Die Bedeutung der Großen Proletarischen Kulturrevolution vor dem Hintergrund der kapitalistischen Entwicklung Chinas und Russlands

von Pao Yu Ching, Mai 2016

Liebe Genossen und Freunde,

am 16. Mai 1966 leitete die Kommunistische Partei Chinas unter Führung des Vorsitzenden Mao Zedong die Große Proletarische Kulturrevolution ein. Wir versammeln uns heute hier, um dieses historische Ereignis zu feiern. Warum aber nach einem halben Jahrhundert? Weil die Kulturrevolution heute so wichtig ist wie damals 1966.

 

Vor allem wären Liu Shaoqi und Deng Xiaoping ohne die Kulturrevolution 10 Jahre früher in der Lage gewesen, die kapitalistische Entwicklung durchzusetzen. Die Kulturrevolution hinderte die den kapitalistischen Weg gehenden Machthaber daran, ihren Plan auszuführen, und machte es so möglich, für 10 weitere Jahre den Sozialismus weiterzuentwickeln und seine Überlegenheit zu demonstrieren. Der Aufbau des Sozialismus in China zwischen 1956 und 1976, in einer Periode von gerade mal 20 Jahren, zeigte uns, dass der Sozialismus nicht bloß ein abstraktes Konzept war, sondern ein leuchtendes Beispiel, was alles erreicht werden konnte, als die proletarische Klasse das Sagen hatte.

 

Vor dem Beginn der Kulturrevolution 1966 konnten die Revisionisten Kräfte sammeln, um den Sozialismus an allen Fronten zu attackieren. Wild griffen sie den „Großen Sprung nach vorn“ und die Errichtung der Volkskommunen an. Nach der Gründung der Volkskommunen 1958 entwickelten sie viele unterschiedliche Strategien zur Sabotage von Chinas kollektivierter Landwirtschaft, einschließlich der „Drei-Selbst“- und der „Ein Vertrag“-Kampagnen, die dazu gedacht waren, mit Hilfe des Profitmotivs die Bauern zum Verlassen der Kommunen zu bewegen. Nachdem im industriellen Sektor 1956 das Gemeineigentum hergestellt wurde, arbeiteten die Revisionisten ohne Unterlass daran, das System der Festeinstellung der Arbeiter in Industriebetrieben aufzulösen. Sie wandten verschiedene Methoden des materiellen Anreizes einschließlich der Bezahlung nach Stücklohn an zur Spaltung der Arbeiter. Um die Löhne niedrig und die Profite hoch zu halten, behaupteten sie, das System der Festeinstellung verhindere die Rekrutierung neuer Arbeiter vom Land. Zur Steigerung der Arbeitsintensität und Erhöhung von Arbeitsproduktivität und Profiten ermutigten die Revisionisten auch einzelne Unternehmen, den Arbeitern strenge Arbeitsvorschriften aufzuerlegen.

 

In der Rückschau können wir klarer verstehen, welche Strategie die Revisionisten verfolgten, um den sozialistischen Aufbau zu untergraben. Die Volksrepublik China siegte in der Revolution gegen feudale Grundherren, ausländische Kapitalisten und einheimische Kompradoren, weil ein enges Bündnis von Arbeitern und Bauern geschmiedet wurde. Der sozialistische Aufbau konnte nur voranschreiten, wenn das Bündnis von Arbeitern und Bauern auf neuer materieller Grundlage gefestigt wurde. Das kollektive Eigentum des ganzen Volkes in der Industrie und das Kollektiveigentum in der Landwirtschaft bildeten die notwendige Bedingung dieser neuen materiellen Basis. Jedoch versuchten die Revisionisten bei jeder Gelegenheit zu verhindern, dass es zu einer Festigung dieses Bündnisses kam.

