Vor 95 Jahren: Aufstand der Bergarbeiter im Ruhrgebiet

Vor 95 Jahren erlebte Deutschland den größten bewaffneten Aufstand seit den Bauernkriegen, was heute kaum jemand mehr weiß.

Damals erhoben sich Arbeiter erfolgreich gegen den Versuch, eine faschistische Militärdiktatur zu errichten die alle erkämpften demokratischen Rechte und Freiheiten der Novemberrevolution von 1918 beseitigt hätte. Damals ging es im Ruhrgebiet um eine existenzielle Frage für die Masse der beteiligten Bergarbeiter. Heute stehen die Kumpel und ihre Familien wieder vor einer riesigen Herausforderung für die Zukunft.

Die grundlegenden Lehren aus der Geschichte sollen von der herrschenden Meinungsmache möglichst nicht Bestandteil des öffentlichen Bewusstseins werden. Sie hüten sich davor, dass wieder ins Bewusstsein rückt, dass die Bergarbeiter wenn sie sich einig sind, eine starke gesellschaftsverändernde Kraft sind. Das konnte man ahnen, als Hunderttausend Kumpel 1997 in die Bundeshauptstadt Bonn marschierten und das Ende der damaligen Kohl-Regierung einläuteten. Es ist kein Zufall, dass in den Massenmedien der Bergbau als bereits beschlossenes Auslaufmodell dargestellt und alles getan wird, die Kampfkraft und Entschlossenheit der Bergleute zu untergraben und davon abzulenken, dass auch zehntausende Kumpel eine gewaltige Macht darstellen, wenn sie diese Eigenschaften entschlossen gemeinsam in die Waagschale werfen.

 

Aus der Asche des Weltkriegs erwuchs die revolutionäre Glut

Der vier Jahre dauernde I. Weltkrieg stürzte die Massen in tiefes Elend. Der Ruf nach Brot und Frieden hallte durch ganz Europa. In Russland stürzten 1917 die Arbeiter unter Lenin das Zarenregime und errichteten ihre Herrschaft über die alten Mächte, um den Sozialismus aufzubauen. In Deutschland nahmen die kriegsmüden Massen dieses Signal auf. Kieler Matrosen und Berliner Arbeiter lösten die Novemberrevolution 1918 aus. In allen Landesteilen wurden die Fürstenhäuser entmachtet. Doch der Kampf für eine sozialistische Umwälzung wurde von der sozialdemokratischen Regierung unter Friedrich Ebert und Gustav Noske blutig erstickt. Die revolutionären Führer der deutschen Arbeiterklasse, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden von ultrareaktionären Freikorps ermordet. Doch damit konnten sie die revolutionäre Glut nicht austreten. 1920 demonstrierten Hunderttausende gegen ein reaktionäres Betriebsrätegesetz, das die erkämpfen Rechte der Betriebsräte abschaffen wollte. Die SPD-geführte Regierung verordnete Notstandsmaßnahmen mit Kriegsgerichten gegen die aufständischen Arbeiter. Die führenden Monopole und Großgrundbesitzer in Deutschland trauten der SPD aber nicht mehr zu, die Arbeiter im Zaum zu halten und setzten auf die Karte des offenen uneingeschränkten Terrors. Am 13. März 1920 putschten sie unter der Führung des Deutsch-Bank-Vorstandsmitglieds Wolfgang Kapp und General Lüttwitz die SPD-Regierung weg. Die Arbeiter in ganz Deutschland begriffen sofort, was eine nackte Terrorherrschaft bedeutet, und gingen zur Arbeiteroffensive über.

 

Generalstreik und bewaffneter Aufstand

Eine Kraft von Millionen entstand: Die deutschen Gewerkschaften und alle Arbeiterparteien riefen zum Generalstreik aus. 12 Millionen legten die Arbeit nieder – trotz Kriegsrecht mit Todesstrafe. Kapp flüchtete drei Tage nach seinem Putsch mit dem Flugzeug nach Schweden. In der offiziellen Geschichtsschreibung der SPD wird dieser bedeutende Generalstreik als alleinige Ursache des Erfolgs bezeichnet. Nichts mehr als die historische Wahrheit fürchten sie, dass damals die Arbeiter ihre schärfste Waffe eingesetzt haben: Den organisierten bewaffneten Aufstand und Kampf. Ohne Bewaffnung hätte der Generalstreik in ein Blutbad der Militärs geführt.


Arbeiteroffensive für Freiheit und Demokratie

In Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und im Ruhrgebiet entstanden bewaffnete Arbeitereinheiten. In wenigen Tagen schwollen sie im Ruhrgebiet zu einer an die Hunderttausend zählenden „Roten Ruhrarmee“ an. Sie besetzte Polizeistationen, Rathäuser und organisierte gestützt auf viele revolutionäre Berg- und Stahlarbeiterfrauen und -mädchen das öffentliche Leben: Verkehr, Lebensmittelversorgung, Gesundheitswesen, und die Produktion von Waffen in den ehemaligen Rüstungsbetrieben. „Der Kampf für Freiheit und Demokratie war ein voller Erfolg der revolutionären Arbeiterbewegung mit historischer Dimension“, erklärte Stefan Engel, der Vorsitzende der MLPD 2013 auf einer Gedenkveranstaltung für die „Rote Ruhrarmee“. Doch erst eine Minderheit der Revolutionäre kämpfte im Bewusstsein, den Weg zum Sozialismus weiter zu beschreiten. Die errungene Einheit zerfiel, nachdem die SPD-Führer, aus ihrem Stuttgarter Exil wieder nach Berlin zurückgekehrt, ihre Regierungsgeschäfte antraten und die Masse der Arbeiter in Deutschland durch Betrug spalteten. Sie gaben vor, die faschistische Gefahr sei durch ihre Amtsführung und die wieder installierte Kraft des Parlaments gebannt.

