Das Fulbari Kohleprojekt und die Volksbewegung
Ein kurzer Bericht über die Kohlebergwerke und die Verträge
Es gibt fünf Kohlereviere im Norden von Bangladesch:
1. Jamalgonj (im Bezirk Joypurhat),
2. Boropukuria
3.Fulbari
4.Khalsipara
5. Dighipara
Vier Kohlereviere (Nr. 2 - 5) befinden sich im Bezirk Dinajpur. Das größte
Vorkommen ist im Jamalgonj-Revier mit ungefähr 1 Milliarde Tonnen.
Die Kohle befindet sich jedoch 3.000 Fuß (ca.1.000 Meter, Anmerkung
des Übersetzers) unter der Erde. Aus diesem Grund ist die Technik
für den Abbau kompliziert und teuer. Der Kohleabbau wurde bereits
in Boropukuria aufgenommen, wo eine chinesische Gesellschaft eine Lizenz
für Bangladesch erhalten hat. Der Abbau erfolgt in einem unterirdischen
Prozess, bei dem Löcher gebohrt werden (d.h. kein Tagebau). Darüber
gibt es keine Beschwerden. Die Reviere von Khasipara und Dighipara sind
bis jetzt noch nicht betroffen.
Das Kohlerevier von Fulbari
1994 gewährte die Regierung (in der Zeit der BNP-Regierung) einer australischen Gesellschaft, der BHP, eine Lizenz für die Erschließung. Damals wurde gesagt, dass es Reserven von 380 Millionen Tonnen gibt. Jetzt wird geschätzt, dass die Reserven 572 Millionen Tonnen betragen: 1997 (in der Zeit der nächsten Regierung, der Awami League) übertrug die BHP die Lizenz an eine britische Gesellschaft, nämlich die Asia Energy. In dieser Zeit wurde ein neuer Vertrag für die Erschließung unterzeichnet. Dieser Prozess geht weiter und die Asia Energy überreichte im Oktober 2005 der Regierung ihren Bericht (inzwischen gab es einen Regierungswechsel und die von der BNP geführte Regierung kam 2001 an die Macht). Solche Verträge wurden nie öffentlich diskutiert und auch nicht im Parlament.
Aus diesem Grunde kennen wir auch nicht die Einzelheiten der Verträge. Es ist jedoch bekannt, dass falls der Bericht angenommen wird, Asia Energy das Recht erhalten wird, mit dem Abbau zu beginnen und ihn über 30 Jahre im Tagebaubetrieb durchzuführen, bis die ganzen Reserven ausgeschöpft sind. Die Gesellschaft wäre die einzige Eigentümerin der geförderten Kohle und würde das Recht bekommen, zu exportieren und zu verkaufen. Im Gegenzug würde Bangladesch Lizenzgebühren von nur 6 Prozent der Erlöse bekommen.
Der Bericht, der von Asia Energy eingereicht wurde, wird noch von der
Regierung geprüft. Deshalb ist mit dem Abbau noch nicht begonnen
worden. Inzwischen wurde irgendwie enthüllt, dass Asia Energy den
Pachtvertrag für das Bergwerk unter den oben genannten Bedingungen
erhalten würde, was von großem Schaden für Bangladesch
und gegen dessen Interessen ist. Wenn der endgültige Pachtvertrag
unterschrieben ist, dann würde das bedeuten, dass Asia Energy unsere
natürlichen Ressourcen ausplündert, was vergleichbar ist mit
der Ausplünderung durch die East India Company zweihundert Jahre
zuvor.
Seitdem hat sich eine Protestbewegung und Agitation entwickelt hauptsächlich
in Form einer Kampagne.
Die Gründe für unsere Einwände
Wir sind aus zwei Gründen gegen die genannten Verträge
1) Wenn einer ausländischen Gesellschaft das Eigentumsrecht für das Bergwerk für nur 6 Prozent Lizenzgebühren gegeben wird (oder sogar mehr), auch wenn es eine einheimische Gesellschaft wäre, dann ist das nicht annehmbar.
2) Der Tagebau ist nicht die richtige Entscheidung für ein dicht besiedeltes Land wie Bangladesch. Über 50.000 Menschen müssten umgesiedelt werden. Das Gebiet, in dem der Tagebau erfolgen wird, ist eines der fruchtbarsten Gebiete von Bangladesch. Es würde dort keine Landwirtschaft, keinen Baum und kein Tier mehr geben. Alle Gebäude müssten abgerissen werden. Die Luft würde verschmutzt. Selbst das Wasser im angrenzenden Gebiet würde verunreinigt werden und es würde dort keine Fische mehr geben. Es würde noch weitere Umweltkatastrophen geben. Zwischen der Oberfläche und den Kohleschichten gibt es eine Schicht mit Grundwasser, die für die Fruchtbarkeit des Landes sorgt. Dieses Grundwasser müsste ausgepumpt und das Wasser irgendwohin geleitet werden, vielleicht in einen Fluss in der Nähe. Wenn das Grundwasser über 30 Jahre ausgepumpt wird, dann wird sich der gesamte Norden von Bangladesch in eine Wüste verwandeln.
