12.11.08: Erpressung der Metallbosse ... und Kniefall der IGM-Führung
Im ganzen Land zeigten Metaller in den letzten Tagen ihre Kampfbereitschaft (Bild: Krefeld) – die Einheit von Jung und Alt spielte eine wichtige Rolle
Umgerechnet
macht die vorgesehene Lohnerhöhung durchschnittlich gerade einmal 4
Prozent bei 18 Monaten Laufzeit aus und dazu wird die Altersteilzeit
allein von den Beschäftigten finanziert. Das entspricht einer dauerhaft
wirksamen Tariferhöhung aufs Jahr bezogen von gerade einmal 2,8
Prozent.
Die Zustimmung der IGM-Spitze dazu ist ein Hammer,
zumal damit nicht einmal die laufenden Preissteigerungen ausgeglichen
werden (etwa 7 Prozent bei Lebensmitteln, über 15 Prozent bei
Energiekosten). Geschwächt werden mit dem faulen Kompromiss direkt die
Gewerkschaften, weil dadurch viele Arbeiter den Sinn der
gewerkschaftlichen Organisierung in Frage gestellt sehen, wenn, ohne
die Kampfkraft der Arbeiter einzusetzen, so ein Kniefall gemacht wird.
Dies
fällt den Kollegen direkt in den Rücken, die voll in der
Streikvorbereitung stehen. Viele Metaller kritisierten, dass die IG
Metall-Führung bei dem miesen Angebot der Unternehmer nicht sofort die
Urabstimmung eingeleitet hat. In einer Reihe von Betrieben hatten sich
Streikposten gemeldet, Feuertonnen und Holz dafür waren schon besorgt
worden. An Streikleitungsschulungen der IG Metall nahmen viele Kollegen
teil.
Über 589.275 Kolleginnen und Kollegen aus 2.670 Elektro-
und Metallbetrieben hatten in den letzten 10 Tagen bei der größten
Warnstreikwelle seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland deutlich
gemacht, dass sie bereit sind, für die 8 Prozent auf 12 Monate zu
kämpfen!
• Die Unternehmerpropaganda, wegen der Finanzkrise
müssten die Arbeiter auf eine Reallohnerhöhung verzichten, wurde von
der überwiegenden Mehrheit der Metaller bewusst abgelehnt.
• Ganze
Lehrwerkstätten gingen mit "Streiktüten" vors Tor. Mancherorts, wie in
Schweinfurt, organisierten sie auch Jugendaktionstage. Mit viel Elan
brachten sie ihre Forderungen nach 75 bzw. 80 Euro mehr mit ein.
•
Bei etlichen Warnstreiks reihten sich auch erstmals Leiharbeiter ein,
die klar stellten, dass sie sich nicht als Streikbrecher einsetzen
lassen. "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" war bei Kundgebungen
bewusstes Thema.
• Lebhafte Diskussionen gab es darüber, dass es
eine gesellschaftliche Alternative zum Kapitalismus braucht, weil der
Widerspruch zwischen unermesslichem Reichtum und wachsender Armut immer
weiter auseinander klafft. „Tarifstreik aktuell", die Reihe der MLPD,
besonders die Nr. 3 mit dem Titel „Irrwitzig ist nicht die
Lohnforderung, sondern der Kapitalismus“, wurde begierig genommen, und
stieß auf viel Zustimmung. Die gewachsene Offenheit für eine
sozialistische Alternative wurde spürbar. Genau davor hatte
offensichtlich die rechte IGM-Führung, voran Berthold Huber, Muffe
bekommen. Er schwang sich mitten im Tarifkampf zum Verteidiger des
Phantoms der „sozialen Marktwirtschaft“ auf, stellte sich damit
ausdrücklich gegen die wachsende Kapitalismuskritik und intrigiert
weiter gegen die MLPD.
Überlagert ist die Tarifrunde von
Produktionsstilllegungen in der Auto- und zunehmend auch in der
Stahlindustrie. Die Arbeiter sollen diese mit Minus-Stunden auf ihren
Zeitkonten bzw. durch Arbeitszeitverkürzung bei Lohnverzicht und mit
Entlassungen bezahlen. Inzwischen fordern Konzerne wie GM/Opel
unverfroren Lohnverzicht von den Beschäftigten und zugleich, dass ihnen
weitere Milliarden auf Kosten der Steuerzahler in den Rachen geworfen
werden. Auf dieser Grundlage entwickelt sich neu eine intensive
Auseinandersetzung um die Aufnahme eines Kampfes für eine
Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. "30 Stunden-Woche bei
vollem Lohn! - statt: Zwangsurlaub und Lohnverzicht" - diese Losung
wird vielfach diskutiert und trifft in dieser Situation ins Schwarze!
8 Tage Beratungszeit nutzen! Nein zum Kniefall! Ja zum aufrechten Gang!
Der
richtige Weg ist, diesen faulen Kompromiss in den Betrieben und
gewerkschaftlichen Gremien zu beraten, Abstimmungen durchzuführen,
Resolutionen dazu zu verabschieden und dies gegebenenfalls mit
selbständigen Initiativen zu unterstreichen. Die Große Tarifkommission
hat aufgrund der teilweise empörten Stimmung in den Betrieben
entschieden, diesen Abschluss nicht sofort anzunehmen, sondern erst mal
acht Tage in den Betrieben zu beraten gerade im Hinblick auf die
kommende, verheerende Weltwirtschaftskrise müssen die Arbeiter ihre
Organisiertheit, ihren Zusammenhalt, ihre Kampfkraft und nicht zuletzt
ihre Gewerkschaften als Kampforganisation stärken!
Das Flugblatt gibt es hier als pdf-Datei zum Herunterladen