Robert Capa

Fotograf und aufrechter Antifaschist – über sein Buch „Russische Reise“ und eine Ausstellung in Dresden

Ein Unfall verschaffte mir letzten Herbst etwas mehr Zeit für Kunst und Kultur … Das Buch „Russische Reise“ stand als Geschenk schon einige Jahre im Regal und war nun endlich dran. Absolut lohnenswert!

Der Literaturnobelpreisträger John Steinbeck und der berühmte Fotograf Robert Capa reisen 1947 durch die Sowjetunion. Sie spürten den bereits sich verbreitenden Antikommunismus der USA. Ihr selbst gestellter Auftrag: „Wir wollten nicht allzu hochnäsig sein, und wir wollten versuchen, weder ablehnend noch wohlwollend zu sein. Wir würden versuchen, eine ehrliche Reportage zu machen, ohne Kommentar festzuhalten, was wir sahen und hörten, ohne Schlussfolgerungen über Dinge zu ziehen, über die wir nicht genug wussten, und ohne uns über bürokratische Verzögerungen aufzuregen.“

So entstand ein eindrucksvolles Buch über die sozialistische Sowjetunion kurz nach dem II. Weltkrieg. Mit vielen eindrucksvollen Fotos, beispielsweise aus dem noch stark von der faschistischen Belagerung gezeichneten Stalingrad.

Etwa zur selben Zeit las ich von einer Ausstellung „Robert Capa: Kriegsfotografien 19431945“, im Dresdner Residenzschloss. Inspiriert von dem Buch ging ich mit anderen hin – und war maßlos von diesem antikommunistischen Machwerk enttäuscht.

Robert Capa, ein ungarischer jüdischer Sozialist war früh im Europa der Unterdrückung und des Antisemitismus auf der Flucht. Er unterstützte zusammen mit seiner Lebensgefährtin Gerda Taro mit ganzem Herzen die spanische Republik gegen die faschistischen Putschisten. Berühmt wurde sein Foto von einem sterbenden republikanischen Soldaten. Gerda Taro, ebenfalls Sozialistin und Fotografin, kam 1937 bei einem tragischen Unfall auf der Flucht aus dem Kampfgebiet ums Leben.

Robert Capa blieb mit dem antifaschistischen Befreiungskampf tief verbunden und fotografierte 1938 den antijapanischen Befreiungskampf in China. Später erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft und fotografierte an Brennpunkten des II. Weltkriegs. Legendär sind seine Fotos von der Landung amerikanischer und britischer Truppen in der Normandie. Neben Fotos von Kampfhandlungen und kämpfenden US-Soldaten wendet sich Capa immer den einfachen Menschen, ihrem Leiden, ihrem Mut, ihrem Durchhaltewillen und ihrer Opferbereitschaft zu. Er war im befreiten Paris einer der ersten Besucher des kommunistischen Künstlers Pablo Picasso.

All das konnte man in der Ausstellung mit 110 Fotos von Robert Capa gut erkennen und sich in die Zeit des II. Weltkrieges einfühlen. Allerdings war die ganze Präsentation der „Staatlichen Kunstsammlungen Dresden“ darauf ausgerichtet, Robert Capa zu diffamieren. Das Foto von Picasso in dessen Pariser Werkstatt wurde zu einer Art inhaltslosem Promi-Posieren erklärt.

Die Ausstellungsmacher konnten Capa offenbar seine antifaschistische Unbeugsamkeit nicht verzeihen. Robert Capa wird im Flyer der Ausstellung geradezu zum Begründer einer menschenverachtenden Fotografie der Distanz- und Respektlosigkeit erklärt: Seine Fotos „bedienen eine bis heute anhaltende Sensationslust nach distanzlosen Bildern. Mit seinem Leitsatz ‚Sind die Bilder nicht gut genug, warst Du nicht nah genug dran‘ etablierte Capa … eine Fotografie der Teilhabe, des Risikos und des Voyeurismus.“

Wir wissen natürlich nicht, wie sich Robert Capa in den ideologisch-politischen Kämpfen um den revisionistischen Verrat am Sozialismus in den 1950er Jahren verhalten hätte. Er starb 1954 – ganz nah dran! – durch eine Mine im Indochinakrieg. Aber er blieb bis zu seinem Tod ein aufrechter antifaschistisch und antiimperialistisch engagierter Fotojournalist.

Erst kürzlich las ich von einem Leipziger Fotografen, der Robert Capa als Vorbild für seine eigenen Fotografien aus Kobanê nannte. Und – siehe seine Mitwirkung am Buch „Russische Reise“ – Capa begann, sich bewusst gegen den frühen Antikommunismus in den USA zu wenden. Das sind, mit seinen Fotos, bleibende Verdienste.

Dresden (Korrespondenz)

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