„Unsere Kampagne ist antikapitalistisch, antiimperialistisch und antirassistisch“
Monica Moorehead, Präsidentschaftskandidatin. Foto: WWP
Monica Moorehead kandidiert für die Workers World Party (Partei der Arbeiterwelt)1 für das Amt der US-Präsidentin in den USA. Die Rote Fahne sprach mit ihr über ihre Motivation und ihre Gegenkandidaten Hillary Clinton und Donald Trump
Rote Fahne: Monica, warum kandidierst du für die Präsidentschaftswahl in den USA?
Monica Moorehead: Es geht uns bei dieser Wahlkampagne nicht schwerpunktmäßig um Stimmen. Es geht darum, die Kraft und die Macht des Volkes zu stärken – die Kraft einer vereinigten revolutionären Bewegung, die weit über den 8. November hinausgeht. Wir wollen, dass Millionen von Menschen unsere Kampagne kennenlernen und sich im Verlauf dieser bankrotten und korrupten Wahlen darüber Gedanken machen, wie man eine wirkliche revolutionäre Macht des Volkes aufbaut.
Unsere Kampagne ist antikapitalistisch, antiimperialistisch und antirassistisch. Wir stehen aufseiten des Volkes. Wir sind für die Selbstbestimmung der unterdrückten Völker, die Befreiung der Frau und der Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung. Wir haben zwei afroamerikanische Kandidaten aufgestellt, um vorrangig der Bewegung „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen) eine revolutionäre Stimme zu geben. Die Bewegung „Black Lives Matter“ ist die zurzeit stärkste Bewegung im Land, weil sie von der unterdrückten Jugend und von Frauen, auch von farbigen Trans-Frauen, angeführt wird. Wir haben auch ein allgemeines Programm zum Kampf gegen den Kapitalismus und für den Sozialismus.
Wie erklärst du, dass ein Erzreaktionär wie Donald Trump Präsidentschaftskandidat werden kann?
Wo auch immer er spricht, treten wir gegen Donald Trump auf. Seit Jahrzehnten versucht die Republikanische Partei mit einem halboffenen Rassismus und reaktionär-religiösem Gedankengut Wähler zu gewinnen, in Verbindung mit einem Programm, das offen im Dienst der Superreichen steht. Trump hat dies gesteigert und benutzt eine offen rassistische und ausländerfeindliche Sprache.
So bezeichnet er Mexikaner als „Vergewaltiger“. Als Milliardär und Medien„star“ erhält er ungeheuer viel kostenlose Werbung. Er greift auch auf demagogische Weise das Nordatlantische Freihandelsabkommen (NAFTA) und den Transpazifischen Pakt an, die allen Arbeitern schaden zugunsten der Monopole.
Bernie Sanders, der am weitesten links stehende landesweite Kandidat und Mitglied der Demokratischen Partei, sprach die Probleme der ärmeren Arbeiter an, war aber schwach in Bezug auf den Kampf gegen Rassismus. Obwohl er von der Clinton/Obama-Führung hintergangen wurde, gewann er fast so viele Stimmen bei den Vorwahlen wie Trump und Clinton. Das ist höchst erstaunlich für jemanden, der sich als „Sozialist“ bezeichnet.
Manche sagen, Hillary Clinton sei das „kleinere Übel“. Was meinst du?
Wer auch immer im November die Wahlen gewinnt – es wird notwendig sein, zu kämpfen. Clinton ist eine Kriegstreiberin und Trump ist ein gefährlicher rassistischer Demagoge. Deshalb stehen im nächsten Januar landesweite Protestdemonstrationen auf der Tagesordnung. Momentan ist Hillary Clinton die bevorzugte Kandidatin der etablierten herrschenden Klasse und ihrer Medien.
Natürlich steht Clinton einem frauenfeindlichen Chauvinismus gegenüber. Aber ein Sieg Clintons wird das Leben der Arbeiter, der unterdrückten Völker oder der Frauen nicht mehr verbessern als bei der Wahl Angela Merkels zur Bundeskanzlerin Deutschlands.
Welche Reaktionen bekommt ihr aus der breiten Bevölkerung auf das revolutionäre Programm der WWP?
Unsere Kandidatur gibt uns eine gute Möglichkeit, Menschen, die in Bewegung sind, zu erreichen. In Philadelphia, beim Nominierungsparteitag der Demokraten, haben wir uns mit Protestierenden von „Black Lives Matter“ zusammengeschlossen und auch die enttäuschten Unterstützer von Bernie Sanders angesprochen. Die Rolle der sozialen Medien hat die Anziehungskraft unserer Kampagne erhöht, vor allem unter vielen jungen schwarzen Aktivisten. Diese sind auf Twitter und tweeten unser Zehn-Punkte-Programm.
Wie ist eure Erfahrung mit staatlichen Wahlbehinderungen?
Das ganze Wahlsystem in den USA ist gegen alle ausgerichtet außer der Republikanischen und der Demokratischen Partei. Insbesondere aber gegen linke Parteien, sogar gegen sozialdemokratische Parteien wie die Grünen. Man braucht Geld und eine Wahlmaschinerie, um die Hürden zu überwinden. Sogar um sich zur Wahl aufzustellen, und umso mehr, um eine breite Bekanntmachung zu erreichen. Trotzdem stehen wir in einigen Staaten auf dem Wahlzettel und man kann uns in anderen einschreiben.
Nächstes Jahr wird die ICOR eine Kampagne zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution durchführen. Spielt dieser Jahrestag auch bei euch eine wichtige Rolle?
Die WWP plant, dem 100. Jahrestag der Russischen Revolution auf vielfache Art und Weise zu gedenken als einen Beitrag zum Klassenkampf.
Vielen Dank für das Interview!
1 Mehr unter www.workers.org (dort ist auch das Wahlprogramm der WWP zu lesen)