„Wie verhindern wir die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen?“

Hochschulveranstaltung zu: Fracking und Giftmüll unter Tage

Recklinghausen (Korrespondenz): „Wie verhindern wir die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen?“ Darüber diskutierten um die 70 Besucherinnen und Besucher im Hörsaal der Westfälischen Hochschule Recklinghausen am Dienstag, 18. Juni, auf einer Po­diums­veranstaltung mit Werner Engelhardt und Andreas Tadysiak.

Werner Engelhardt ist Politologe und leitet im Vorstand der Umweltgewerkschaft den Fachbereich „Fracking“. Kompetent zeigte er die unglaubliche Zerstörung und Schäden dieser unkonventionellen Gasfördermethode für Mensch und Umwelt auf. Seine überzeugende Forderung: Fracking sollte nicht nur eingeschränkt werden, sondern gehört gänzlich verboten, was in etlichen Ländern bereits erkämpft worden ist.

Diese Meinung teilte Bergmann Andreas Tadysiak, Vertrauensmann in der IGBCE und Koordinator der International Miners Coordination (IMC). Er machte noch auf eine weitere Gefahr aufmerksam: In den 1980er und 1990er Jahren lagerte die RAG 1,6 Millionen Tonnen Müll in Bergwerke unter dem gesamten Ruhrgebiet ein. 600.000 Tonnen davon sind hochgiftiger Sondermüll. Mit der geplanten Zechenstilllegung will die RAG das Abpumpen von Grubenwasser auf 600 Meter zurückfahren und riskiert eine weitreichende Vergiftung des Grundwassers. Andreas Tadysiak wies auch auf den Zusammenhang zwischen ökologischer und sozialer Frage hin. Die Flutung der Zechen brächte nicht nur unabsehbare Risiken für Mensch und unsere Umwelt, sondern bedeutete auch die Vernichtung von mehreren tausend Arbeitsplätzen im Ruhrgebiet.

In der anschließenden Diskussion meldeten sich viele Besucher zu Wort, darunter auch der Bergmann Christian Link (IGBCE), Mitglieder der Umweltgewerkschaft, des Frauenverbands Courage und der MLPD. Die Empörung über die Giftmülleinlagerungen war groß, die Frackingpläne stießen auf einhellige Ablehnung. Die Zechen sollten offen und der Zugang zur Kohle erhalten bleiben. Nicht, um sie zu verbrennen, sondern als einen wertvollen Rohstoff der Zukunft. Wir brauchen Arbeitsplätze. Es geht um die Zukunft, die man nicht dem Kapitalis­mus überlassen darf.

Kann man das schaffen? Und wenn ja wie und mit wem? Ein Zuhörer äußerte sich pessimistisch und fragte sich, wie man gegen die da oben ankommen könne? Eine junge Studentin entgegnete ihm, dass die Menschen sich zusammenschließen und selbst aktiv werden müssen, statt weiterhin auf ergebnislose Konferenzen, wie dem jüngsten G7-Gipfel zu vertrauen. Bleibt man allein, kommt Resignation und Nie­derlage. Ist man organisiert, wächst die Kraft. Studierende gehören an die Seite der Arbeiter, dann wächst die Kraft. Die Umweltgewerkschaft stellte sich vor und warb direkt für die Mitgliedschaft.

Kritik gab es, dass niemand von der Presse zu dieser interessanten und lehrreichen Hochschulveranstaltung gekommen war!

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