Es lebe der Freiheitskampf des Volks von Ecuador!
Am 20. April 2005 stürzte die Arbeiter- und
Volksbewegung in Ecuador Präsident Lucio Gutiérrez. Damit wurde
innerhalb von 8 Jahren der dritte Präsident Ecuadors durch das Volk
verjagt. Das ist eine schwere Niederlage für die Imperialisten und
Reaktionäre in der ganzen Welt und eine Ermutigung für alle
fortschrittlichen Kräfte. Die MLPD sendet herzliche Glückwünsche an die Arbeiter- und Volksbewegung in Ecuador und erklärt ihre kämpferische Solidarität!
Eine akut revolutionäre Situation ist entstanden
Gutiérrez war vor 2 Jahren als ein „Mann des Volkes“ angetreten, hat
sich dann aber voll und ganz in den Dienst der Ausplünderung und
Unterdrückung Ecuadors durch das internationale Monopolkapital und die
einheimische Oligarchie gestellt und wurde zum Büttel vor allem des
US-Imperialismus. Seither reißen Streiks und Demonstrationen nicht ab.
Das Volk ist nicht gewillt, länger eine Situation zu dulden, wo die
Hälfte der 13 Millionen Menschen im Elend lebt und 3 Millionen in die
Emigration gezwungen sind, um ihre Familien zu ernähren. Durch die
Einführung des Dollars als Landeswährung wurden viele Waren für die
Bevölkerung unbezahlbar. Ihre eigenen Produkte haben auf dem Weltmarkt
keine Chance. Durch die neue Freihandelszone ALCA wird das noch
verschärft.
Die Hauptverantwortlichen dafür sind die internationalen Monopole. Sie
plündern die natürlichen Reichtümer wie das Erdöl aus, reißen sich
staatliche Einrichtungen unter den Nagel und reißen in ihrer Profitgier
die letzten Beschränkungen zum Schutz des unersetzlichen ökologischen
Gleichgewichts am Amazonas nieder. Beteiligt sind auch deutsche
Monopole, wie die West-LB, die umweltzerstörerische Projekte fördert.
Es sind dieselben Konzerne, die in Deutschland rücksichtslos Millionen
in Arbeitslosigkeit stürzen und dabei Riesengewinne einstreichen.
Gleichzeitig gerät ihre imperialistische Politik weltweit durch die
Kämpfe der Arbeiter und Massenbewegungen immer stärker unter Druck. In
Lateinamerika hat sich eine länderübergreifende revolutionäre Gärung entwickelt, die sich im Ausreifungsprozess hin zu einer länderübergreifenden akut revolutionären Situation befindet.
Vor diesem Hintergrund verwandelte sich in Ecuador der Protest gegen
die Auswechslung der Richter des obersten Gerichtshofs in eine Massenbewegung gegen die Regierung.
Als auch der Ausnahmezustand nicht durchsetzbar war und Gutiérrez
selbst den Gerichtshof auflöste, wurde daraus ein kämpferischer Sturm,
der den Präsidenten stürzte. In den Straßen der Hauptstadt Quito, der
Hafenstadt Guayaquil und anderer Städte marschierten Demonstranten, die
dem Aufruf der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei
Ecuadors (PCMLE) folgten mit der Losung „Lucio soll gehen - her mit der Volksregierung“.
Praktische Avantgarde der Kämpfe war die Jugend,
organisiert in der JRE, der Revolutionären Jugend Ecuadors
(Jugendverband der PCMLE) und in den nationalen Studenten- bzw.
Schülerverbänden FEUE und FESE. Als es durch Polizeieinsätze die ersten
Toten gab, entstanden teilweise regelrechte bewaffnete
Auseinandersetzungen und die Polizei erlitt Niederlagen. Das Militär,
das bereits vorher gedroht hatte, es lasse keine Anarchie zu,
fürchtete, durch ein Eingreifen noch Öl ins Feuer zu gießen. Die
Bewegung ließ sich durch Repression nicht mehr aufhalten. Die
revolutionäre Gärung ist in die akut revolutionäre Situation
übergegangen: Die Herrschenden können nicht mehr in der alten Weise
regieren und die Massen wollen nicht mehr in der alten Weise regiert
werden.
Im Eilverfahren versuchten die Herrschenden im Parlament
(Kongress) durch die Vereidigung des bisherigen Vizepräsidenten Alfredo
Palacio die Lage zu retten. Doch die Demonstrationen belagerten den
Kongress und skandierten „Alle müssen gehen!". In den Provinzen Azuay,
Loja, Esmeraldas und Imbabura besetzte das Volk die Regierungssitze und
es wurden als Organe der Volksmacht die „asambleas populares“
(Volksversammlungen) einberufen. In der Andenstadt Cuenca (Provinz
Azuay), der drittgrößten Stadt des Landes, wurde der Vorsitzende der
Studentenvereinigung von der Volksversammlung zum neuen Gouverneur
ernannt. Die marxistisch-leninistische PCMLE, mit der die MLPD eine
enge und freundschaftliche Zusammenarbeit verbindet, ist die führende
Kraft im revolutionären Befreiungskampf des ecuadorianischen Volkes.
