Komitee will „kriminelle Machenschaften des VW-Konzerns nicht durchgehen lassen“

„Für die Zukunft der Jugend, gegen Profiteure und Umweltverbrecher in der VW-Krise“ – unter diesem Namen hat sich im Juni ein Komitee in Kassel gegründet

Am Gründungstreffen nahmen Vertreter verschiedener Kasseler Initiativen und Organisationen teil: Gewerkschafter der IG Metall, das Kommunalwahlbündnis AUF Kassel, Mitglieder der Umweltgewerkschaft, von Solidarität International und der MLPD Kassel. Auch Gäste aus Braunschweig und Hannover waren da.

An der Zusammensetzung der Teilnehmer wird deutlich, worum es den Initiatoren geht: Die VW-Krise betrifft nicht nur die Beschäftigten, sondern erfasst alle Lebensbereiche, einschließlich der Umwelt. Die Initiatoren wollen solche Ko­mitees nicht auf Kassel beschränken. Denn der VW-Konzern hat viele Standorte und umfasst viele Automarken.

Wir, die Unterzeichner, akzeptieren nicht, dass auf Kosten von uns, der Umwelt und der Zukunft der Jugend Verbrechen von den Autokonzernen und spe­ziell VW begangen werden, dass sie gedeckt und vertuscht werden und die Folgen auch noch auf die Masse der Menschen abgewälzt werden.“ So heißt es im Vorschlag für ein Zukunftsprogramm.

Das Komitee will: Sich mit der VW-Krise befassen; Forderungen für die rücksichtslose Aufklärung aufstellen und verbreiten; Verantwortliche für die kriminellen Machenschaften öffentlich machen und den „Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten von VW auf betrieblicher wie kommunaler Ebene und gegen die anhaltende massenhafte Volksvergiftung“ fördern und organisieren1.

Das Komitee ist überparteilich und weltanschaulich offen – ausgenommen sind Faschisten und religiöse Fanatiker. Es will sich regelmäßig (normalerweise monatlich) treffen, hat eine Sprechergruppe, einen Kassierer und einen Revisor gewählt. Es sieht sich nicht als Konkurrenz zur IG Metall. Im Gegenteil. Die Mitglieder wollen den „Weg der Gewerkschaften als Kampforganisationen“ fördern und die Gewerkschaftsbewegung stärken. Deshalb lehnen sie eine Politik des Co-Managements, das heißt, der Unterordnung unter die Kapitalinteressen, ab.2

Auf der Belegschaftsversammlung von VW in Kassel haben Kolleginnen und Kollegen das Komitee vorgestellt und die anderen Beschäftigten zur Mitarbeit aufgefordert. Ihre erste Feuerprobe haben sie schon bestanden. Zusammen mit weiteren IG-Metallern, Mitgliedern der Umweltgewerkschaft, des Frauenverbands Courage, der MLPD und der Trägergruppe Hannover der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz machten sie am 22. Juni vor dem Werk Kassel in Baunatal einen Einsatz zur Jahreshauptversammlung von VW. Sie verteilten breit ein Flugblatt des neu gegründeten Komitees und erklärten am offenen Mikrofon: „Wir lassen die kriminellen Machenschaften nicht durchgehen! Es kann keine Entlastung für Umweltzerstörer und Profiteure geben.“ Das fand große Zustimmung und Resonanz – bis hinein in die überregionalen Medien.

Kassel (Korrespondenz)

1 Aus den beschlossenen Prinzipien des Komitees

2 ebenda

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