Emmely ist tot – eine Kämpferin verliert ihren letzten Kampf
Am Montag, 23. März, verstarb in Berlin Emmely im Alter von nur 57 Jahren an Herzversagen. Der tragische Tod von Emmely, der unter diesem Namen in ganz Deutschland bekannt gewordenen Supermarkt-Kassiererin Barbara Emme, hat auch ihren erfolgreichen Kampf noch einmal in Erinnerung gerufen. Der „Berliner Tagesspiegel“ berichtet wie alle großen Medien voller Respekt: „Sie (Emmely) hatte von 2008 bis 2010 vor Gericht um ihren Arbeitsplatz an der Kasse eines Kaiser’s-Supermarktes im Bezirk Hohenschönhausen gekämpft – und schließlich nach allen Instanzen vor dem Bundesarbeitsgericht gewonnen. Die Kaiser’s-Tengelmann-Gruppe musste ihre fristlose Kündigung zurücknehmen.“
Emmely hat sich erfolgreich gegen die falsche Anschuldigung gewehrt, sie hätte zwei Flaschenpfand-Bons im Wert von 1,30 Euro „veruntreut“. Sie ließ sich durch nichts und niemand in die Knie zwingen. Die fristlose Kündigung musste schließlich zurückgenommen werden.
Sie, die 31 Jahre lang als Kassiererin „ihre Haut zum Markte“ getragen hatte, kämpfte sich durch alle gerichtlichen Instanzen und bekam schließlich vor dem Bundesarbeitsgericht in Erfurt Recht. Sie erhielt ihren Arbeitsplatz zurück. Der Konzern musste ihr den Lohn für zwei Jahre nachzahlen.
Auf diesem harten Weg hat Emmely eine Welle der Solidarität ausgelöst, in der Frauenbewegung, in der Gewerkschaftsbewegung bis in bürgerliche Kreise hinein. In der „Roten Fahne“ 6/2015 berichtete sie stolz, wie sie sich gegen rechte Gewerkschaftsfunktionäre durchgesetzt hat und in den Betriebsrat gewählt wurde. An ihrem „Fall“ wurde die doppelte Ausbeutung der werktätigen Frauen in den Supermärkten, in den Minijobs sowie deren unverschämte politische Unterdrückung, wenn sie sich wie Emmely kämpferisch und gewerkschaftlich engagierten, in aller Schärfe sichtbar. Zugleich war Emmely mit der Entfaltung der kämpferischen Frauenbewegung, für die Befreiung der Frau in einer befreiten Gesellschaft, hier und international eng verbunden. Diese kämpferische Frauenbewegung formiert sich im Prozess der Weltfrauenkonferenzen der Basisfrauen kraftvoll.
Schon an der ersten Weltfrauenkonferenz 2011 in Caracas/Venezuela hat Emmely teilgenommen. Mit der Initiatorin und Koordinatorin der Weltfrauenkonferenz, der Revolutionärin Monika Gärtner-Engel, entfaltete Emmely eine freundschaftliche und fruchtbare Zusammenarbeit. Am 11. Frauenpolitischen Ratschlag im Oktober 2014 in Chemnitz nahm sie teil. Dessen Motto „Frauen der Welt erklimmen die höchsten Berge“ war ihre Welt. Ihre Teilnahme an der II. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Nepal/Kathmandu war geplant. Sie hatte vor, sich als Delegierte zu melden. An der Europakonferenz der Weltfrauen in Athen zur Vorbereitung der Weltfrauenkonferenz im Januar konnte Emmely jedoch schon nicht mehr teilnehmen, ihre Kräfte ließen es nicht mehr zu. Leider wird der Wunsch von Emmely, die höchsten Berge zu erklimmen, nicht mehr in Erfüllung gehen. Umso mehr ist ihr früher Tod Ansporn, ihren Kampfgeist aufzugreifen. Eine starke „Weltfrau“ und Kämpferin ist von uns gegangen.