 

Vor der Kulturrevolution gab es heftige Kämpfe innerhalb der Kommunistischen Partei zwischen der sozialistischen und der kapitalistischen Linie – aber die meisten Menschen in China merkten davon gar nichts. Nach der Befreiung waren die Arbeiter und Bauern im allgemeinen voll überwältigender Dankbarkeit gegenüber der Kommunistischen Partei. Sie waren der Kommunistischen Partei dankbar, dass sie sie zur Befreiung geführt hat, aus Unterdrückung, Ausbeutung und Leiden. Die Bauern waren dankbar für die bedeutenden Verbesserungen in ihrem Lebensstandard, einschließlich besserer Ernährung, Gesundheitsversorgung und Ausbildung. Die Arbeiter waren dankbar für die erhaltenen Rechte und Errungenschaften, einschließlich Arbeitsplatzsicherheit, menschenwürdiger Wohnverhältnisse, Gesundheitsversorgung, Ausbildung und Sicherheit im Ruhestand. Aber den Arbeitern und Bauern war nicht bewusst, wie leicht ihnen weggenommen werden konnte, was Geschenke der Partei zu sein schienen, und dass sie sich im Kampf für deren Schutz engagieren mussten. Mao Zedong erkannte, dass die revolutionäre Linie nur siegen konnte durch die Entlarvung der Revisionisten und Mobilisierung der Massen für den Kampf gegen sie.

 

Die Kulturrevolution entlarvte erfolgreich den Plan der Revisionisten; die Massen erfuhren, wie Liu Shaoqi und Deng Xiaoping versuchten, ihre revisionistische Linie in allen Bereichen der Gesellschaft durchzusetzen. Für die Massen reichte es jedoch nicht, die Kämpfe innerhalb der Partei zu begreifen – sie mussten lernen, sich im Kampf gegen die Revisionisten selber zu engagieren. Die Kulturrevolution mobilisierte die Massen; Mao und die Parteimitglieder, die die revolutionäre Linie unterstützten, gaben eine Ausrichtung für diesen Kampf. Während die Revisionisten zur Spaltung der Arbeiter und Bauern diese mit materieller Bestechung lockten, durchbrachen die Kampagnen der Kulturrevolution deren kapitalistische Logik und setzten die Politik an die erste Stelle.

 

Mao verstand, dass die Überführung der Produktionsmittel von privatem in öffentliches Eigentum nicht ausreichte, um die Gesellschaft zu verändern. Die Gesellschaft musste an allen Fronten umgestaltet werden – ökonomisch, politisch, sozial, ideologisch und kulturell. Die Ausrufung der Kulturrevolution war ein Versuch, die gesamte chinesische Gesellschaft zu verändern. Das Ergebnis waren beispiellose Erfolge, ein Durchbruch auf mehreren Gebieten. Obwohl noch im Anfangsstadium der Entwicklung am Ende der Kulturrevolution 1976, haben sie dennoch bleibende Wirkung, denn sie haben sich für die Umgestaltung der Gesellschaft während des sozialistischen Übergangsstadiums als notwendig erwiesen. Ich möchte das an drei Beispielen verdeutlichen.

 

Der erste Durchbruch waren größere Veränderungen in der industriellen Organisation. Bereits im Jahre 1958 ergriffen Arbeiter und Kader des Hüttenkombinats Anschan die Initiative, neue Wege zu beschreiten, um Arbeiter in Entscheidungen bei der Leitung des Werkes mit einzubeziehen. Im März 1960 erkannte Mao Zedong, dass die Veränderungen, die sie in der industriellen Organisation gemacht hatten, tiefgehend und fundamental waren, und nannte ihre Initiativen die „Betriebsverfassung von Anschan“. Sie umfasste fünf Prinzipien: (1) alles konsequent von der Politik leiten lassen, (2) die Führung der Partei stärken, (3) die Massenbewegung tatkräftig entfalten, (4) ein System einführen, in dem die Funktionäre an der Produktionsarbeit und die Arbeiter an der Betriebsverwaltung teilnehmen, (5) unvernünftige Regeln und Vorschriften müssen abgeändert werden und Arbeiter, führende Funktionäre und Techniker eng zusammenarbeiten; technische Neuerungen energisch durchführen. Mao rief alle Fabriken auf, die Prinzipien der Anschaner Betriebsverfassung in die Praxis umzusetzen. Aber dieser Ruf wurde bis zur Kulturrevolution nicht begeistert aufgenommen, erst als die Arbeiter darum kämpften, ihre Fabriken durch Übernahme der Betriebsverfassung von Anschan zu verändern als Teil ihres Kampfes zur Veränderung der gesamten Gesellschaft. Diese durch die Betriebsverfassung von Anschan inspirierten Veränderungen blockierten die Anstrengungen der Revisionisten, die Arbeiter in austauschbare Lohnsklaven zu verwandeln. Diese neue industrielle Organisation war ein bemerkenswerter Durchbruch, eine notwendige Veränderung, um die neuen Produktionsverhältnisse in sozialistischen Übergangsperiode durchzusetzen.

