gründe hierfür vor allem „verlängerte Übergangsprozesse in die Berufsausbildung“ – das bedeutet, dass immer mehr Jugendliche schon jahrelang in Warteschleifen und Praktika unterwegs sind, bevor sie überhaupt erst – mit 20 und älter – ihre erste Ausbildung beginnen können!

Die Forderung nach „10 Prozent Ausbildungsplätze in der Großindustrie“ ist deshalb höchst aktuell. In den Großbetrieben liegt die Ausbildungsquote nur etwas über 4 Prozent (DGB-Report). Die Ausbildungsquote bei den ausbildenden Betrieben mit ein bis neun Beschäftigten liegt zwar hoch – zwischen 20 und 50 Prozent – aber gerade bei so kleinen Betrieben können nur wenige der Azubis übernommen werden; oft sind sie nur billige Hilfsarbeiter.

Damit verbunden muss für eine gründliche Berufsausbildung und eine verbesserte Schulausbildung und Förderung benachteiligter Gruppen gekämpft werden (z. B. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund). Und vor allem muss der Kampf um Ausbildungsplätze mit dem Kampf um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich verbunden werden, der Arbeitsplätze erhält und schafft. Weniger ausbildungsinteressierte Mädchen finden eine Ausbildungsstelle als Jungs, und viel weniger in einem „Wunschberuf“: „Einfluss auf die niedrigere Gesamtzufriedenheit hat sicherlich auch, dass die weiblich dominierten Berufe von den Auszubildenden deutlich seltener als ,Wunschberuf‘ bezeichnet wurden (26,9 Prozent gegenüber 40,5 Prozent bei den männlich dominierten Berufen), dafür jedoch mehr als doppelt so häufig eine ,Notlösung‘ bei der Berufswahl darstellten (8,9 Prozent gegenüber 3,8 Prozent bei den männlich dominierten Berufen).“ (DGB-Ausbildungsreport)

Diese Benachteiligung junger Frauen liegt keinesfalls an ihrer schlechteren Ausbildung:

Hinsichtlich des höchsten Schulabschlusses sind Frauen unter den jungen Beschäftigten deutlich besser ausgebildet als Männer. Mehr als die Hälfte (57,5 Prozent) der jungen Frauen hat Abitur bzw. ein Fachabitur und nur 11,8 Prozent haben die Schule bis zum Abschluss der 8. Klasse verlassen. Bei den jungen Männern hat hingegen nur jeder Dritte ein Abitur.“

Weibliche Azubis brechen öfter die Ausbildung ab als Jungs und sind oft noch schlechter bezahlt als männliche Auszubildende: „Auch bei der Ausbildungsvergütung liegt das Niveau in den männlich dominierten Berufen mit durchschnittlich 673 Euro deutlich über dem der von Frauen bevorzugten Berufe, in denen der Bruttolohn durchschnittlich nur 569 Euro beträgt.“

Lediglich 10,9 Prozent der Auszubildenden in den männlich dominierten Berufen gaben an, keinen Überstundenausgleich zu erhalten. Bei den hauptsächlich weiblich geprägten Ausbildungsberufen traf dies für 26,4 Prozent der Befragten zu.“ (s. o.).

Die Übernahmechancen von jungen Frauen sind geringer als die männlicher Azubis. Mädchen arbeiten häufiger in Betrieben, die keine Ausbildungsvertretung haben: „Während 33 Prozent der Auszubildenden in den männlich dominierten Berufsgruppen eine Übernahmezusage haben, ist dieser Anteil bei den Auszubildenden in den weiblich dominierten Berufen mit 24,7 Prozent deutlich niedriger.“

Trotz formaler Gleichberechtigung besteht die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen fort – auch unter der Jugend! Die bürgerliche Familien­ordnung drängt die jungen Frauen und Mädchen in schlechter bezahlte sogenannte „Frauenberufe“ und -Ausbildungen.

Gerade am 8. März geht es deshalb darum: Weg mit der Benachteiligung von Mädchen und jungen Frauen in der Ausbildung – für gleiche Löhne und Ausbildungsvergütungen! Mädchen und junge Frauen – organisiert euch!

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