Einleitung

Im März 2003 erschien das Buch »Götterdämmerung über der ›neuen Weltordnung‹«. Es enthält eine marxistisch-leninistische Analyse der Neuorganisation der internationalen Produktion, die sich seit Anfang der 1990er Jahre in der kapitalistischen Weltwirtschaft durchgesetzt hat.

Diese Veränderung der ökonomischen Basis des Kapitalismus hat den Grundwiderspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem kapitalistischen Charakter der Aneignung an einen Punkt geführt, an dem eine neue Phase in der Entwicklung des Imperialismus eingetreten ist.

Die kapitalistische Produktionsweise hat nun vorwiegend internationalen Charakter und steht unter dem Diktat des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals, das sich etwa aus den 500 größten internationalen Übermonopolen zusammensetzt und sich auf die Macht der stärksten imperialistischen Länder stützt. Die Internationalisierung der gesellschaftlichen Produktion gab der Entwicklung der Produktivkräfte einen gewaltigen Schub. Die materiellen Voraussetzungen einer Gesellschaft ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen wurden im Weltmaßstab weiter vervollkommnet. Zugleich stellt diese Entwicklung alle herkömmlichen gesellschaftlichen Verhältnisse in einer Dimension in Frage, die die ökonomischen, politischen und sozialen Auswirkungen bei der Herausbildung des Imperialismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts weit in den Schatten stellt. Der allgemeine Grundwiderspruch unserer Epoche zwischen Kapitalismus und Sozialismus drängt mehr denn je nach einer Lösung.

Die ökonomische Rolle der Nationalstaaten wird mehr und mehr von dem Kartell des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals, der führenden imperialistischen Staaten und der von ihnen dominierten internationalen Organisationen übernommen. Die Nationalstaaten bleiben jedoch unverzichtbar für das kapitalistische System als Macht- und Herrschaftsinstrumente der in ihnen ansässigen Übermonopole, um den proletarischen Klassenkampf in diesen Staaten niederzuhalten, unverzichtbar auch im Konkurrenzkampf auf den Weltmärkten und im Kampf um die Weltherrschaft.

Die internationalisierten revolutionären Produktivkräfte rebellieren gegen die nationalstaatlich organisierten kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Nie wurde das deutlicher als beim Krisenmanagement der Herrschenden anlässlich der Weltwirtschafts- und Finanzkrise, die im Herbst 2008 ausbrach: Nur noch die internationale Kooperation aller maßgeblichen imperialistischen Mächte konnte – im Rahmen eines eigens dafür geschaffenen G20-Treffens – dieses Krisenmanagement wenigstens zeitweilig wirksam bewerkstelligen. So konnten die scharfen Widersprüche und gewaltigen Auswirkungen abgedämpft werden, die diese – zumindest seit dem II.Weltkrieg – tiefste Weltwirtschafts- und Finanzkrise hervorbrachte. Dies hatte allerdings den Preis, dass die zugrunde liegenden Probleme nicht gelöst, sondern verschärft und in die Zukunft verschoben wurden.

Die ökonomischen Zwänge des internationalen Konkurrenzkampfs haben die staatsmonopolistischen Strukturen, insbesondere die seit dem II. Weltkrieg gewährten und erkämpften sozialen Rechte und Errungenschaften, mehr und mehr unterhöhlt. Damit schwinden auch die Möglichkeiten des kapitalistischen Systems, Massen an sich zu binden. Die bürgerlichen Staatsapparate büßen tendenziell ihre Handlungsfähigkeit ein, die sie in der bürgerlichen Demokratie, der jahrzehntelang vorherrschenden Herrschaftsform der Diktatur der Monopole, gewonnen hatten.

Unter dem demagogischen Schlachtruf des »Kampfs gegen den Terrorismus« verstärkt sich in allen imperialistischen Ländern außerordentlich die Tendenz zur Reaktion nach innen und zur Aggression nach außen. Sie offenbart mehr und mehr, dass die bürgerliche Demokratie eine Farce und das Wesen der bürgerlichen Klassengesellschaft und ihres Staats die Diktatur der Monopole ist.