 

Die historische Schande der SPD

Der revolutionäre Kern der „Roten Ruhrarmee“ ließ sich nicht täuschen und war nicht bereit die erkämpften Positionen aus der Hand zu geben. Sie wurden durch einen ausgeheckten Hinterhalt des sozialdemokratischen Reichskommissars für das Ruhrgebiet, Carl Severing, in Zusammenarbeit mit der Führung der Reichswehr in eine Falle gelockt. In einem „Bielefelder Abkommen“ Ende März wurde den Arbeitern ein Verhandlungsangebot gemacht und ein Waffenstillstand vorgetäuscht. In der Zeit umzingelten Reichswehrverbände zusammen mit faschistischen Freikorps das Ruhrgebiet. In einer blutigen Rache wurde die „Rote Ruhrarmee“ zerschlagen und geschätzte 2.000 Arbeiter und Arbeiterinnen wurden in einem Massaker ermordet. Diese historische Schuld, den Kapitalismus um den Preis von Arbeiterblut vor der Revolution zu verteidigen, haftet der SPD-Führung an.

 

Lehren für die Zukunft

Die März-Revolution 1920 war ein Höhepunkt in der fortschrittlichen demokratischen und revolutionären Geschichte Deutschlands. Vereint ist die Arbeiterklasse stärker als die Reaktion. Das begriffen auch die Herrschenden und bauten mit der NSDAP eine faschistische Partei mit einer Massenbasis auf. Mit sozialfaschistischer Demagogie verwirrte sie die Massen und errichte 1933 ihre Terrorherrschaft. Es war ein verhängnisvoller Fehler dass die Lehren aus 1920 nicht beherzigt wurden. Die Führer der SPD sabotierten eine Einheitsfront der Arbeiterklasse. Die KPD ließ sich davon provozieren und erschwerte mit einer sektierischen Sozialfaschismus-Theorie die Schaffung der Einheitsfront in der Kleinarbeit von unten an der Basis.

Die vereinte revolutionäre Arbeiterklasse ist die entscheidende gesamtgesellschaftliche Kraft gegen Reaktion, imperialistischen Krieg und für Demokratie, Befreiung und Sozialismus. Es darf nie wieder vorkommen, dass den Herrschenden eine blutige Unterdrückung revolutionärer Bewegungen und Aufstände gelingt, weil die Revolutionäre gespalten sind.

Der Sieg der bewaffneten kurdischen Befreiungskräfte in Kobanê gegen die militärisch überlegenen IS-Faschisten ist ein Erfolg im Kampf für Freiheit und Demokratie und Signal für die internationale sozialistische Revolution. Aber so lange es den Imperialismus gibt, wird er versuchen, mit aller Gewalt wieder an die Macht zu gelangen, seine Unterdrückung und Ausbeutung von Mensch und Natur mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Die wichtigste Lehre aus 1920 ist deshalb, dass die Arbeiterklasse und ihre revolutionäre Partei weiter gehen müssen, bis der Imperialismus weltweit beseitigt ist, bis zu vereinigten sozialistischen Staaten der Welt.

Mit der revolutionären Weltorganisation ICOR hat das internationale Proletariat eine richtige Lehre gezogen. Starke marxistisch-leninistische Parteien, die damals 1920 außer in Russland in allen anderen Ländern Europas fehlten, sind ausschlaggebend für einen neuen Anlauf für den Kampf um den Sozialismus.

Die MLPD muss gestärkt werden. Sie verteidigt die revolutionäre Tradition aus der Geschichte, die nicht im Klima der Klassenzusammenarbeit erstickt und unterdrückt werden darf. Die Entscheidung vor der heute die Kumpel und ihre Familien stehen, ist existenziell für die Zukunft ihrer ganzen Klasse wie damals vor 95 Jahren. Heute geht es sogar um das Überleben der Menschheit durch die Verhinderung einer drohenden globalen Umweltkatastrophe. Ein entschlossener Kampf gegen Zechenstilllegungen kann künftigen Generationen den Steinkohlebergbau als wertvolle Rohstoffquelle erhalten. Die Arbeiterklasse wird im Sozialismus damit pfleglich und umweltverträglich umgehen. Die kämpferische und revolutionäre Bergarbeiterbewegung hat in den letzten Jahrzehnten mit der Aufdeckung des Giftmüllskandals unter Tage und ihrem Beitrag für den internationalen Zusammenschluss der Bergarbeiter auf der 1. Bergarbeiterkonferenz 2013 mit Delegationen aus 25 Ländern gesellschaftliche Verantwortung und Fähigkeit gezeigt. Die RAG ist mit ihrem Mythos eines sozialverträglichen und umweltverträglichen Auslaufbergbaus in der Defensive. Die Bergarbeiter haben die Bevölkerung im Rücken und mit der MLPD eine zuverlässige Kraft und revolutionäre Partei, wenn sie den Kampf um die Zukunft der Jugend entschlossen aufnehmen.

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