Deshalb stellen wir folgenden Forderungen auf:
1) Die Kohlenreviere dürfen an keine ausländische Gesellschaft
verpachtet werden. Bangladesch muss das alleinige Besitzrecht darüber
und über seine Produkte haben.
6 Prozent Lizenzgebühren (oder sogar mehr) sind einfach unannehmbar.
Einige bürgerliche Intellektuelle und imperialistische Agenten werfen
die Frage auf, dass wir nicht über das technische Wissen verfügen,
um selbst Bergbau betreiben zu können. Unsere Antwort ist, dass wir
in diesem Fall noch einige Jahre warten können, bis unsere Ingenieure
und Experten ausgebildet sind und Bangladesch im Alleinbesitz der Bergwerke
und ihrer Produkte sein wird. Als Alternative können wir ausländische
Experten und Lizenzfirmen beschäftigen (wie im Falle von Boropukuria),
wobei Bangladesch das alleinige Besitzrecht für die Bergwerke und
die Produkte behält.
2) In Bangladesch sollte nirgends Tagebau betrieben werden.
Über das Bergbaugesetz
Es gibt in Bangladesch ein Bergbaugesetz, das vor langer Zeit während
der Kolonialzeit erlassen worden war und das bis 1989 gültig gewesen
ist. Dieses Gesetz wurde uns von der imperialistischen Macht in deren
eigenem Interesse aufgezwungen. Nach diesem Gesetz kann das Bergbaugebiet
an jede Gesellschaft (ausländische und einheimische) zur Förderung
der Kohle verpachtet werden mit dem alleinigen Besitzrecht der Gesellschaft
für die Produkte, wofür Lizenzgebühren von 6 Prozent für
den Tagebau und von 5 Prozent für den Untertagebau festgelegt sind.
Das Gesetz wurde 1989 geändert, wonach die Lizenzgebühren auf
20 Prozent erhöht wurden (das ist für uns ebenfalls nicht annehmbar).
Dann wurden 1999 die Lizenzgebühren wieder auf 5 bzw. 6 Prozent gesenkt
wie zuvor.
Über Asia Energy
Es ist bekannt, dass zwei Banken, Morgan und Barkley, das Fulbari-Kohleprojekt
von Asia Energy finanzieren. Obwohl Asia Energy noch nicht das Abbaurecht
bekommen hat, behauptet sie in mehreren Veröffentlichungen, im Alleinbesitz
des Kohlereviers von Fulbari zu sein. Mit dieser Manipulation haben sie
den Aktienwert auf dem Aktienmarkt in England in die Höhe getrieben.
Obwohl sie im Oktober 2005 ihre Aufgabe erfüllt haben, einen Bericht
einzureichen und offiziell noch nicht die Erlaubnis für den Abbau
bekommen haben, unterhalten sie noch ein Büro in Fulbari und versuchen,
einige einheimische Leute sowie einflussreiche Personen innerhalb und
außerhalb der Regierung, Experten aus Bangladesch (von denen angenommen
wird, dass sie dem Bericht über die Pacht des Bergwerks zu ihren
Bedingungen zuzustimmen), Politiker, Bürokraten und die Medien zu
bestechen.
Ein sehr wichtiger Politiker, Dr. Kamal Hussain, arbeitet als ihr Rechtsberater.
Höchstwahrscheinlich haben einflussreiche Kreise in der Regierung
ihnen die Abbaurechte zugesichert. Asia Energy ist bereits in einige üble
Spiele verwickelt wie Bestechung, Morde usw. Nach einem Bericht des in
London sitzenden Guardian vom 3. September 2006 zufolge (die Sonntagsausgabe
bekannt als Sunday Observer), steht die Asia Energy im Verdacht, Frau
Nasrin Haq, Bezirksdirektorin einer britischen NGO (Nichtregierungsorganisation)
namens Action Aid (Aktionshilfe), ermordet zu haben. Sie kam in einem
Autounfall vor ihrem Haus ums Leben. Der Bericht behauptet, dass es kein
Unfall, sondern ein Mord war und macht dafür Asia Energy verantwortlich.
Nasrin war aktiv gegen Asia Energy und hatte zu britischen Rechtsexperten
Kontakt aufgenommen, um eine Annullierung des Vertrags mit Asia Energy
zu erreichen. Sie sagte, dass der Vertrag höchst ungesetzlich wäre.