 

Ein anderer bedeutender Durchbruch während der Kulturrevolution war Maos Reform des Erziehungswesens. Diese Reform veränderte grundlegend die Auswahlmethoden, wer eine Hochschulausbildung erlangen konnte. Während 3000 Jahren, als in China der Feudalismus herrschte, war die Ausbildung reserviert für wenige Privilegierten. Diese Eliten benutzten ihre Ausbildung, um über die Werktätigen zu herrschen, die durch ihre produzierten Werte ihre Ausbildung bezahlt hatten. Tatsächlich war das immer der Fall in allen Klassengesellschaften. Die Erziehungsreform während der Kulturrevolution drehte dieses System vom Kopf auf die Füße, erstmals in der chinesischen Geschichte und in der Weltgeschichte. Die Erziehungsreform während der Kulturrevolution richtete ein neues System der Auswahl von Arbeitern, Bauern und revolutionären Soldaten für die Hochschulausbildung durch ihre Arbeitskollegen ein. Der Staat zahlte für Ausbildung und Lebensunterhalt, ebenfalls ein monatliches Stipendium während dieser Ausbildung. Nach Studienabschluss gingen sie in dieselbe Fabrik oder dasselbe Kollektiv zurück. Die Reform revolutionierte auch den Inhalt der Studienkurse, vor allem mit viel größerer Betonung der Praxis. Die Studenten beschäftigten sich im Studium mit Wissenschaft und Technik, studierten genauso den Marxismus-Leninismus und die Mao Zedong-Ideen, um die materielle Welt und sich selbst zu verändern mit dem Ziel, dem Volke zu dienen. Aus diesem neuen Ausbildungssystem wuchs eine neue Generation von Intellektuellen der Arbeiterklasse heran, die bereit waren, die Führung bei der Leitung des Arbeiterstaates zu übernehmen. Das in der Kulturrevolution entstandene neue Ausbildungssystem demonstrierte konkret, wie die nächste Generation führender proletarischer Kader zur Weiterführung der Revolution ausgebildet und entwickelt werden kann.

 

Ein weiterer Durchbruch war die Praktizierung der breitesten und umfassendsten Demokratie. Demokratie war in China völlig unbekannt aufgrund seiner langen feudalistischen Tradition. Das einfache Volk musste dem Kaiser und dessen Beamten absolute Loyalität und Gehorsam geloben. Während des Revolutionskrieges wurde in den revolutionären Stützpunktgebieten Demokratie bis zu einem bestimmten Maß praktiziert; das Volk wurde ermuntert, seine Meinung zu sagen; es gab Vorschläge und Kritiken an den revolutionären Führern. Auch die Kader äußerten Kritik und Selbstkritik. Die Revolution war erfolgreich, weil die Bauern und Arbeiter der Kommunistischen Partei vertrauten und anerkannten, dass die Führer der Partei qualitativ anders waren als die alten Herrscher. Nach der Befreiung wurden alle großen Veränderungen in China erreicht, weil sie mit der Mobilisierung der Massen begannen: von der Massenbewegung zur Beendigung des feudalen Grundbesitzes, die Anti-Korruptions- und Anti-Rechts-Bewegung, die Kampagne zur Bekämpfung von Ungeziefer und Krankheiten bis zum „Großen Sprung nach vorn“, der eingeleitet wurde zur Durchsetzung der Volkskommunen zur Industrialisierung der landwirtschaftlichen Regionen Chinas. Im Jahre 1966 hat die Einleitung der Kulturrevolution dann die Massenbewegung auf eine höhere Stufe gehoben, als das Volk frei praktizierte, was die „Vier großen Freiheiten“ bezeichnet wurde: die Freiheit zur großen Meinungsäußerung, zur großen Offenheit, zu großen Debatten und die Freiheit, große Wandzeitungen aufzuhängen. Diese Freiheiten bedeuteten die umfassendste Erweiterung der Demokratie. Das Praktizieren der Demokratie war ein weiterer Durchbruch der Kulturrevolution. Breite Demokratie wurde unterstützt und ermutigt, weil die Kommunistische Partei den Massen vertraute und daran glaubte, dass eine Veränderung nur mit deren Beteiligung möglich ist. Die Massen erwiderten dieses Vertrauen gegenüber der Kommunistischen Partei, und gemeinsam kämpften sie für den Aufbau einer neuen Gesellschaft.

