Befreiung vom frauenfeindlichen Islamismus – eine Errungenschaft in der Sowjetunion

In vielen Ländern Asiens und Afrikas leisten Frauen mutigen Widerstand gegen reaktionäre bis faschistische Kräfte, die sie unter dem Banner des Islamismus in finsterste feudale Unterdrückung stürzen wollen. Wie solche Unterjochung überwunden werden kann, belegen Erfahrungen aus der sozialistischen Zeit der Sowjetunion

Die Kunsthistorikerin Fannina W. Halle (1881–1963) veröffentlichte 1932 das aufsehenerregende Buch „Die Frau in Sowjet-Russland“. Anknüpfend an diese Dokumentation unvergänglicher Erfolge des sozialistischen Aufbaus folgte 1938 ihr Werk „Frauen des Ostens“, das den Untertitel trug: „Vom Matriarchat bis zu den Fliegerinnen von Baku“. Ihr Verlag schrieb damals: „Dieses Buch … schildert aus dem unmittelbaren Erleben der weitgereisten Autorin, wie Millionen jahrhundertelang versklavter … Frauen zu einem neuen Dasein erwachen, wie sie aus dunklen Haremsmauern, zum ersten Mal entschleiert, ins helle Tageslicht treten, wie sie, ihr Leben lang zu schweigen und zu dulden gewohnt, endlich die Sprache, flammende Worte finden, und zielbewußt, mutig und freudig ihren Platz in der Welt einnehmen.“1

Halle bezog sich bei ihrer Geschichtsbetrachtung auf Johann Jakob Bachofen und „die epochale von ihm ausgebaute Theorie über das Mutterrecht“2. Sie schrieb: „Von welcher Seite immer wir also … an die Frage nach der Stellung der Frau im Osten herantreten, stets werden wir in ihr zwei Aspekte wiederfinden: einerseits den verhältnismäßig langen Bestand des Mutterrechtes, anderseits dessen durch ganz andere Faktoren, namentlich durch den Islam hervorgerufene, heute noch kraß fortwirkende Verdrängung durch das Vaterrecht.“3

Die Autorin entdeckte im Kaukasus einerseits matriarchale Nachklänge, wurde aber zugleich mit der extremen Frauenfeindlichkeit konfrontiert, die in den feudalen Traditionen wurzelte. Konkret und lebendig schilderte sie den von der Sowjetmacht ini­tiierten Kampf zur Befreiung der Frau: „In manchen Ländern des Ostens dauerte es eine geraume Zeit, ehe man die Frauenfrage überhaupt anzuschneiden wagte. So priesen beispielsweise die Versammlungsredner in Turkmenien in der ersten Zeit die Errungenschaften des neuen Regimes nur im allgemeinen, ohne auf die Frage der Frauenbefreiung näher einzugehen. In öffentlichen Versammlungen galt es als riskant, diese Frage zu berühren, obwohl sich die regierende Partei von vornherein dessen bewußt war, daß es ohne Frauenbefreiung keinen Sieg geben könne und deshalb alle Kräfte der nationalen Minderheiten für diesen Programmpunkt einzusetzen seien.“4

Der Analyse der Organisationsformen, die von der Sowjetmacht entwickelt wurden, folgten eindrückliche Schilderungen der Massenaktivitäten der Frauen, die sich gegen die reaktionären Kräfte Bahn brechen mussten. Nicht wenige wurden von fanatisierten Moslems getötet, und die derzeitigen unfassbaren Grausamkeiten der IS-Faschisten gegenüber Frauen erscheinen wie eine Kopie des damaligen frauenfeindlichen Terrors.

Heute entblödet sich der moderne Antikommunismus nicht, die angebliche Gewaltherrschaft des „Stalinismus“ für die Gräuel gegenüber den Befreiungsbemühungen verantwortlich zu machen. Ganz im Sinne der Devise, dass Revolution ein Verbrechen sei, schreibt der antikommunistische Professor Jörg Baberowski in seinem Werk „Verbrannte Erde“: „1927 hob die Zentralregierung in Moskau die Geltung der Scharia in Zivilverfahren auf, annullierte die traditionellen islamischen Eheverträge, stellte die Vielehe und die Verheiratung Minderjähriger unter Strafe. Wer Frauen entführte oder ihnen Gewalt antat, musste nunmehr mit staatlichen Sanktionen rechnen … Die kulturrevolutionären Kampagnen in Zentralasien säten Gewalt und ernteten Widerstand.“5 Da wird die strikte Aufhebung ultrareaktionärer feudaler Gesetze doch tatsächlich als „Gewaltmaßnahme“ gebrandmarkt. Damit wird den Revolutionären noch die Schuld an der Gewalt reak­tio­närer Elemente gegeben, die die Frauenversklavung beibehalten wollten.

Doch keineswegs in diesen Kämpfen lag die Ursache einer späteren negativen Entwicklung in der Sowjetunion. Stattdessen wirkte sich das Abweichen der Kommunistischen Partei vom revolutionären Weg verhängnisvoll aus: „Die sowjetische Familiengesetzgebung ab 1936 muss als Niederlage der revolutionären Arbeiterbewegung angesehen werden. In der weltanschaulichen Auseinandersetzung konnten bürgerliche Familien- und Moralvorstellungen einen wichtigen Teilsieg über den marxistisch-leninistischen Weg zur Befreiung der Frau erringen.“6 Angesichts der drohenden Kriegsgefahr, die 1941 in den Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion mündete, wurden Zugeständnisse an überkommene Traditionen gemacht, um die inneren Widersprüche zu dämpfen. Für den späteren Sieg der Revisionisten und die Zerstörung des Sozialismus in der Sowjetunion nach 1956 findet sich hier eine wichtige Ursache.

 

1 Fannina W. Halle, „Frauen des Ostens“, Zürich 1938, Klappentext

2 In „Rote Fahne“ 3/2016 (S. 40/41) wurde anlässlich des 200. Geburtstags von Bachofen an dessen Entdeckung des „Matriarchats“ erinnert, des in der Frühgeschichte der Menschheit geltenden sogenannten „Mutterrechts“

3 Halle, S.15

4 ebd., S.120

5 Jörg Baberowski, „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“, München 2012, S. 191/192

6 Stefan Engel/Monika Gärtner-Engel, „Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau“, S. 245

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