HSP-Belegschaft fährt nach Salzgitter – über 1.300 demonstrieren

HSP-Belegschaft fährt nach Salzgitter – über 1.300 demonstrieren

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Dortmund (Korrespondenz): Am 16. Juni fuhren 300 HSP-Kolleginnen und -Kollegen aus Dortmund zusammen mit Fami­lienangehörigen nach Salzgitter. Der Vorstand beriet an diesem Tag über die konkrete Stilllegung von HSP. In Salzgitter waren 1.300 Kolleginnen und Kollegen vor Ort, darunter Delegationen aus allen Salz­gitter-Standorten in ganz Deutschland. Auch von anderen Betrieben wie TKSM in Dortmund und VW in Salzgitter waren Delegationen anwesend. Es war eine sehr kämpferische Stimmung. „Wir sind alle HSP“ und „Gemeinsam wollen wir kämpfen“ wurde gerufen. Immer wenn jemand „Solidarität“ und „Keiner steht allein“ rief, bekam der- oder diejenige sehr viel Beifall.

Kolleginnen und Kollegen von HSP griffen in ihren Reden den Vorstand an. Sie hatten ein Transparent gemacht, auf dem stand: „Wir akzeptieren die Stilllegung nicht. Für uns und unsere Kinder!“ Darauf: ganz viele Unterschriften. Es wurde beim Demonstrationszug vorneweg getragen.

Der Tenor bei den IG-Metall-Leuten und Vorstandsmitgliedern war: Der Vorstand solle sich doch bitte an die Verträge halten und nach einer einvernehmlichen Lösung suchen. Tatsächlich zeigt die aktuelle Entwicklung doch, dass der Weg des Co-Managements gescheitert ist und der Kampf organisiert werden muss, bis die Schließungspläne vom Tisch sind.

Der Vorsitzende der Salzgitter AG, Heinz Jörg Fuhrmann, war sehr nervös und ließ sich schon durch einfache Zwi­schenrufe aus der Ruhe bringen. Er rechnete den Kolleginnen und Kollegen vor, sie hätten 200 Millionen Euro seit 2009 in den Sand gesetzt. Dabei kämen auf jeden von ihnen 700.000 Euro Verlust. Das empörte die Kolleginnen und Kollegen: „Als ob wir Verluste produzien würden!“

Fuhrmann sagte klipp und klar, und das ist jetzt auch bestätigt, dass der Vorstand das „Aus“ für HSP beschlossen hat. Wobei der konkrete Termin noch nicht raus ist. Er selber sagte: „In Kürze“ bzw. „im Laufe des Jahres“.

Die Kollegen haben sich nach der Fahrt nach Salzgitter im Versammlungsraum getroffen und die Situation beraten. Neben Wut, Fassungslosigkeit und Resignation/Hilflosigkeit gab es die Forderung, die Arbeit nicht wieder aufzunehmen. Aber worum soll gekämpft werden? „Wir haben unterschrieben, dass wir den Stilllegungsbeschluss nicht akzeptieren“, das müsse jetzt gelten. „Wir haben so viel Solidarität in Salzgitter erlebt, da stehen wir jetzt auch in der Pflicht!“ Andere wollen um die Bedingungen der Schließung kämpfen. Es gibt aber auch eine ganze Reihe, die lieber arbeiten wollen, „um noch alles mitzunehmen“. Nach zwei Stunden einigten sich die Kollegen, am 16. und 17. Juni die Produktion erstmal nicht wieder aufzunehmen, um zu beraten, welche Forderungen sie aufstellen und wie sie weiter vorgehen wollen.

Am Morgen des 17. Juni traf sich die Belegschaft der Frühschicht. Noch ist nicht entschieden, ob gegen die Stilllegungspläne gekämpft wird oder nur um die Bedingungen einer Schließung. Beides wurde diskutiert:

• „Wir akzeptieren die Stilllegung nicht“, aber auch Forderungen, die sich auf den Inhalt eines Sozialplanes beziehen.

Von IG Metall und Konzernbetriebsrat wird gefordert, nächste Woche in allen Salzgitter-Betrieben einen Aktionstag gegen den Stilllegungsbeschluss durchzuführen entsprechend der Losung „Wir sind HSP“.

Einhaltung des „Zukunftsvertrags“, der im Salzgitterkonzern bis 2018 eine Standortgarantie verspricht.

Außerdem soll zunächst bis Freitag, 19. Juni, die Arbeit nicht wieder aufgenommen werden – da tagt der Wirtschaftsausschuss von HSP.

Vom Charakter her handelt es sich um einen selbständigen Streik, bei dem aber die Forderungen noch nicht vereinheitlicht sind und sich noch festere Organisationsstrukturen he­rausbilden müssen.

Nach der Kaffeepause am 17. Juni diskutierten die Kollegen den Vorschlag, diese Woche noch einen Demo in Dortmund zu machen. Dieser Vorschlag wurde von einem Betriebsrat sabotiert, der die Kollegen aufforderte, die Produktion wieder aufzunehmen, um dem Vorstand „guten Willen“ zu zeigen. Das stärkte die Stimmen in der Mannschaft, die lieber „langsamer walzen“ wollen, sodass derzeit (Stand bei Redaktionsschluss – Anm. d. Red.) offen ist, ob bis Freitag, 19. Juni, weiter gestreikt wird.

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