 

Wir feiern heute die Kulturrevolution, weil dadurch der Sozialismus die Chance erhielt, sich 10 weitere Jahre zu entwickeln. Wir feiern die Kulturrevolution auch wegen des bedeutenden Durchbruchs in diesen drei von mir erwähnten Bereichen. Wenn wir dies begreifen, lernen wir nicht nur, dass der Klassenkampf in der sozialistischen Übergangsphase weitergeht, sondern sie beinhalten auch den konkreten Inhalt dieses Klassenkampfes zur Weiterentwicklung in allen Bereichen der Gesellschaft. Sie geben uns eine Antwort darauf, wie die Arbeiter anfangen können, ihre Fabriken selbst zu verwalten, so dass sie schließlich den gesamten Staat beherrschen können; wie neue Generationen eines gebildeten Proletariats erzogen werden können; wie breite Demokratie während des sozialistischen Übergangs praktiziert werden kann. Obwohl all diese Veränderungen nur während eines kurzen Jahrzehnts Bestand hatten, wurden sie in der chinesischen Gesellschaft fundamental und tief verwurzelt. Die Konterrevolutionäre von heute betrachten die Kulturrevolution als ihren Feind Nummer Eins, attackieren sie bösartig und verzerren sie. Sie können sie hassen, so viel sie wollen, aber den tiefen Einfluss der Kulturrevolution können sie nicht aus der chinesischen Gesellschaft tilgen.

 

Nach dem Tod Mao Zedongs 1976 ergriff Deng Xiaoping die politische Macht. In den vier Jahrzehnten seitdem haben Deng und seine Nachfolger das öffentliche Eigentum an Produktionsmitteln aufgelöst und alle Veränderungen der Kulturrevolution rückgängig gemacht, haben die chinesische Gesellschaft drastisch verändert. 1985 wurden zuerst die Volkskommunen aufgelöst und das im kollektiven Eigentum befindliche Land aufgeteilt. Landwirtschaftliche Infrastruktureinrichtungen wie Be- und Entwässerungssysteme, die während der Kommunejahre aufgebaut wurden, zerfielen allmählich wegen mangelnder Wartung. Projekte zur Landverbesserung, Programme zur Gesundheit und Ausbildung und zum öffentlichen Wohl verschwanden eins nach dem anderen.

 

Dann gingen die Reformer daran, das öffentliche Eigentum an Chinas Industrieunternehmen aufzuheben. Von Mitte der 1980er Jahre bis zum Ende der 1990er Jahre kämpften die Arbeiter solcher Unternehmen mutig gegen den Ausverkauf des industriellen Besitzes an solche, die politische Verbindungen hatten. Im Jahr 2000 schließlich gab das Regime die Reform der alten, während der sozialistischen Periode gebauten Fabriken auf, schloss die meisten von ihnen und entließ 36 Millionen Arbeiter (China Statistical Abstract, 2001, 39). Diese Arbeiter, die einen enormen Beitrag zum Aufbau des sozialistischen China geleistet hatten, wurden förmlich auf die Straße gesetzt mit kaum genug Einkommen zum Überleben und keinerlei Gesundheitsversorgung. Als ich die Arbeiterviertel in einer nordöstlichen Stadt besuchte, sah ich Geschäfte, Kindergärten, Friseurläden, Badeanstalten – alle geschlossen. Ehemalige Arbeiter aus Staatsbetrieben standen am Straßenrand und boten ihre Arbeitskraft für Gelegenheitsjobs an.

