„Die Türkei muss ihre Vorwürfe gegen Rojava zurücknehmen“

Die „Rote Fahne“ dokumentiert Auszüge eines Interviews mit Ilham Ehmed, Co-Vorsitzende des Demokratischen Rates Syrien. Das Interview führte Serkhan Demirel von der kurdischen Nachrichtenagentur ANF

Was meinen Sie zu den gegenwärtig zunehmenden Angriffen auf Rojava?

lham Ehmed: … Die Türkei behauptet, die Stadt Azaz vor den militärischen Operationen der SDF1 zu schützen; aber das ist nicht der Fall. Der aktuelle Grund ist, dass die Türkei in der politischen Entwicklung in Syrien ins Abseits gerückt ist. … Alle Gruppen, die unter dem Schutz der Türkei stehen, arbeiten ohne ein tatsächliches politisches Programm, weshalb sie vor den russischen Bombardierungen davonlaufen. Diese Situation ermöglicht die gegenwärtigen Fortschritte des syrischen Regimes.

Welche Politik verfolgen die SDF in dieser Frage?

Die SDF wollen das Vorrücken der Regierungskräfte dadurch verhindern, dass sie die Gebiete, die die Jihadisten verlassen, besetzen. Die Türkei hat diese Haltung der SDF gestört und ihre Angriffe auf Rojava gesteigert. …

Die Türkei beschuldigt die YPG2, für den Anschlag in Ankara – den die „Freiheitsfalken“ TAK durchgeführt hat – verantwortlich zu sein. Warum?

Mit der Beschuldigung der YPG versucht die Türkei, diese als eine terroristische Organisation hinzustellen und Gründe für die Angriffe auf Rojava zu konstruieren. Die Türkei will mit diesen Anschuldigungen auch die internationale Unterstützung und Zusammenarbeit mit den SDF stoppen. … Die YPG haben die Türkei niemals als ein Ziel betrachtet, auch dann nicht, als die Türkei Kobanê mit Bombardierungen und Angriffen attackiert hat.

Warum betont die Türkei die Bedeutung von Azaz so sehr?

Die Türkei will den Grenzübergang Azaz kontrollieren, weil sie über diesen Waffen an die Banden3 verteilt. … Die Gebiete, in denen die SDF vorgerückt sind, wurden von Al-Nusra gehalten, die als terroristische Organisation bekannt ist. ... Unser Ziel ist es, die Kräfte, die getrennt von Al-Nusra handeln, zu vereinigen und einen harten Kampf gegen beide, ISIS5 und Al-Nusra, zu führen.

Welche Antwort wird erfolgen, wenn die Türkei ihre Aggressionen gegen Rojava fortsetzt?

Wir denken nicht, dass die Türkei diese Politik aufrechterhalten kann, denn sie ist gegenwärtig mit schweren und ungelösten Problemen in den eigenen Grenzen konfrontiert. … Die Türkei muss ihre Angriffe stoppen und ihre Vorwürfe gegen Rojava zurücknehmen. …

Was ist mit den Kräften in Rojava?

… Es wird jetzt über eine föderales System in Syrien diskutiert, in welchem die Kurden im Norden eine autonome Organisation und das System behalten werden, das sie aufgebaut haben.

Wird es seine Zeit dauern, um den Kanton Efrîn mit den anderen Kantonen zu vereinen?

Es wird eine gewisse Zeit brauchen, um diese Vereinigung zu erreichen. Die militärischen Operationen zielen nicht nur darauf ab, die Kantone zu vereinigen, sondern auch darauf, die Bedrohung durch den IS in diesen Gebieten zu eliminieren. Der IS ist eine Hauptgefahr, nicht nur für die Kurden, sondern auch für die Araber. Das erfordert, dass diese Gefahr beseitigt wird.

 

1 „Demokratische Kräfte Syriens“, militärische Allianz kurdischer und anderer ethnischer Kräfte, die mit dem „Demokratischen Rat Syriens“ zusammenarbeiten,

2 Syrisch-kurdische Volksverteidigungseinheiten,

3 Reaktionäre und islamistisch-faschistische Milizen wie Al-Nusra und IS, mit denen die Türkei eng kooperiert,

4 „Islamischer Staat im Irak und der Levante“, andere Bezeichnung für den faschistischen IS

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