In dem Buch »Götterdämmerung über der ›neuen Weltordnung‹« führten wir den Nachweis, dass die Neuorganisation der internationalen Produktion eine neue historische Umbruchphase vom Kapitalismus zum Sozialismus eingeleitet hat. Sie kann nur als Wechselwirkung von objektivem und subjektivem Faktor des Klassenkampfs ausreifen. Bei aller widersprüchlichen Entwicklung erscheint seit der Jahrtausendwende die Herausbildung eines internationalen Linkstrends als wichtigste, als bestimmende Erscheinung in der Entwicklung des Klassenbewusstseins der Arbeiterklasse und der breiten Massen. Unübersehbar mehren sich die Anzeichen, dass sich die Jahrzehnte währende relative Ruhe im Klassenkampf unwiderruflich auflöst.

In den internationalen Produktionsverbünden ist ein internationales Industrieproletariat entstanden; es wächst beschleunigt und verändert die Struktur der Arbeiterklasse weltweit. Es erprobt in den sich entwickelnden Kämpfen seine Stärke, beginnt sich der Notwendigkeit der internationalen Solidarität bewusst zu werden, sucht nach einem gesellschaftlichen Ausweg und öffnet sich einer sozialistischen Perspektive. Die Morgenröte eines neuen Aufschwungs im Kampf für den Sozialismus bricht an.

Die marxistisch-leninistische Analyse der Entwicklung des Imperialismus in dem Buch »Götterdämmerung über der ›neuen Weltordnung‹« konnte nur der erste Schritt sein, sich auf die neue Wirklichkeit einzustellen. Bedeutender sind die theoretischen und praktischen Schlussfolgerungen, die für die Weiterentwicklung der proletarischen Strategie und Taktik zu ziehen sind.

Neue Erscheinungen und wesentliche Veränderungen der gesellschaftlichen Entwicklung sind immer mit einem Erklärungs- und Legitimationswettstreit bürgerlicher Gesellschaftstheorien verbunden. Eine Flut neuer Varianten metaphysisch-idealistischer Theorien überschwemmt die Verlage, Fernsehsender und Internetportale mit Versuchen, von den bürgerlichen Lebenslügen zu retten, was zu retten ist, oder notdürftig neue in die Welt zu setzen. Besonders eifrig sind die Apologeten der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft mit ihren Theorien über den Kapitalismus als immer noch »bestes aller Systeme«.

Je mehr ihre Überzeugungskraft unter den Massen schwindet, desto mehr Raum geben die Medien kleinbürgerlich-opportunistischen »Globalisierungskritikern« verschiedenster Schattierungen. Diese versuchen sich mehr oder weniger erfolgreich an einem Drahtseilakt: Einerseits decken sie durchaus kenntnisreich die unbestreitbaren destruktiven Auswirkungen der Neuorganisation der internationalen Produktion und Verteilung auf, andererseits setzen sie die absurdesten reformistischen und revisionistischen Vorschläge zur Sanierung des imperialistischen Weltsystems in die Welt, um sich der einzig konsequenten, der revolutionären Schlussfolgerung zu entziehen.

Die Neuorganisation der internationalen Produktion ist kein vermeidbarer »neoliberaler Auswuchs« des imperialistischen Weltsystems, wie es die kleinbürgerlichen Globalisierungskritiker und Opportunisten behaupten, sondern seine bereits von Marx und Lenin prognostizierte gesetzmäßige Konsequenz. Diese Erkenntnis wird sich unweigerlich in der Höherentwicklung des proletarischen Klassenbewusstseins der Arbeiterklasse niederschlagen und früher oder später den Klassenkampf gegen die herrschenden Verhältnisse aufs Äußerste entfalten und seiner historischen Lösung zuführen.

Die Internationalisierung der Produktivkräfte muss zwangsläufig die Internationalisierung des Klassenkampfs nach sich ziehen und vorantreiben. Untrügliche Zeichen, dass dieser Prozess bereits in vollem Gang ist, können auf der ganzen Welt beobachtet werden: die länderübergreifende revolutionäre Gärung in Lateinamerika nach der Jahrtausendwende, die demokratische Aufstandsbewegung in arabischen Ländern Anfang 2011, die konzern- und branchenweiten, auch länderübergreifenden Arbeiterstreiks und -proteste in Europa, die immer deutlicher erkennbare Angleichung von Inhalt und Form internationaler Massenkämpfe zur Verteidigung der sozialen Rechte, der weltweite Protest gegen die imperialistische Aggression der USA und Großbritanniens gegen den Irak im Jahr 2003, die international koordinierte Vorbereitung und Durchführung der Weltfrauenkonferenz in Venezuela 2011 und nicht zuletzt der weltweite Protest gegen die Verursacher der globalen Umweltkatastrophe.