 

Dengs Reformen hatten zwei hauptsächliche Komponenten: die kapitalistischen Reformen in China und das Einklinken von China in das weltweite kapitalistische System. Nachdem das neue Regime das öffentliche Eigentum an Produktionsmitteln aufgelöst hatte, ging es dazu über, Chinas Wirtschaft für ausländisches Kapital zu öffnen. Man nutzte die niedrigen Steuern, die niedrigen Löhne, generöse Subventionen und lasche Arbeits- und Umweltschutzgesetze, um ausländisches Kapital anzulocken. Ausländisches Kapitalinvestitionen in China haben zwei Ziele: 1. die Eroberung des chinesischen Marktes, 2. Nutzung folgender Vorteile Chinas: billige Arbeitskräfte, billige Ressourcen und die Freiheit, die Umwelt zu verschmutzen. Amerikanische, europäische und japanische multinationale Unternehmen bildeten zuerst Joint Ventures mit chinesischen Gesellschaften, aber letztendlich wurden 70% von ihnen vollständig ausländisches Eigentum. Die meisten der Fortune-500-Unternehmen fassten Fuß in China. Einem Bericht zufolge sind von den 28 chinesischen Industrien, die für ausländische Investitionen geöffnet wurden, 21 unter ausländische Kontrolle geraten. Das bedeutet, dass in diesen Industrien die fünf größten Firmen durch ausländisches Kapital beherrscht werden (Economic News, 4. Juni 2005). Zu den ausländisch kontrollierten Industrien zählen die pharmazeutische Industrie, der Automobilbau, die Herstellung von alkoholfreien Getränken, Bier, Fahrrädern, Aufzügen, Zement, Glas, Gummi und Reifen sowie Landmaschinen, die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, der Einzelhandel und Zustelldienste. In dem ganzen Prozess sind viele einst wohlbekannte chinesische Marken vom Markt verschwunden.

 

Eine weitere wichtige Methode der multinationalen Unternehmen, die billigen chinesischen Arbeitskräfte auszunutzen, besteht darin, ihre Produktionskapazitäten in China enorm zu erweitern. Kapitalisten aus Taiwan und Hongkong bauten ihre Verarbeitungsbetriebe zuerst in Shenzhen oder anderen Küstenstädten im Süden auf, später wanderten sie in das Innere von China. Diese Firmen produzieren für die multinationalen Konzerne; ihre Produktpaletten haben sich erweitert von Kleidung, Schuhen, Spielzeug, Möbeln und vielerlei Haushaltsgegenständen hin zur Elektronik, zum Beispiel Computer, Drucker, iPhones und Tablet-PCs. Chinas kapitalistische „Öffnungs-Reform“ fand fast genau zur selben Zeit statt wie die neue Strategie des weltweiten Monopolkapitals mit seiner imperialistischen Globalisierung zur Neuorganisation der Weltwirtschaft. Das globale Monopolkapital erweiterte seine Vorherrschaft über Produktion und Verteilung, indem es die Öffnung aller nationalen Grenzen erzwang. Internationale Handels- und Finanzorganisationen wie GATT (später WTO; Welthandelsorganisation), IWF (Internationaler Währungsfonds) oder die Weltbank unterstützten die Neufassung und Durchsetzung von Handels- und Investitionsgesetzen. Diese Veränderungen ermöglichten es den internationalen Konzernen, eine komplexe, integrierte Strategie anzuwenden, einschließlich Aufsplitten des Produktionsprozesses in einzelne Aktivitäten oder Funktionen, die dann auf Standorte mit den niedrigsten Kosten verteilt werden. Die Regierungen der Länder mit Niederlassungen wetteifern miteinander, um ihre Länder attraktiver für die riesigen Weltkonzerne zu machen. Sie halten die Löhne niedrig und verschlechtern die Arbeitsbedingungen. Zusätzlich zu Subventionen und Steueranreizen verbessern sie die Infrastruktur und geben diesen Konzernen das Recht, die Umwelt zu verschmutzen. Vor allem wenden sie unterdrückerische und brutale Mittel an, um die Arbeiter an der Organisierung zu hindern. Jede Regierungspolitik in dieser neuen Phase des Imperialismus ist gerechtfertigt, wenn sie nur die globale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes erhöht.