Mit Rückhalt der Armee kündigt der neue Präsident Alfredo Palacio im
Kongress von Quito zur Beruhigung ein Zugeständnis nach dem anderen an,
ohne dass er im Volk Glauben findet. Noch ist nicht entschieden, ob die
Situation in die volksdemokratische Revolution mündet, oder es den
Herrschenden gelingt, der Arbeiter- und Volksbewegung eine Niederlage
zu versetzen.
Einhellig reagieren die imperialistischen Staaten, von USA, über EU bis
Russland „besorgt“ und fordern scheinheilig „Verfassungsmäßigkeit“ und
meinen damit ihre Rechte zur Fortführung der Ausbeutung und
Unterdrückung des ecuadorianischen Volkes. US-Außenministerin Rice
heuchelt, ihre Hauptsorge sei zu verhindern, dass „Gewalt“ angewendet
werde. Das rufen Leute, die weltweit und gerade in Lateinamerika
Verantwortung für Folter und Mord an unzähligen Menschen tragen. Die
bis heute Regimes und Todesschwadrone stützen, die z.B. in Kolumbien
Revolutionäre, Gewerkschafter, Journalisten und andere Oppositionelle
ermorden lassen, die auch in Ecuador die gewaltsame Unterdrückung des
Volkes und Ermordung von revolutionären Führern, wie Jaime Hurtado
betrieben. Wenn für diese Leute die Gefahr besteht, dass das Volk unter
Führung der Arbeiterklasse die Macht erobert, dann rufen sie nach
Einhaltung der Verfassung und Gewaltlosigkeit und bereiten gleichzeitig
die gewaltsame Niederschlagung vor.
Es ist, wie Lenin in „Die Lehren der Revolution“ über die russische Revolution von 1905 schrieb: "Die
erste und grundlegende Lehre ist die, dass nur der revolutionäre
Massenkampf imstande ist, einigermaßen ernsthafte Verbesserungen im
Leben der Arbeiter und in der Verwaltung des Staates durchzusetzen. ...
Die zweite Lehre ist die, dass es nicht genügt, die Macht des Zaren zu
untergraben und einzuschränken. Sie muss vernichtet werden. Der Zar
machte Zugeständnisse, als der Ansturm der Revolution stärker wurde,
und nahm alle Zugeständnisse wieder zurück, als der Ansturm schwächer
wurde. Nur ... der Übergang der Macht in die Hände des Volkes kann
Russland befreien...“ (Lenin Werke, Band 16, S. 303).
Der Kampf des Volks von Ecuador ist ein Signal für die Völker Lateinamerikas,
die ebenfalls gegen die neokoloniale Unterdrückung kämpfen. Dieses
kleine tapfere Volk zeigt den Arbeitern und Werktätigen in der ganzen
Welt, dass es möglich ist, die scheinbare Übermacht der Herrschenden mit kämpferischer Entschlossenheit zu brechen!
Die internationale Solidarität muss dem Kampf der Arbeiter- und
Volksbewegung in Ecuador den Rücken stärken, zumal die Imperialisten
kaum hinnehmen werden, dass sich ein Land wie Ecuador aus der
neokolonialen Unterdrückung befreit.
In Deutschland ist der wichtigste Beitrag neben der praktischen
internationalen Solidarität, dass immer mehr Arbeiter und Angestellte,
Arbeitslose, Jugendliche und Rentner die Zeichen aus Ecuador aufgreifen
und verstärkt und organisiert den Kampf um die dringenden Forderungen
gegen dieselben internationalen Monopole und ihre imperialistische
Politik führen. Der bevorstehende 1. Mai, der internationale Kampftag
der Arbeiterklasse, und das 12. Internationale Pfingstjugendtreffen
2005 am 14. und 15. Mai 2005 in Gelsenkirchen sind wichtige
Gelegenheiten, um die internationale Verbundenheit im gemeinsamen Kampf
für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen
durch den Menschen, für den echten Sozialismus zum Ausdruck zu bringen.
Dem revolutionären Befreiungskampf des tapferen Volks von Ecuador gilt unsere ganze Unterstützung! Euer Kampf ist unser Kampf!
Hoch die Internationale Solidarität!
Proletarier aller Länder vereinigt euch!