Die Internationalisierung des Klassenkampfs und ihre Förderung durch revolutionäre Organisationen bedeutet nicht etwa, dass der Klassenkampf im nationalen Rahmen keine wesentliche Rolle mehr spielen würde. Vielmehr entfaltet sich eine globale Wechselwirkung nationaler und internationaler Klassenkämpfe, die sich gegenseitig befruchten und stärken.

Das imperialistische Weltgefüge wird untergehen. In einem vielschichtigen, widersprüchlichen weltrevolutionären Prozess wird es Schritt um Schritt den vereinigten sozialistischen Staaten der Welt weichen müssen, will die Menschheit nicht in der kapitalistischen Barbarei untergehen. Niemand kann jedoch heute voraussagen, in welchen Zeiträumen dieser Prozess vor sich gehen und welche Opfer diese historische Umwälzung der Klassengesellschaften fordern wird. Aber die Entwicklungsrichtung zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist eindeutig: Die Haupttendenz in der Welt ist die Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution!

 

Die marxistisch-leninistische Strategie und Taktik muss eine allseitige konkrete Analyse der neuen gesellschaftlichen Entwicklung, des internationalen Klassenkampfs und seiner Widerspiegelung im Bewusstsein und in den Kämpfen der Arbeiterklasse und der breiten Massen gegen Ausbeutung und Unterdrückung durch das allein herrschende internationale Finanzkapital und das imperialistische Weltsystem leisten. Insbesondere muss die Entwicklung der neuen Elemente und wesentlichen Veränderungen des internationalen Klassenkampfs analysiert werden, die seit der Neuorganisation der internationalen Produktion in Erscheinung getreten sind und sich künftig noch herausbilden werden.

Daraus erschließen sich die neuen Möglichkeiten, Aufgaben und Ressourcen der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung. Es gilt, hinter den verheerenden Destruktivkräften des Imperialismus zielstrebig die materielle Vorbereitung des Sozialismus im internationalen Maßstab aufzudecken, wie sie insbesondere in der Entwicklung der revolutionären Produktivkräfte, in der Internationalisierung der kapitalistischen Produktion und in den Kämpfen und neuen Organisationsformen der Arbeiterklasse und der breiten Massen zum Ausdruck kommt. Diese materielle Vorbereitung des Sozialismus und die allgemeine Krisenhaftigkeit des imperialistischen Weltsystems sind die gegensätzlichen objektiven Grundlagen eines neuen Aufschwungs des Kampfs für den Sozialismus auf der internationalen Bühne.

Kennzeichnend ist der unaufhaltsame Drang der kapitalistischen Produktion, Millionen einzelner Produktionsvorgänge und Hunderte Millionen Produzenten in den weltweiten Produktionsverbünden zu integrieren. Mit einer dialektisch-materialistischen Denkweise wird die Menschheit in der Lage sein, die globalen Prozesse der immens wachsenden, immer komplexer werdenden Produktion und Reproduktion des menschlichen Lebens zu beherrschen, sodass sie im Sozialismus/Kommunismus der gesamten Menschheit nutzen und eine neue Stufe der nachhaltigen Einheit von Mensch und Natur möglich machen.

Bürgerliche Wissenschaft und Weltanschauung versinken dagegen in einer tiefen Krise, weil ihre Unterwerfung unter den Maximalprofit, unter den Kampf um die Beherrschung der Weltmärkte und um die Aufrechterhaltung des Imperialismus sie geradezu fesselt. In Wechselwirkung mit der Arbeiter- und Volksbewegung entwickelt sich demgegenüber eine gesellschaftskritische wissenschaftliche Strömung. Bedeutende fortschrittliche Erkenntnisse entstehen nur im Kampf gegen Ressortkonkurrenz und Instrumentalisierung der Forschung für die Kapitalverwertung sowie unter Anwendung der Dialektik und des Materialismus.

