Prostitution: die älteste Versklavung der Welt
Im August 2015 sorgte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) für Empörung. Sie will künftig für die Legalisierung der Prostitution weltweit eintreten.
„Die Menschenrechtsorganisation will sich künftig für die ,Entkriminalisierung aller Aspekte der einvernehmlichen Sexarbeit‘ einsetzen. Zuhälter und Bordellbetreiber sollen entkriminalisiert werden.“1 In Deutschland verfügt die Frauenbewegung über besondere Erfahrungen mit der sogenannten Legalisierung. 2002 verabschiedete die rot-grüne Regierung das „Prostitutionsgesetz“, das dieses Gewerbe zum „Beruf wie jeder andere“ erklärte.
So würden Prostituierte aus der Schmuddelecke geholt, sie könnten krankenversichert arbeiten usw. Die Realität beweist das Gegenteil. Deutschland ist zum Bordell Europas geworden.
Geschätzte 400.000 Frauen arbeiten als Prostituierte. Etwa 70 Prozent (Schätzungen der Pro-Prostitutions-Front) bis zu 98 Prozent (Schätzungen der Polizei) sind Migrantinnen und kommen in der Regel aus den ärmsten osteuropäischen Ländern. Deutschland bietet Menschenhändlern, Zuhältern und der damit verbundenen internationalen Kriminalität optimale Bedingungen. Großbordelle und Angebote wie Flatrate (alles, was und solange du willst) und Gangbang-Partys (simulierte Gruppenvergewaltigungen), Werbung auf Autobahnen und Großplakaten, im Radio und legale Anzeigen in den Printmedien führen sogar zu internationalen Protesten. Noch wenige Monate vor dem AI-Beschluss schrieben im März 2015 auf der UN-Frauenkonferenz in New York 98 Organisationen einen Protestbrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Die Welt schaut auf Deutschland und darauf, ob es weiterhin die internationalen Vereinbarungen zur Prostitution ignoriert.“ Mit dabei waren viele deutsche Gruppen wie Terre des femmes und SOLWODI. Der „Deutsche Frauenrat“ fehlte.
Bei den aktuellen Flüchtlingsströmen gewinnt das Thema eine neue Dimension, denn Menschenhändler und Zuhälterringe stehen schon in den Startlöchern. Viele fliehen außerdem vor Massenvergewaltigungen und sexualisierter Gewalt in allen Facetten, zum Beispiel durch den faschistischen IS. Das „Sexgewerbe“ bringt dicken Profit: Mit der Prostitution lassen sich Milliarden-Umsätze machen – laut Statistischem Bundesamt 14,6 Milliarden Euro im Jahr 2013, allein in Deutschland. Die Profitraten liegen bei bis zu tausend Prozent.
Die MLPD hat mit der Streitschrift „Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau“ ihren grundsätzlichen Standpunkt in die Frauenbewegung und Arbeiterbewegung eingebracht: „Hauptmethode zur unterdrückerischen Kontrolle der Sexualität der Frauen ist das sich ergänzende System von Monogamie und Prostitution. Die Monogamie bezog sich seit jeher vor allem auf die Frauen. Sie dient seit ihrer Entstehung der Disziplinierung der Frauen. Auf diese Weise wird die Sexualität zur Herrschaftsmethode, und die Frau wird zum bloßen Produktionsinstrument, die Sexualität zur Ware.“2
Das Parteiprogramm fordert unter anderem Bestrafung sexueller Ausbeutung und Gewalt. Der Kampf gegen Prostitution ist dabei vor allem ein Kampf gegen die Verursacher und Profiteure, und nicht gegen die Prostituierten. Diese gilt es bei ihren berechtigten Forderungen nach besserem Schutz, Gesundheitsvorsorge oder gegen Schikanen zu unterstützen. Die MLPD fordert die Bestrafung sexueller Ausbeutung und Gewalt. „Wir sehen in der Prostitution eine besonders menschenverachtende Form der Unterdrückung und Missachtung der Frau und einer Sichtweise, dass Frauenkörper käuflich sind“, erklärt eine MLPD-Genossin und Aktivistin der Frauenarbeit aus Süddeutschland. „Sie ist eine besonders abscheuliche Form der Gewalt gegen Frauen. Sie ist letztlich auch eine Beleidigung der Männer als hilflos triebgesteuerte Wesen. Natürlich lehnen wir auch Prostitution von Männern ab! Die große Mehrheit der Prostituierten ist aber weiblich. Wir Marxisten-Leninisten haben nicht die Illusion, dass die Prostitution im Kapitalismus, in dem alles um des Profit willens zur Ware wird, auch Menschen, abgeschafft werden kann. Dafür muss der Kapitalismus ,abgeschafft‘, d. h. gestürzt und eine sozialistische Gesellschaft erkämpft werden“, so die Genossin.
Tübingen (Korrespondenz)
Quellen: Solwodi, EMMA, European Women‘s Lobby und andere
1 „Süddeutsche Zeitung“, 12. August
2 Seite 72