 

Diese neue Strategie der imperialistischen Globalisierung ermöglichte es, Überschusskapazitäten sowie arbeitsintensive Produktion mit hohem Energieverbrauch und hoher Umweltbelastung von den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern in die Entwicklungsländer zu verlagern. China ist die Nr. 1 der Empfängerländer. Seit Chinas WTO-Beitritt gibt es ein rasantes Wachstum von Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Exporten mit zweistelligen Zuwachsraten. 2009 erreichte China beim Export von Industrieerzeugnissen 16% des weltweiten Gesamtexports, 2011 wurde China zum weltweit größten Produzenten. In der Tat hat Chinas neues Regime das Land erfolgreich in das weltweite kapitalistische System integriert.

 

Wenn wir jedoch unter die Oberfläche schauen, sehen wir, dass in den letzten vier Jahrzehnten, und besonders seit den 1990er Jahren, China als Ganzes (sein Boden, seine nationalen Ressourcen und seine Umwelt) und das chinesische Volk einen horrenden Preis für die sogenannte Entwicklung bezahlt haben. Während dieser Jahrzehnte der „Reform“ haben einheimisches und ausländisches Kapital erbarmungslos das chinesische Volk ausgebeutet, umfassend Chinas Ressourcen erschöpft und brutal seine Umwelt geschädigt. Chinas Arbeiter sind zu Lohnsklaven geworden.

 

Die 200 Millionen Arbeiter, die ihre Arbeitskraft an multinationale Produktionsbetriebe verkaufen, kommen alle aus Chinas ländlichen Gegenden. Sie arbeiten 12 bis 14 Stunden am Tag und haben oft nur alle zwei Wochen einen Tag frei. Das Arbeitstempo ist erdrückend: Viele Arbeiter leiden unter Erschöpfung, Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen. Etliche haben Selbstmord begangen. Was die Landwirtschaft betrifft, so hat China nur 9% der dazu nutzbaren Fläche auf der Welt, aber ernährt 22% der Weltbevölkerung. Während der sozialistischen Phase war China Selbstversorger, aber jetzt ist es immer abhängiger geworden von Nahrungsmittel­importen. Die Strategie, mit Exporten kurzfristiges Wachstum voranzutreiben, hat dazu geführt, dass mehr und mehr Agrarland industriell genutzt wird. Örtliche Behörden haben brutale Gewalt angewandt, um Leute von ihrem Land und ihrem Heim zu vertreiben. Außerdem hat China eine sehr begrenzte Süßwasserversorgung: Pro Kopf beträgt der Zugang zu Süßwasser in China nur 25% des Weltdurchschnitts. Der industrielle Wasserverbrauch beraubt das Volk einer adäquaten Wasserversorgung. Derzeit haben 400 von 600 großen Städten in China keine ausreichende Wasserversorgung für ihre Einwohner. China erschöpft dermaßen schnell sein Grundwasser, dass die Wüstenbildung pro Jahr1 um 2000 Quadratkilometer fortschreitet.

 

Zusätzlich zur schnellen Ausplünderung von Chinas begrenzten Ressourcen wurde die Umwelt des Landes fast unumkehrbar geschädigt. 80% von Chinas Flüssen sind enorm verschmutzt. In vielen großen chinesischen Städten ist die Schadstoffbelastung der Luft so stark, dass Feinstaubpartikel kleiner als 2,5 Mikron (PM 2,5) – der am meisten toxische Smog – das 40-fache des von der Weltgesundheitsorganisation erlaubten Wertes erreichen. Diese und andere Bedingungen haben zur Zunahme von vorzeitigem Krebstod und anderen Krankheiten geführt2. Ein Großteil des Raubbaus an Chinas Naturreichtümern und der Umweltverschmutzung kann auf die Produktion für den Export zurückgeführt werden, denn das chinesische Volk selbst konsumierte 2011 nur 35% des BIP3.