Wer eine treffende Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung erarbeiten will, muss sich freimachen von dem erbärmlichen Gejammer der Opportunisten und modernen Revisionisten. Sie sind immer noch paralysiert vom Niedergang der sozialimperialistischen Sowjetunion und des von ihr geführten Systems des vermeintlich »realen Sozialismus«. Der vollständige Bankrott der Sowjetunion traf sie deshalb so tief, weil sie den seit Chruschtschow und dem XX.Parteitag der KPdSU 1956 veränderten, bürgerlich-reaktionären Klassencharakter der Sowjetunion nie wahrhaben wollten. Geleitet von ihrer kleinbürgerlich-revisionistischen Denkweise leugneten sie erbittert die Restauration des Kapitalismus in den ehemals sozialistischen Ländern und das reaktionäre Wesen des sowjetischen Sozialimperialismus. Solange sie diese Denkweise nicht selbstkritisch überwinden, werden sie nicht in der Lage sein, aus der geschichtlichen Zäsur nützliche Schlussfolgerungen für den Fortschritt des proletarischen Klassenkampfs zu ziehen.

Auch die Reformisten sind in eine tiefe Defensive und Depression geraten. Bis auf wenige Ausnahmen stürzten alle sozialdemokratischen Parteien Europas in den vergangenen Jahren in ernste Parteikrisen. Auch die linksreformistischen und neorevisionistischen Parteien, die als Produkt dieser Krisen entstanden – wie die Partei »Die Linke« in Deutschland – erweisen sich als unfähig, das Wesen der gesellschaftlichen Entwicklung zu begreifen und revolutionäre Schlussfolgerungen zu ziehen. Ihrer Meinung nach hätten mit der »Globalisierung« der »Raubtierkapitalismus« und der »Neoliberalismus« ihren Vormarsch angetreten – als eine bedauerliche, aber im Rahmen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung korrigierbare Entwicklung. Die Illusion einer Rückkehr zum vermeintlichen »Sozialstaat«, die Hoffnung auf eine Renaissance der »sozialen Marktwirtschaft« sowie der Traum von »sozialer Gerechtigkeit« im Kapitalismus ist alles, was ihnen als Antwort auf die Fragen der Zeit einfällt.

Natürlich veränderte der Imperialismus nach dem II. Weltkrieg seine konkreten Methoden der Ausbeutung und Unterdrückung. Die Entstehung des sozialistischen Lagers für ein Drittel der Menschheit und die Zerschlagung des alten Kolonialsystems durch bewaffnete Befreiungsbewegungen setzte ihn mächtig unter Druck. Um das sozialistische Bewusstsein der Arbeiterklasse zumindest in den imperialistischen Metropolen nachhaltig zu zersetzen, hielten es die herrschenden Monopole für nötig – nicht nur in Westdeutschland –, soziale Reformen zu gewähren, zum großen Teil ohne Kampf, und so die Verbreitung einer kleinbürgerlich-reformistischen Denkweise in der Arbeiterbewegung zu forcieren. Zweifellos gelang es den Herrschenden, mit der Förderung kleinbürgerlicher Lebens- und Familienverhältnisse bis weit hinein in die Arbeiterklasse und mit der Herausbildung eines ganzen Systems der kleinbürgerlichen Denkweise eine jahrzehntelang anhaltende relative Ruhe im Klassenkampf zu erreichen.

Seit der Neuorganisation der internationalen Produktion mit ihrer enormen Zuspitzung des internationalen Konkurrenzkampfs erscheint dem internationalen Finanzkapital der »soziale Klimbim« nur noch als Ballast, als nachteilige Ausgangslage in der Schlacht um die Beherrschung der Weltmärkte. Also greifen sie die sozialen Errungenschaften an. Doch damit zerstören sie eine wesentliche materielle Basis der Glaubwürdigkeit ihres »Sozialstaats«.

In den vergangenen Jahren haben sie ein ausgetüfteltes Betrugs- und Manipulationssystem der kleinbürgerlichen Denkweise als hauptsächliche Methode ihrer bürgerlich-demokratischen Herrschaftsform herausgebildet. Die kleinbürgerlich-reformistische Denkweise drang nach dem II.Weltkrieg tief in die internationale Arbeiterbewegung ein, zersetzte das Klassenbewusstsein nachhaltig und hemmte die Entwicklung des Klassenkampfs über lange Zeit.

