Gewerkschaften im Sozialismus
Mit der Frage, welche Rolle die Gewerkschaften im Sozialismus spielen, beschäftigt sich unter anderem die Broschüre „Polen aktuell 2“, die vom KABD (Vorläuferorganisation der MLPD) 1981 herausgegeben wurde (S. 27/28)
Gestern war die Hauptaufgabe der Gewerkschaften der Kampf gegen das Kapital und die Verteidigung der Klassenselbständigkeit des Proletariats. Gestern war die Losung des Tages das Misstrauen gegen den Staat, denn dieser war ein bürgerlicher Staat. Heute wird der Staat ein proletarischer Staat und ist ein solcher geworden. Die Arbeiterklasse wird die herrschende Klasse im Staat und ist dazu geworden … Deshalb wäre die Anwendung der Losungen der alten Gewerkschaftsbewegung auf die jetzige Epoche eine Lossage von den sozialistischen Aufgaben der Arbeiterklasse.“ (Ursprünglicher Entwurf des Artikels „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“, Lenin, Werke, Bd. 27, S. 205 – Hervorhebung durch die Redaktion POLEN AKTUELL)
Die Gewerkschaften müssen ihren Kampf gegen den gestürzten Kapitalismus fortsetzen, aber unter neuen Bedingungen, unter den Bedingungen der Diktatur des Proletariats. Dabei können sie nicht „neutral“ oder „unabhängig“ sein. Jetzt ist es ihre Aufgabe, die Diktatur des Proletariats zu festigen und den Sozialismus mit aufzubauen. Dabei fällt ihnen eine besondere Rolle zu.
„Mit der größten Umwälzung, die in der Geschichte begonnen hat, als das Proletariat die Staatsmacht in seine Hand nahm, vollziehen die Gewerkschaften in ihrer ganzen Tätigkeit eine gewaltige Wendung. Sie werden die wichtigsten Baumeister der neuen Gesellschaft, denn Schöpfer dieser Gesellschaft können nur die Millionenmassen sein. Wenn es in der Epoche der Leibeigenschaft nur Hunderte waren, wenn in der Epoche des Kapitalismus Tausende und Zehntausende den Staat aufbauten, so kann jetzt die sozialistische Umwälzung nur vollbracht werden bei aktiver, unmittelbarer, praktischer Teilnahme von Millionen und Abermillionen an der Leitung des Staates.“ (Referat auf dem II. Gesamtrussischen Gewerkschaftskongreß, Lenin, Werke, Bd. 28, S. 438 – Hervorhebung durch die Redaktion POLEN AKTUELL)
Fallen dadurch die Aufgaben, die heute bei uns die Gewerkschaften kennzeichnen, wie Kampf um ökonomische Interessen und Streik, ganz fort? Lenin hat dies zurückgewiesen. Er stellte fest, daß es weiterhin Konflikte zwischen Arbeitern und Betriebsleitungen geben kann und daß es vor allem in der Staats- und Wirtschaftsverwaltung bürokratische Auswüchse gibt, die es zu bekämpfen gilt. Zum Kampf gegen solche bürokratischen Auswüchse billigte Lenin auch den Arbeitern das Recht auf Streik zu, machte jedoch auch klar, daß Streiks im Sozialismus das Ziel der Festigung der Macht der Arbeiterklasse haben müssen.