 

Es trifft zu, denke ich, dass China den Kapitalismus rettete, indem es dem globalen Kapital eine goldene Gelegenheit verschaffte, zu expandieren und „neue Gebiete“ zu erobern. Darüber hinaus hat die finanzielle Unterstützung für die Vereinigten Staaten dem größten Imperium in der Welt geholfen, seine Weltherrschaft aufrechtzuerhalten. Aber während China den Kapitalismus rettete, hat der Kapitalismus China zerstört.

 

Die Linke in China hat vor 40 Jahren eine Niederlage erlitten, als die Konterrevolutionäre die politische Macht ergriffen und ihre kapitalistischen Reformen begannen. Aber die Linke ist nicht verschwunden. Im Gegenteil, die Kräfte der Linken sind zu neuem Leben erwacht. Sie kämpfen heftig und ununterbrochen gegen die Rechten, die heute die politische und ökonomische Macht innehaben. So wie die Widersprüche in der chinesischen Gesellschaft sich zuspitzen, werden die Kräfte der Linken weiter gestärkt. Sie haben die Machthaber in jeder möglichen Weise bekämpft – in ideologischen, ökonomischen und politischen Kämpfen. Sie haben Bücher und Artikel veröffentlicht; sie führten öffentliche Foren zu wichtigen Themen durch; sie nahmen an Kämpfen gegen Umweltverschmutzung und gegen gentechnisch veränderte Nahrung teil; sie bildeten Studiengruppen zur Diskussion der Schriften von Marx, Lenin und Mao; sie organisierten Studenten, um von den Arbeitern zu lernen und die Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu untersuchen und bekanntzumachen; sie führten Massenkundgebungen durch, wo sie Reden hielten und revolutionäre Lieder sangen; und sie erprobten alle denkbaren Methoden, um Arbeiter zu organisieren. Jetzt, wo eine sehr schwere ökonomische Krise bevorsteht und Zahl und Umfang von Arbeiter- und Umweltprotesten zunehmen, ist die Linke kampfbereit. Diese aktuellen Erfahrungen sind der Beweis für das bleibende Vermächtnis von Mao, seiner Lehren und der Kulturrevolution.

 

Die chinesische Revolution und ihr sozialistischer Aufbau verwandelten China aus einem armen, unterentwickelten Land, das von den imperialistischen Mächten ausgebeutet wurde, in ein unabhängiges Land frei von ausländischer Herrschaft und Ausbeutung. Während des Sozialismus verschafften sich die Werktätigen Chinas den höchsten Respekt in der Geschichte der Menschheit. Sie unternahmen die größten Anstrengungen für den Aufbau einer neuen Gesellschaft für zukünftige Generationen. Es war ein Land voller Hoffnung, Stolz und großer Ziele. Der große Erfolg der Kulturrevolution, auf mehreren Gebieten einen Durchbruch zu erzielen, präzisierte und verdeutlichte die grundlegenden Unterschiede zwischen der sozialistischen und kapitalistischen Entwicklung und zeigten uns den konkreten Weg auf, um den Klassenkampf während der sozialistischen Übergangsperiode fortzuführen. Zuversichtlich können wir heute sagen: „Der Sozialismus ist nicht gescheitert.“ Die Konterrevolutionäre haben dem Proletariat die Macht entrissen. Diese gilt es zurück erobern – und das werden wir tun.

1Laut Ji Yongfu, Direktor des Gansu Desert Control Research Institute (Forschungsinstitut der chinesischen Provinz Gansu zur Bekämpfung der Wüstenbildung), haben Übernutzung des Grundwassers und Überweidung dazu geführt, dass die Wüste um ca. 2.000 km² pro Jahr wächst (Bloomberg.com , 22.2.2016). Wüstenbildung ist Hauptursache der Sandstürme in den Städten im Norden Chinas; die Sandstürme erreichen sogar Korea, Taiwan und Japan.

2China: The Dark of Growth (Die dunkle Seite des Wachstums), „Epoch Times“ 27.6.-3.7.2013, A7

3APCO Worldwide, http://www.apcoworldwide.com/contents/PDFs/npc_briefing_2011.pdf

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