Die kleinbürgerlich-intellektuelle Denkweise führte dazu, dass der Neuaufbau der marxistisch-leninistischen Partei der Arbeiterklasse systematisch desorganisiert wurde. Sie machte die von ihr bestimmten Führer unfähig, schöpferische Schlussfolgerungen aus der Restauration des Kapitalismus und der revisionistischen Entartung der alten kommunistischen und Arbeiterbewegung zu ziehen. Das ging bis zur Bereitschaft, ihr Scheitern dem Marxismus-Leninismus in die Schuhe zu schieben und die junge marxistisch-leninistische Bewegung zu liquidieren. Sie profilierten sich dann in kleinbürgerlich-ökologischen, kleinbürgerlich-demokratischen oder kleinbürgerlich-pazifistischen Bewegungen und einigen ehemaligen Zirkelhäuptlingen aus der »marxistisch-leninistischen« Szene gelang es sogar, Ministersessel zu erobern.

Die proletarische Denkweise ließ sich zwar selbst in der Arbeiterbewegung zeitweilig zurückdrängen; aber sie war nicht auszulöschen, denn sie erwächst gesetzmäßig aus der kapitalistischen Klassengesellschaft und ist traditionell tief in der Arbeiterbewegung verwurzelt.

Heute beschränkt sich das System der kleinbürgerlichen Denkweise weitgehend auf Demoralisierung, Desorientierung und Desorganisation der Arbeiter- und Volksbewegung, da gleichzeitig die Armut wächst, kriegerische Auseinandersetzungen zunehmen und die Umwelt dramatisch zerstört wird. Das System der kleinbürgerlichen Denkweise konzentriert sich immer mehr auf die Verbreitung des modernen Antikommunismus als Damm gegen die Entwicklung eines sozialistischen Bewusstseins. Es ist allerdings ein gewaltiger Selbstbetrug, wenn sich die Herrschenden der Hoffnung hingeben, sie könnten so die Massen auf Dauer vom Kampf für die gesellschaftliche Alternative des Sozialismus abhalten.

Die allgemeine Krisenhaftigkeit des Imperialismus hat sich universell entwickelt, sie bildet heute seine charakteristische Daseinsweise. Die chronische Strukturkrise auf der Basis der Neuorganisation der internationalen Produktion, die in tendenziell kürzeren Abständen und mit größerer Wucht ausbrechenden Finanz- und Wirtschaftskrisen, latente oder offene politische Krisen, die allgemeine Kriegsgefahr, die sich dramatisch zuspitzende Umweltkrise und die drohende menschheitsgefährdende Klimakatastrophe, die Krise des Neokolonialismus, die Krise der bürgerlichen Familienordnung und nicht zuletzt die Krise der bürgerlichen Wissenschaft und Weltanschauung sind heute internationale Erscheinungen. Sie bilden die allgemeine materielle Grundlage der Entstehung einer revolutionären Weltkrise, der objektiven und subjektiven Bedingung des Ausreifens der internationalen sozialistischen Revolution.

Die reformistischen und revisionistischen Führer haben im Grunde nichts gegen das kapitalistische System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen einzuwenden, wenn nur die kapitalistischen Missstände ein wenig gelindert und dabei einige Brosamen zum eigenen Vorteil abfallen würden. Wie sollen Leute mit einer solchen Denkweise begreifen und bejahen, dass sich gegenwärtig eine neue welthistorische Situation herausbildet? Eine Situation, in der die Menschheit nicht mehr zurück kann, sondern vorwärts muss! Eine welthistorische Entwicklung, an deren Ende nur die Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung stehen kann, wenn nicht die ganze Welt in der Barbarei untergehen soll.

Im Prozess der internationalen Arbeitsteilung auf dem Niveau internationaler Produktionsverbünde hat sich in den letzten Jahrzehnten ein internationales Industrieproletariat herausgebildet. Es ist heute die Kraft, die sich an die Spitze des internationalen Kampfs gegen den Imperialismus und für den Sozialismus stellen kann und muss. In seinen ökonomischen und politischen Kämpfen kann es sich nur behaupten, wenn es mit dem kleinbürgerlichen Konkurrenzdenken fertig wird und Klassenkämpfe führt, die nach Inhalt und Form mehr und mehr grenzüberschreitender Natur sind.