Ferner stand in dem Zeitungsbericht, dass die britische Geberorganisation
"Abteilung für Internationale Entwicklung" (DFID) sie aufforderte
(sogar bedrohte), keine Schritte gegen Asia Energy zu unternehmen, was
sie energisch zurückwies. Action Aid ist eine britisch finanzierte
NGO.
Interessant ist, dass Herr Mahmudur Rahman, Energieberater der Regierung
im Rang eines Ministers, auf einer Pressekonferenz im März sagte,
der Vertrag mit Asia Energy richtete sich gegen die Interessen Bangladeschs.
Er forderte deshalb die Bestrafung derjenigen, die ihn im Namen von Bangladesch
unterschrieben hatten. Er beschuldigte die Awami League, den Vertrag unterschrieben
zu haben (das stimmt, weil er 1997 während des Regimes der Awami
League unterschrieben wurde).
Am nächsten Tag sagte Dr. Mohiuddin Khan Alamgir, Ex-Minister und
prominenter Führer der Awami League ebenfalls, dass sich der Vertrag
gegen die Interessen Bangladeschs richte, aber er gab der BNP die Schuld
dafür. (Das stimmt ebenfalls, da der erste Vertrag mit der australischen
Gesellschaft 1994 unterschrieben wurde, als die BNP in der Regierung war).
Die beiden Führer der zwei großen bürgerlichen Parteien sagten jedoch, dass der Vertrag nicht annulliert werden kann, weil das ihrer Meinung nach ausländische Investoren davor abschrecken würde, in Bangladesch zu investieren. In der Tat dienen beide Führer und beide bürgerliche Parteien den Interessen des Imperialismus.
Die Bewegung
Trotz bürgerlicher Tricks, falscher Propaganda und Bestechung durch die Asia Energy entwickelte sich der Protest, der die Aufhebung des Vertrags fordert. Hauptsächlich linke Kräfte sind dabei aktiv. Linke Parteien und Gruppen ergriffen die Initiative, um ein breites Komitee für den Schutz der natürlichen Ressourcen vor imperialistischer Ausplünderung und des Seehafens (es gibt hier eine Verschwörung, den Hafen Chittagong einer US-Gesellschaft zu überlassen) zu bilden. Unter dem Banner dieses Komitees setzte sich die Bewegung der Agitation und Propaganda fort mit der Forderung nach der Annullierung des Vertrags mit Asia Energy.
Als Teil dieser Bewegung versammelten sich am 26. August 2006 über 50.000 Menschen im Stadtzentrum von Fulbari und marschierten zum Büro der Asia Energy. Die Menschen waren sehr kämpferisch und unerschrocken. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei und mit paramilitärischen Kräften, die auf die Menschen schossen und dabei fünf Menschen töteten und viele andere verwundeten. Die Angestellten von Asia Energy waren bereits vor dem 26. August unter Polizeischutz aus Fulbari geflohen.
Am nächsten Tag brach die staatliche Verwaltung in Fulbari vollständig
zusammen. Es war ein echter Volksaufstand. Die Menschen errichteten Barrikaden
in den Straßen, griffen das örtliche Büro von Asia Energy
an, zerstörten Eigentum und Infrastruktur der Asia Energy (einschließlich
spezieller Telekommunikationsstrukturen, die allein von der Gesellschaft
genutzt werden), griffen Häuser von Agenten der Gesellschaft an usw.
Es war eine Volksherrschaft, in der die Sicherheit der Menschen viel besser
garantiert war als in normalen Zeiten. Jeden Tag waren Tausende von Menschen
auf den Straßen, hielten Versammlungen und Umzüge ab usw. 99
Prozent dieser Menschen waren arme Werktätige. Beachtlich war die
Beteiligung von Frauen bei den Treffen, Demonstrationen und Zusammenstößen
mit der Polizei usw. Die bürgerlichen Parteien waren abwesend.
Am 30. August war die Regierung gezwungen, ein Abkommen mit dem Komitee
zu schließen, das die Bewegung führt. Zwei Minister unterzeichneten
ein Dokument im Namen der Regierung, das unmittelbar danach an die Presse
weitergeleitet wurde. Die Regierung erklärte, dass sich Asia Energy
aus Fulbari zurückziehen würde und dass alle Verträge mit
Asia Energy annulliert würden. Die Regierung stimmte zu, anderen
Forderungen nachzukommen, wie der nach Entschädigung für getötete
und verletzte Personen, für ihre Behandlung usw.
Es war ein historischer Sieg des Volkes. Vor allem musste die multinationale Gesellschaft eine Niederlage in unserem Land einstecken. Es ist jedoch erst ein Anfangserfolg. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, um den Imperialismus zu besiegen.