Ultrareaktionäre und faschistoide Parteien und Politiker, die von den bürgerlichen Medien irreführend als »rechtspopulistisch« bezeichnet werden, wollen mit Hetze gegen Migranten das wachsende internationalistische Klassenbewusstsein zersetzen. Die internationale Arbeiterklasse muss auch diesen offen reaktionären Chauvinismus mit seinem Rassismus, seiner sozialen Demagogie und seinen heuchlerischen Parolen »gegen die da oben« entlarven und entschieden der Faschisierung entgegentreten. Nur das internationale Industrieproletariat kann die gesamte Arbeiterklasse über Ländergrenzen hinweg zur internationalen Revolution führen und auch die breiten Massen, die im Kampf gegen ihre nationalen Bourgeoisien und Staaten stehen, in den Befreiungskampf einbeziehen und ihnen Orientierung und Perspektive geben. Die Gewinnung des entscheidenden Einflusses auf dieses internationale Industrieproletariat ist deshalb die vorrangige und mehr und mehr auch gemeinsame Aufgabe der Marxisten-Leninisten und aller Revolutionäre auf der ganzen Welt.

Ohne Zweifel befindet sich die internationale Arbeiterklasse noch in der strategischen Defensive gegen das internationale Finanzkapital. Diese dauert seit Jahrzehnten an und verlangt den Revolutionären viel Kampfmoral und Durchhaltevermögen ab. Aber die strategische Offensive des Imperialismus ist längst ins Stocken geraten. Die Arbeiterklasse hat in verschiedenen kapitalistischen Ländern bereits ihre strategische Gegenoffensive eingeleitet. Die demokratischen, antiimperialistischen Erhebungen gegen verschärfte neokoloniale Ausbeutung und Unterdrückung in den Ländern Lateinamerikas, Asiens und Afrikas sind ein Signal: Die Massen wollen sich mit der Herrschaft des Weltimperialismus nicht abfinden. Ihr Kampf zur Verteidigung der nationalen Ressourcen gegen neokoloniale Ausplünderung, gegen Hunger und gegen die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, für die Überwindung der Überreste reaktionärer feudaler und halbfeudaler Strukturen auf dem Land, für eine neudemokratische Revolution auf dem Weg zum Sozialismus ist und bleibt Bestandteil und zugleich wichtigste unmittelbare Reserve der internationalen proletarischen Revolution.

Bei allen Unterschieden der Klassenkämpfe in den einzelnen Ländern braucht das internationale Proletariat im Bündnis mit allen Unterdrückten einen gemeinsamen Bezugspunkt: die internationale sozialistische Revolution. Die Koordinierung und Revolutionierung des Klassenkampfs muss die fortschrittlichen, demokratischen und revolutionären Massenbewegungen und -organisationen zu einer internationalen Macht zusammenschließen, die dem imperialistischen Weltsystem überlegen ist. Die konkreten ökonomischen, sozialen und politischen Bedingungen eines jeden Landes müssen in der jeweiligen proletarischen Strategie und Taktik ebenso Berücksichtigung finden wie der allgemeine Bezug auf die internationale Revolution. So erscheint die internationale proletarische Strategie und Taktik als ein Orchester verschiedener proletarischer Strategien und Taktiken der revolutionären Arbeiterparteien in den jeweiligen Ländern.

Grundlegende Voraussetzung der dialektischen Einheit von internationaler Gemeinsamkeit und nationaler Besonderheit ist die Existenz autonomer marxistisch-leninistischer Parteien in den einzelnen Ländern. Sie haben aus der revisionistischen Entartung der alten kommunistischen Bewegung gelernt und ihre Schlüsse gezogen. Diese Parteien müssen ideologisch-politisch klarsehen, insbesondere hinsichtlich der Gefahr des Liquidatorentums aufgrund der kleinbürgerlichen Denkweise in der revolutionären Arbeiter- und Volksbewegung, im Klassenkampf gestählt und aufs Engste mit der Arbeiterklasse und den breiten Massen verbunden sein.

In der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung ist eine Grundsatzdiskussion entstanden, ob es richtig ist, die internationale sozialistische Revolution als gemeinsames strategisches Ziel anzuerkennen, und wie die Vereinheitlichung der proletarischen Strategie und Taktik zur Vorbereitung und Durchführung der internationalen Revolution zustande kommen soll.

Für Dogmatiker bedeutet die Revolution nichts anderes, als bewährte Revolutionskonzepte zu kopieren und mit großem Pathos auf sie zu pochen – ohne Rücksicht auf von Land zu Land verschiedene konkrete Bedingungen oder auf neue Erscheinungen und wesentliche Veränderungen des imperialistischen Weltsystems. Wenn sie dann unausweichlich ihre Niederlagen erleiden, machen sie nicht selten den Marxismus-Leninismus verantwortlich, schwören kleinmütig der Revolution ab und wandeln sich zu offenen Liquidatoren und Verteidigern des Imperialismus. Die vielfachen Spaltungen in der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung sind nur das abscheuliche Resultat dieser Tendenz. Solche Dogmatiker missachten und diskreditieren die internationale Revolution. Dabei war die internationale Revolution schon seit Marx und Engels wesentlicher Bezugspunkt jeder revolutionären Strategie und Taktik des Proletariats. Mit der Neuorganisation der internationalen Produktion sind nun auch die gesellschaftlichen Bedingungen für ihre Verwirklichung ausgereift.

Die Revisionisten wiederum wagen erst gar nicht, die Frage der Revolution aufzuwerfen. Ihre Vorstellungskraft reicht nicht aus, erneute revolutionäre Erschütterungen der gigantischen Macht des internationalen Finanzkapitals für möglich zu halten. Und so begnügen sie sich damit, sich verzweifelt der Politik des »Neoliberalismus« entgegenzustemmen, sich den verschiedensten Formen des Linksreformismus anzubiedern und sich im bürgerlichen Parlamentarismus zu verlieren, um sich zugleich dem Wichtigsten, dem revolutionären Kampf zur Überwindung des Imperialismus und für den Sozialismus zu entziehen oder gar verstört vor ihm zu warnen.

Die Revolutionäre der Welt müssen sich mit den Gesetzmäßigkeiten der internationalen Revolution und ihrer Vorbereitung befassen. Die historischen Erfahrungen mit der Strategie und Taktik der internationalen Revolution, wie sie von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tsetung ausgearbeitet, in einen historischen Diskussionsprozess eingebracht und unter den Voraussetzungen ihrer Zeit weiterentwickelt und umgesetzt wurden, müssen kritisch und selbstkritisch ausgewertet werden.

Die Vereinheitlichung der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung wird nur in dem Maß vorankommen, wie sie ihre Lehren aus dem Problem der Denkweise in der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung zieht.

Die Herstellung der Überlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise in der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung ist heute weltweit zur Bedingung jeder erfolgreichen Vorbereitung der internationalen Revolution geworden. Diese grundlegende Aufgabenstellung muss – unter Beachtung des gemeinsamen allgemeinen Wesens – in den einzelnen Ländern differenziert verwirklicht werden.

Ein neuer Aufschwung des Kampfs für den Sozialismus kann nur auf der Grundlage einer neuen Qualität des proletarischen Internationalismus in Theorie und Praxis der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung vor sich gehen. Das wird neue Anziehungskraft auf die Massen ausüben, vor allem auf die Arbeiterklasse und die Jugend. Die Marxisten-Leninisten auf der ganzen Welt müssen die ideologischen, politischen und organisatorischen Fragen der Vorbereitung der internationalen Revolution gemeinsam bewältigen. Die sichere Basis dafür ist das ernsthafte Vorantreiben des revolutionären Klassenkampfs und Parteiaufbaus in den einzelnen Ländern.

Ein derartig komplexer Prozess kann natürlich nur unter Einbeziehung aller relevanten revolutionären Organisationen und Parteien, organisiert und auf der Basis einer proletarischen, wissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweise erfolgreich in Angriff genommen und bewältigt werden.

Mit dem Buch »Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution« will die MLPD für diese große Aufgabe der Revolutionäre in aller Welt einen theoretischen Beitrag leisten. Das Buch ist das schöpferische Produkt eines Kollektivs aus über 130 Mitarbeitern und konnte nur aus der Diskussion und Zusammenarbeit von Revolutionären aus der ganzen Welt entstehen. Es kann und will selbstverständlich nicht den Anspruch erheben, eine Generallinie für die internationale marxistisch-leninistische, revolutionäre und Arbeiterbewegung auszuarbeiten; es wird von den Marxisten-Leninisten in Deutschland allein verantwortet, ist ihre Leitlinie und kann als Maßstab zu ihrer Beurteilung dienen. Das Buch soll aber Anstoß und Beitrag sein für den notwendigen Prozess intensiver theoretischer Diskussion und praktischer Zusammenarbeit in der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung.

Stefan Engel   März 2011

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